Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 27. Jul 2015 · Musik

Der Charme wies weit über die Virtuosität hinaus – Kammermusik von Jacques Offenbach bei „Musik und Poesie“

Zum Auftakt der Reihe „Musik und Poesie“ im Rahmen der Bregenzer Festspiele boten die Musiker Jérome Ducros, Jérome Pernoo und der Rezitator Olaf A. Schmitt eine anregende Unterhaltung. Sie ermöglichten einen Kontakt zum Komponisten Jacques Offenbach abseits der Operetten- und Opernkomposition und verwiesen darauf, dass er ein ausgezeichneter Cellist war und darüber hinaus humorvolle und höchst virtuose Kammermusik komponierte. Einblicke in die Kindheit sowie das Ankommen in Paris und erste Erfolge in den Pariser Salons zeichnete der Sprecher Olaf A. Schmitt nach.

In Korrespondenz mit der Hausoper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach präsentierte das ausgezeichnete Duo mit Jérome Pernoo am Violoncello und Jérome Ducros am Klavier Kammermusik des deutsch-französischen Komponisten Jacques Offenbach. Präsentiert wurden vier, teilweise auch frühe Kompositionen von Offenbach, die direkt nach der Ankunft in Paris Ende der 1830er-Jahre entstanden sind.

Das Werk „Introduction, Prière et Boléro“, op. 22 leitete gut in die originelle Klangwelt des Jacques Offenbach ein. Wichtig für die Werkdeutungen war die souveräne Spieltechnik der Interpreten, denn so kamen auch die Ironie und eine durchaus kritische Grundhaltung, die Offenbachs Werke auch auszeichnet, gut zur Geltung. Die Themen und Motive stellten die Musiker kokettierend nebeneinander, sodass ein schöner Erzählfluss entstehen konnte.

Gute Rezitation


Eine souveräne Spielart zeichnete auch „Introduction et valse mélancolique“, op. 14 aus. Vor allem dieses Werk mit jüdischen Anklängen und französischer Musette fügte sich sehr gut in die biografischen Passagen ein, die Olaf A. Schmitt mit einer schönen Stimme und gut artikuliert aus dem Buch „Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit“ von Siegfried Kracauer las.

Man konnte sich bildlich vorstellen, wie die Künstler durch die Salons „filtriert werden und am Ende als Virtuosen wieder herauskommen“. Weiters verwiesen einige Passagen aus dem Leben von Jacques Offenbach auch auf die Gegenwart. Es gab viel zu tun für den virtuosen und viel gefragten Musiker damals. Jedoch war der geschäftige Umtrieb weitgehend brotlos und sollte meistens für Ruhm und Ehre stattfinden.

Humorvolle Korrespondenzen zwischen den Musikern


„Réverie au bord de la mer“ und insbesondere „La course en traineau“ bildeten die tänzerischen Elementen und den musikalischen Humor des Komponisten schön heraus. Das aus dem Textvortrag evozierte Bild von Offenbachs „Hang zu Eulenspiegeleien“ lenkte die Fantasie in die dementsprechende Richtung.

Passend zu Offenbach interpretierten Jérome Pernoo und Jérome Ducros die Sonate für Violoncello und Klavier von Francis Poulenc. Die musikalische Weiterentwicklung und die Ironie zwischen klangschwelgerischer Weite und reduzierter Klarheit bewirkten reizvolle Auseinandersetzungen. Auch in dieser Werkdeutung zeigte sich die gute Übereinstimmung der beiden musikalischen Partner. Jérome Ducros gestaltete den Klavierpart sehr präsent, war immer zur Stelle, aber nie aufdringlich im Vordergrund. So entwickelte sich der Charme der in einigen Passagen auch kauzigen Komposition hervorragend heraus.