Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 10. Mai 2017 · Musik

Ausgeträumt ist noch lange nicht – Die „Montforter Zwischentöne“ wenden sich im aktuellen Programm musikalischen und gesellschaftspolitischen Träumereien zu

Bereits zum achten Mal luden Edgar Eller, Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde zum Pressegespräch der „Montforter Zwischentöne“. Dem „Träumen“ in unterschiedlichen Facetten widmen sich die künstlerischen Leiter in ihrer nächsten Ausgabe. In den Veranstaltungen steckt auch ein kulturpolitisches Potential, wenn beispielsweise im Rahmen einer Vision „Rheintal“ über die Auflösung aller Rheintalgemeinden und die Gründung einer Rheinstadt eine kontroverse Debatte geführt wird. In die Tiefe der Träume blicken das Concerto Stella Matutina mit Henry Purcells „The Fairy Queen“ gemeinsam mit dem streitbaren Psychoanalytiker und Theologen Eugen Drewermann. Das Symphonieorchester Vorarlberg bringt sommerliches Flair nach Feldkirch. In unterschiedlichen Formationen bespielen die Musiker an einem hoffentlich lauen Sommerabend die ganze Stadt. Vom Trubel der Reizüberflutung hin zur Ruhe führt das diesjährige Siegerprojekt des Konzertdramaturgiewettbewerbes „Hugo“. Erstmals werden mit Musiktheater "Die Feenkönigin" auch Kinder und Familien angesprochen.

Edgar Eller, Geschäftsführer des Montforthauses und Initiator der "Montforter Zwischentöne" betonte in seinem Eingangsstatement, dass der Themenkreis des „Träumens“ zahlreiche unterschiedliche Facetten beinhalte. Viel Politisches stecke in Träumen, denn Revolutionen seien stets Träume und Visionen für die Zukunft vorausgegangen. Gleichzeitig freute er sich über die große Akzeptanz, die das Festival nach nur zweieinhalb Jahren erfährt und gestand dabei, dass er sich den Erfolg zu Beginn nicht hätte „träumen lassen“.

Der Umfang der Aktivitäten im Montforthaus wurde erst kürzlich wieder erweitert. In Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium bringen Studierende im Rahmen von Mittagskonzerten Musik ins Montforthaus, wie sie es bereits seit einiger Zeit im „vorarlberg museum“ anbieten. Gedient ist damit allen, die einen freuen sich über musikalische Darbietungen und die anderen erhalten eine weitere Möglichkeit, sich auf der Bühne zu präsentieren.

In der Ruhe liegt die Kraft


Folkert Uhde erzählte beim Pressegespräch vom spannenden Konzertdramaturgiewettbewerb „Hugo“. Dieses Mal stellten sich zwei Teams aus Basel, und jeweils ein Team aus Salzburg, Nürnberg und Feldkirch der Jury. Der begehrte „Hugo“ ging schließlich an das „ensemble fraktale“ der Musikhochschule Nürnberg. Inspiriert wurden die Studierenden von Joseph von Eichendorffs berühmten Gedicht „Mondnacht“. Mit Musik von Bach über Live-Elektronik und einer Neukomposition von Dominik Vogl werden mit unterschiedlichen Ausdrucksmedien wie Klang, Musik, Tanz und Visuals Entwicklungslinien von der Reizüberflutung bis hin zur in sich ruhenden Stille der „Mondnacht“ nachgezeichnet.

Zukunftsbilder entwerfen


Hans-Joachim Gögl präzisierte die Ausgangsüberlegungen zur aktuellen Ausgabe und zeigte unterschiedliche Perspektiven von Träumen und Visionen auf. Er nannte die defizitorientierte Positionierung, die bestrebt sei, Probleme zu verhindern und stellte sie der ressourcenorientierten Wahrnehmung gegenüber. Hierbei wird ein Zukunftsbild entworfen und der Frage nachgegangen wie man von der Gegenwart aus Visionen ein Stück näher rücken könnte.

Kulturpolitisch brisant ist das fiktive Gerichtsverfahren „Vision Rheinstadt“ mit dem Altbürgermeister Wolfgang Rümmele, dem Architekten Hugo Dworzak und anderen. Ausgangsszenario ist die Auflösung aller Vorarlberger Rheintalgemeinden und die Gründung einer neuen gemeinsamen Stadt. Inspirationsquelle für diesen Wettstreit der Argumente dafür und dagegen ist die aktuelle Diskussion einer möglichen Bewerbung der Städte Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch sowie des Bregenzerwaldes zur „Kulturhauptstadt 2024“.

Derzeit ist die Entscheidungsfindung, ob eine Bewerbung angestrebt werden soll,  in vollem Gange. In diesem Zusammenhang betont Hans-Joachim Gögl, dass es den „Montforter Zwischentönen“ nicht darum gehe eine spezielle politische Strategie zu transportieren, sondern dass ein Ort der Auseinandersetzung entstehen soll.

 

Montforter Zwischentöne
träumen ... in die Zukunft, nachts und am Tag

22. Juni bis 2. Juli 2017
www.montforter-zwischentoene.at