Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 08. Aug 2018 · Musik

Breitgefächerte Farben und Stile - „Zeitklang im Museum“ mit dem Wiener Concert-Verein

Der „Wiener Concert-Verein“ bot im Rahmen der Reihe „Zeitklang im Museum II“ ein breites Spektrum an Kompositionen unserer Zeit. Wertvoll für die heimische Musikszene sind die bereits zur Tradition gewordenen Konzerte unter anderem auch deshalb, weil die Musikerinnen und Musiker aus den Reihen der Wiener Symphoniker in ihre Aktivitäten auch Werke von Vorarlberger Komponistinnen und Komponisten miteinbeziehen. So fanden unter anderem die Uraufführung des Werkes „In flagranti“ von Volker Plangg und die Aufführung des Blechbläserquintetts „Colours“ von Gerda Poppa große Zustimmung.

Der aus Bludenz stammende Komponist und Dirigent Volker Plangg lebt seit Jahrzehnten in Deutschland und ist hauptsächlich als Dirigent in Rostock tätig. In Bregenz war nun die Uraufführung seines Werkes für Streichquartett und Posaune mit dem griffigen Titel „In flagranti“ zu erleben. Die Streicher des „Wiener Concert-Vereins“ unter der Leitung von Peter Schreiber spielten die Musik hervorragend ausgelotet und mit Humor. So entwickelte sich der musikalisch ausformulierte Diskurs zwischen einer Gruppe und eines Einzelnen gut nachvollziehbar und führte schließlich in ein vielgestaltiges Solo der Posaune (Martin Riener), das die Zuhörenden in Staunen versetzte.

Analogien zwischen Farben und Tönen

Die in Röthis wohnende Komponistin und Organistin Gerda Poppa hat das Blechbläserquintett „Colours“ anlässlich der Einweihung der neuen Fenster von David Reed in der Basilika Rankweil komponiert. In ihrem dreiteiligen Werk nahm sie Bezug auf die Farbgebung der drei Fenster und schrieb ihnen eine charakteristische Musik zu. Rainer Küblböck und Matthias Kernstock (Trompete), Markus Obmann (Horn), Martin Riener (Posaune) und Franz Winkler (Tuba) spielten das Werk in einem guten Einverständnis und kehrten die unterschiedlichen Ausdrucksgehalte des eher ruhigen, aber kraftvollen ersten Teiles, den tänzerischen Mittelsatz und den Choral im Finale prägnant hervor. Einen besonderen Eindruck hinterließ dabei die Textur des ersten Abschnitts, in dem die Tonlinien blockartig geschichtet erklangen sowie ineinander fließend unterschiedliche Tonqualitäten zur Geltung brachten.

Krankheitsbedingt wurde das angekündigte Werk „Skalen, Texte, Maß“ von Alexander Moosbrugger nicht gegeben. Gerade dieses Werk wurde jedoch mit Spannung erwartet, weil der aus dem Bregenzerwald stammende Komponist derzeit im Auftrag der Bregenzer Festspiele an einer neuen Oper arbeitet.

Motorischer Grundcharakter

Die dritte Symphonie des Schweizer Komponisten Pierre Wissmer gab dem „Wiener Concert-Verein“ unter der Leitung von Peter Schreiber die Gelegenheit, zahlreiche Spezifika des Streichorchesters zu präsentieren. Die Musik entfaltete viele stilistische Merkmale von modalen Skalen, tonalen Feldern, 12-tönigen Passagen und kontrapunktisch verwobenen Linien. Zahlreiche spieltechnische Anweisungen sorgten für Abwechslung. Eine treibende Kraft belebte den Eröffnungssatz und ein expressiv gesättigter Streicherklang bestimmte den langsamen Mittelteil. Dieser führte in ein tänzerisches Scherzo. Ethnische Anklänge zeichneten den Finalsatz aus, in dem die Musiker einige Mühe hatten, nicht allzu weit auseinander zu driften.

Eine gute Unterhaltung bot auch Alexander Kukelkas Streichquintett. Die Musiker formten die folkloristische Diktion des Werkes mitteilsam heraus. Das Zuhören war ein Spiel mit vermeintlich Bekanntem, das Kukelka in musikantischem Gestus neu kombinierte.