Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 20. Jän 2018 · Musik

Das Gesicht nach der Sonne richten – das "Bochabela String Orchestra" sowie der Chor des Musikgymnasiums Feldkirch feierten Nelson Mandelas 100. Geburtstag mit einem fulminanten musikalischen Fest

Das allseits beliebte „Bochabela String Orchestra“ aus Südafrika und deren Mentoren Peter Guy und Klaus Christa sind derzeit auf Europa-Tournee. Der 100. Geburtstag von Nelson Mandela bietet den Musikerinnen und Musikern einen idealen Anlass, um diese Lichtgestalt des 20. Jahrhunderts zu feiern und seine Gedanken hochleben zu lassen. Energiegeladen und voller Begeisterung musizierten die Jugendlichen aus Bloemfontain in Südafrika gemeinsam mit Freunden aus Vorarlberg und mit dem Chor des Musikgymnasiums. In einem weiten Bogen zog das Orchester unter anderem mit Anti-Apartheit-Songs und afrikanischen Traditionals die Zuhörenden in seinen Bann. Überhöht wurden die musikalischen Bilder, in denen sich die Kontinente und Menschen verbinden, auch durch neue Kompositionen von Simon Frick, David Helbock und Zuko Samela.

Gleich zu Beginn sorgten die Sängerin Keikatseng Lesengyo, das „Bochabela String Orchestra“ und der Chor des Musikgymnasiums unter der Leitung von Martin Lindenthal mit dem Anti-Apartheit-Song „Senzenina“ für Gänsehaut. Voller Leidenschaft sangen auch Sehle Mosole, Mookho Rankhala und Ashlin Grobbelaar gemeinsam mit dem Chor und dem Streichorchester die Songs „Ukhutula“, „We are waiting“ sowie die Hymne „Nkosi Sikelel’ iAfrika“. Dazu brachten die von Eike Domroes rezitierten Texte die außergewöhnliche Denkart und das Leben von Nelson Mandela zum Ausdruck. Zahlreiche Gedanken ließen aufhorchen und regten zum Nachdenken an.

Drei Orchestermitglieder aus den Townships von Bloemfontain studieren bereits seit zwei Jahren am Vorarlberger Landeskonservatorium. Auch deshalb wirken seit kurzem weiße Freunde beim „Bochabela Orchestra“ mit. Das freudige und freundschaftliche Zusammenwirken der jungen Musikerinnen und Musiker ließ den Funken der Begeisterung im vollen Festsaal des Landeskonservatoriums sofort zum Publikum überspringen.

Mit unterschwelliger Energie

Dass die Musikerinnen und Musiker allesamt viel zu sagen haben, zeigten sie unter anderem mit den Werkdeutungen neuer Kompositionen, die den „Bochabelas“ auf den Leib geschrieben sind. Simon Frick ist selbst Jazzgeiger und hat ein gutes Gespür für musikalische Flächen. Diese setzte er in seinem durchaus zeitkritischen Werk mit dem Titel „Surrounded by tension. Finding the oasis“ für Viola solo, Rezitation, Streichorchester und Kongas stimmig um. Aus einer diffusen Fläche löste sich die Bratschenstimme, ausdrucksstark gespielt von Klaus Christa, mit einer Frage aus dem Ganzen heraus. Eine brodelnde Energie führte zu einem Kulminationspunkt, aus dem die Konzertmeisterin ein klangschönes Gospelthema spielte. Doch bald begann der musikalische Fluss zu driften bis ihm das Fundament der tiefen Stimmen entzogen wurde. Mit einem vielsagenden Liegeton endete das Werk.

Zu Ehren von Nelson Mandela

Ein anregendes Werk, das durch die rezitierten Zitate von Nelson Mandela maßgebende Impulse erhielt, komponierte David Helbock für das „Bochabela String Orchestra“. Improvisationen, Abschnitte mit rockigem Charakter und gleichgeschaltete rhythmische Felder sowie ein hoffnungsvoller „Happysound“ in der Schlusspassage unterstrichen den musikalischen Aussagegehalt in „Madiba“ vielfältig. Auflockernd wirkten die zwischen einzelnen Instrumenten entfalteten Dialoge. Überdies regten die von Eike Domroes vorgetragenen Zitate von Nelson Mandela zum Weiterdenken an.

Musikalisches Dankeschön

Zuko Samela aus Bloemfontain ist einer der drei Stipendiaten, die am Vorarlberger Landeskonservatorium studieren. Der Bratschist ist ein begeisterter Improvisator und auch kompositorisch tätig. Im Auftrag von Klaus Christa komponierte er das Werk „Siyabonga“ für tiefe Streicher und Chor als eine Art Dankgesang. Die feinsinnigen melodischen Linien sowie die dunklen Farben der Streicher und der volle Chorklang verströmten eine tiefsinnige Atmosphäre.

Musikalische Lebensfreude

Mit afrikanischen Traditionals versetzten die Musikerinnen und Musiker im zweiten Set das Publikum in eine euphorische Stimmung. Die mitreißenden Arrangements stammten aus der Feder des Initiators und Mentors des südafrikanischen Streichorchesters Peter Guy. Für das mitreißende und tiefsinnige Fest für Nelson Mandela sowie das energiegeladene Musizieren und Singen dankte das beglückte Publikum mit standing ovations.