Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Fritz Jurmann · 30. Nov 2016 · Musik

Das SOV verstärkt seine Bemühungen um Musikvermittlung: „Wollen Orchester für alle sein!“

An einem symbolträchtigen Ort, der Zentrale der Volksbank Vorarlberg in Rankweil, wurde am Mittwochvormittag zu einem von SOV-Vizepräsident Wolfgang Burtscher moderierten Pressegespräch des Symphonieorchesters Vorarlberg geladen. Damit sollte das seit 2009 bestehende Engagement des Geldinstituts als Hauptsponsor des heimischen Kulturträgers dokumentiert werden, das sich unter anderem in einem jährlichen Kundenkonzert niederschlägt. Der diesbezügliche Vertrag wurde eben bis 2020 verlängert.

Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel präzisierte: „Das passt genau zu uns als regionalem Unternehmen.“ SOV-Präsident Manfred Schnetzer ergänzte: „Das ist keine reine Zusammenarbeit auf Sponsoren-Ebene, sondern inzwischen eine nachhaltige Partnerschaft auf Augenhöhe geworden, die uns eine langfristige Vorplanung unserer Aktivitäten ermöglicht.“ Verstärkte Bemühungen um Musikvermittlung, eine aktuelle CD und gestiegene Abonnentenzahlen waren die weiteren Themen an diesem Vormittag.

Positive Entwicklung

Thomas Heißbauer, seit 2013 initiativer Geschäftsführer des SOV, sieht diesen Trend als Reaktion des Publikums auf die positive Entwicklung, die das Orchester in den vergangenen Jahren in qualitativer und inhaltlicher Hinsicht genommen hat. Noch während der Umbauzeit des Montforthauses waren infolge der Verlagerung der Feldkircher Konzerte ins Konservatorium Einbrüche zu verzeichnen gewesen, die inzwischen ins Gegenteil gekehrt werden konnten. So sind in der laufenden Saison an den Spielorten Bregenz und Feldkirch zusammen über 1.900 Abonnenten zu verzeichnen – eine deutliche Steigerung trotz der Tatsache, dass sich ein sechster Konzerttermin natürlich auch auf den Kartenpreis niedergeschlagen hat. Immerhin wird durch den Aboverkauf ein beträchtlicher Teil des Budgets lukriert.

Heißbauers Vorplanungen reichen, wie im Kulturbereich üblich, auf fünf Jahre voraus. 2018 und 2019 sind bereits im Detail fixiert, für 2020 und 2021 stehen zumindest die Termine fest. Enthalten darin ist auch die Finalisierung des Mahler-Symphonienzyklus mit dem in Vorarlberg aufgewachsenen Stardirigenten Kirill Petrenko, der seine einmal gegebene Zusage an das SOV einhalten wird, trotz seiner inzwischen gestiegenen internationalen Verpflichtungen als Chef der Berliner Philharmoniker ab 2019 und parallel als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper bis 2021. Eine Tatsache, die von den Musikern und dem Publikum mit größtem Respekt für Petrenko honoriert wird.

Drei Kompositionsaufträge vergeben

Fixiert sind bei diesen Plänen auch drei Kompositionsaufträge des SOV für 2017, von denen einer beim ORF-Festival „Texte und Töne“, zwei aber im offiziellen Aboprogramm zur Uraufführung kommen werden. Man will sich das bewusst leisten, trotz der Tatsache, dass die hoch qualifizierten Musiker für Proben und Aufführungen nach wie vor unterdurchschnittlich bezahlt werden und eine Anhebung der derzeit mit Euro 510.000 fixierten Subvention des Landes im kommenden Jahr schwerlich zu erwarten sein wird.   

Intensiviert werden schon in dieser Saison auch Konzertreisen wie zuletzt nach Klagenfurt, wobei das Symphonieorchester Vorarlberg gegenüber einem angestellten Klangkörper allein deswegen benachteiligt ist, weil dort die Reisezeiten als Dienstzeiten gelten und sich dadurch das SOV für die auswärtigen Veranstalter verteuert. Weitere Gastspiele in dieser Saison wird es in Schwanden (CH) und in Modena (IT) geben. Sie sind wichtig für das Selbstverständnis des Orchesters und um international zu reüssieren. Als Gastspielort gilt auch der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg, den man nach einem infolge mangelnder Nachfrage eingestellten Abozyklus zumindest einmal jährlich mit geeignetem Programm in kleinerer Besetzung bespielen will.

Neue CD als „Visitenkarte“

Nicht ohne Stolz präsentiert Thomas Heißbauer als „Visitenkarte des SOV“ dessen neueste CD. Es ist die erste unter der Leitung des seit elf Jahren amtierenden Chefdirigenten Gérard Korsten und enthält einen ORF-Mitschnitt des Jubiläumskonzertes vom Dezember 2015 zum 30-jährigen Bestehen des Orchesters. Im Mittelpunkt steht mit einer gelungenen Aufführung von Dvoráks Symphonie Nr. 9, „Aus der Neuen Welt“, ein Standardwerk, ergänzt durch Dvoráks „Symphonische Variationen“ als absolute Rarität im Konzertsaal. Erschienen ist die CD beim heimischen Label VMS. Weitere CDs folgen mit Konzerten für Viola mit Herbert Kefer, dem Bratschisten des Wiener Artis-Quartetts, und dem Violinkonzert des Bregenzer Komponisten Richard Dünser in einer Aufnahme von 2007.

Dem Thema Musikvermittlung will man beim SOV auch in Zukunft größte Beachtung schenken. Fixiert ist eine neue Schulpartnerschaft auf zwei Jahre mit dem Feldkircher Gymnasium Schillerstraße, dessen Schüler die Wahlfächer Kulturvermittlung und Kulturmanagement belegen können. Für die Unterstufe ist die Erarbeitung eines Orchesterwerks und das Wissen um das Funktionieren eines Orchesters in einem Workshop geplant, für die Oberstufe gibt es Gespräche, die für Interessenten auch in Richtung eines späteren Musikstudiums führen sollen. Am 14. Juni 2017, dem „Tag der Musikvermittlung“ aller österreichischen Berufsorchester, wird es als besondere Attraktion in Feldkirch ein Open Air mit dem SOV geben, bei dem mutige Zuhörer das Orchester auch selber dirigieren können. Heißbauer: „Wir wollen ein Orchester für alle sein!“

 

Nächste Konzerte des Symphonieorchesters Vorarlberg
Sa, 3. 12., 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
So, 4. 12., 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Solistin: Anika Vavic, Klavier, Dirigent: Gérard Korsten
Werke von Penderecki und Rachmaninoff, Symphonie Nr. 4 von Tschaikowsky