Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 27. Feb 2009 · Musik

Der Traum von Elfen und Schluchten

„Musik und Traum“ lauten die Leitgedanken, denen die Musikerinnen und Musiker im Rahmen des ersten Abokonzertes von „Musik in der Pforte“ nachspürten. Mit Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms wurden vielfältige romantische Wesensmerkmale in der Musik im schönen Ambiente des Hittisauer Frauenmuseums heraus kristallisiert. Die Werkdeutungen wirkten durchdacht und engagiert musiziert, allerdings fehlte teilweise eine abgerundete innere Ausgewogenheit.

Mendelssohn-Bartholdy und die Suche nach dem Unerreichbaren

Christine Busch, Anke Dill (Violine), Klaus Christa (Viola) und Brigitte Fatton (Violoncello) verliehen dem Streichquartett in e-moll, op. 44/2 von Felix Mendelssohn-Bartholdy einen orchestralen Streicherquartettklang, indem sie die Musik dynamisch prägnant ausformten. Obwohl die MusikerInnen zu Beginn erst zueinander finden mussten und sich eine innere Gelassenheit erst allmählich einstellte, entwickelten sie neben den Hauptlinien auch die kleinen Gesten des bewegten Satzes eindrucksvoll. Nervös flirrend, elfenhaft, gestaltet erklang das Scherzo. Die Suche nach dem Unerreichbaren, ein Hauptgedanke des sehnsuchtsvollen Denkens der Romantik, vertonte Mendelssohn im Andante, in dem Melodielinien erklingen, deren Bogen sich nicht abzurunden scheinen. Diese markanten, in die Ferne verweisenden Bewegungen, deuteten die MusikerInnen mit viel Kontakt zueinander, bevor im Finalsatz der volksliedhafte Gestus in einem gut durchdachten interpretatorischen Kontext besonders betont wurde. Die traumwandlerischen Fantasien in der Musik kamen in Mendelssohn-Bartholdys Scherzo aus dem op. 81 schön zum Ausdruck, zugleich wurden interessante Korrespondenzen mit dem vorher erklungenen Streichquartett erlebbar.

Kammermusik beim Wort genommen

Das Hittisauer Frauenmuseum bietet einen idealen Raum für Kammerkonzerte. Die eher trockene Akustik im Holzkubus bedeutet zwar für die MusikerInnen eine große Herausforderung, für die ZuhörerInnen eröffnen sich jedoch ungewohnt klare Hörperspektiven, weil die musikalischen Linien sehr transparent nachvollziehbar sind. Der persönliche Rahmen und das gemütliche Ambiente ermöglichen darüber hinaus ungezwungene Begegnungen zwischen den Künstlern und dem Publikum.

Brahms und die dicht verwobenen Gegensätze

Brahms’ Streichquintett in G-Dur, op. 111 interpretierten die MusikerInnen, verstärkt durch den Bratschisten Jensen Lam, mit einem aufgewühlten Gesamtduktus. Der breit gefächerte Klang und die energische Artikulation verdeckten am Anfang beinahe die Hauptlinie im Cello. Daraufhin führten die MusikerInnen die Musik in einen wiegenden Duktus und machten klar, dass sie vor allem die Gegensätze der unterschiedlichen Charaktere ausleuchten möchten. Nuancenreiche Klangfarben verdeutlichten die Eigenheiten der Hauptthemen im Adagio sowie im dritten Satz. Bemerkenswert akzentuiert erklang der abschließende Czardas.