Ethan Coen hat seinen ersten Spielfilm als Soloregisseur gedreht: „Drive-Away Dolls“. (Foto: Focus Features)
Thorsten Bayer · 22. Jul 2017 · Musik

Bayerische Nacht in der poolbar mit The Notwist und Pelzig – und komplexen Songs für Liebhaber

Am gestrigen Freitagabend waren zwei Bands im Alten Hallenbad Feldkirch zu Gast, die rockige Gitarren und elektronische Tüfteleien gekonnt kombinieren: Pelzig aus Ingolstadt und die aus Weilheim stammenden The Notwist.

Christian Schulmeyr, Rainer und Christian Schaller sowie René Arbeithuber sind Pelzig – „founded in motorcity Ingolstadt, Germany“, wie sie auf ihrer Homepage schreiben. Mit Motown hat ihr Stil nichts zu tun, sondern mit Rockmusik in der klassischen Besetzung: Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Hinzu kommen bei den vier immer wieder Elektro-Motive, die als Grundlage für ihre schlanken, aufs Wesentliche reduzierten Songs dienen. „Wir spielen heute fast ausschließlich Stücke aus unserem fast neuen Album ‚Medium Cool World’“, sagt Sänger Schulmeyr, als er mit seinem schwarzen T-Shirt die poolbar-Bühne betritt. Es folgt ein solider Auftritt, der phasenweise ein bisschen gegen den Strich gebürstet ist – wenngleich bei weitem nicht so stark wie der folgende Hauptact. 

Seit 30 Jahren anders

The Notwist aus Weilheim, einer 20.000-Einwohner-Stadt südwestlich von München, bestehen seit 1989. Von der Urbesetzung sind heute noch die Acher-Brüder Markus (Gesang) und Micha (Bass) dabei. Unterstützt werden sie in Feldkirch von Schlagzeuger Andi Haberl, Max Punktezahl an Gitarre und Keyboard, Karl Ivar Refseth (Vibraphon) sowie Cico Beck, dem Mann für alle musikalischen Fälle. Mit ihrem Album „Neon Golden“ hatten die Oberbayern 2002 für viel Aufsehen in der Indie-Welt gesorgt und Kritiker die Band mit Radiohead vergleichen lassen. Tatsächlich ist dieser Bezug nicht weit hergeholt: Wie ihre britischen Kollegen sind sie Klangtüftler, die mit Leidenschaft Genregrenzen verwischen. Sympathisch wirkt, dass vor allem Markus Acher im zarten Alter von 50 Jahren immer noch den Charme eines leicht nerdigen Studenten versprüht.

Introvertierter Auftritt

Der studierte Musiker (Musikwissenschaft, Klarinette, Saxophon, Gitarre und Schlagzeug) bietet mit seinen Bandkollegen alles andere als Konfektionsware, sondern komplexe Songs für Liebhaber. Ein professioneller, handwerklich einwandfreier Auftritt, bei dem der Funke für meinen Geschmack leider zu selten überspringt. Die Künstler scheinen sich selbst auf der Bühne genug zu sein, weitestgehend entkoppelt vom Publikum und seinen Reaktionen. Die Ansagen an die Zuschauer lassen sich an einer Hand bequem abzählen.

Ihre Show kann, wenn alles passt, einen Sog entwickeln, der mitreißt, beispielsweise bei „Pick up the phone“ oder „Run run run“. Ein Dauerzustand ist das leider nicht – doch das mag auch ein bisschen zu viel verlangt sein. Phasenweise scheinen sie in einem alle, auch sich selbst einlullenden Autopilot-Modus zu spielen, dann wiederum treten sie ordentlich aufs Gaspedal. Keine Frage: Noise können sie auch. Dann starten wieder die Frickeleien und Schicht um Schicht entsteht das nächste Stück, behutsam und kunstfertig aufgebaut, doch manchmal mit einer Volte zu viel.

 

Die nächsten Konzerte in der poolbar (Auswahl):
22.07. Fiva x JRBB
27.07. Element of Crime
29.07. Crack Ignaz
01.08. The Pixies (Montforthaus)

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