Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Thomas Kuschny · 31. Mär 2017 · Musik

Das Salz in der Suppe - Zum Trio „Azul“ am Spielboden Dornbirn

Das Konzert beginnt genau so, wie es in diesem Genre wohl seit einiger Zeit Brauch zu sein scheint: Man fällt nicht mit der Tür ins Haus, eröffnet lieber behutsam mit einigen frei improvisierten Schwellklängen und sparsamen Einwürfen hie und da, bevor sich das Ganze dann in Richtung Eröffnungsstück entwickelt. Dieses und auch das Folgende sind sehr kontemplativ gehalten, allein, es gibt einen, der schon zu diesem Zeitpunkt permanent für Spannung sorgt: Schlagzeuger Jim Black!

„Azul“ gibt es seit über 20 Jahren, sporadisch enstehen neue Alben wie jetzt unlängst „More Than This“. (Ob der Titel an Roxy Music erinnert? Wir wissen es nicht ...) Sporadisch deshalb, weil alle drei Herren auch noch zahlreichen anderen Beschäftigungen nachgehen. Der portugiesische Kontrabassist Carlos Bica ist verlässlicher Sideman sowohl beim Fado-Star Carlos do Carmo wie auch bei der umtriebigen Maria João. Den baumlangen Frank Möbus kennt man unter anderem vom Langzeitprojekt „Der Rote Bereich“. Er darf sich aber auch Professor für Jazzgitarre an der Universität Weimar nennen. Und dann ist da eben noch Jim Black, in den frühen Neunzigern unverzichtbarer Teil der Downtown-Szene um Dave Douglas oder Tim Berne und spannender Innovator mit seinen eigenen Bands „AlasNoAxis“ und „Pachora“.

 

Zweifellos ist er derjenige, der diesem Trio die nötige Würze gibt, das „Salz in der Suppe“ eben. Unbändige, ansteckende Spielfreude, stupende Technik und ein scheinbar nie enden wollender (oder könnender) Einfallsreichtum, dynamisch, versatil und geschmacksicher, kein Wunder, dass sich die Aufmerksamkeit auf ihn konzentriert. Zudem scheint ihm der Schalk im Nacken zu sitzen, vertauscht er doch in einem unbeobachteten Moment das Notenmaterial von Möbus, der dann doch etwas irritiert wirkt. Black selbst spielt natürlich alles auswendig, obwohl die Kompositionen höchstens vordergründig einfach gestrickt sind. Klassische solistische Ausflüge sind eher dünn gesät, mit wendigem Ensemblespiel geht es durch die zahlreichen Teile und Brüche. Der Gesamtsound ändert sich aber nur wenig und sorgt so für die nötige Stringenz. Beim Spiel des Gitarristen fühlt man sich mehr als einmal an Bill Frisell erinnert, auch der Sound ist sehr ähnlich. Aber wo sich Frisell in letzter Zeit vielleicht zu sehr in Richtung Dreiklangsseligkeit bewegt, biegt Möbus dann doch wieder in schrägere Gefilde ab, dies allerdings ohne jede Harschheit. Carlos Bica hält sich überhaupt sehr zurück, auch das verleiht dem Konzert einen sehr runden, eingängigen Charakter.

Als Anspieltipp für nicht Dabeigewesene sei das auch im Netz leicht auffindbare „Believer“, das als Zugabe geboten wird, genannt.

 

Am Ende ist es dann Möbus, der mit seiner Geschichte vom armen Busfahrer, mehr oder weniger kongenial begleitet von Black an der Gitarre (!!) und Bica an den Drums (!!!), eine der alleroriginellsten Erinnerungen an die draußen erhältlichen CDs bringt.

Hoffentlich hat es genützt.