Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 31. Mai 2015 · Musik

Auf Du und Du mit großen Meistern – Aaron Pilsan und seine Freunde Mariella Haubs, Timothy Ridout und Kian Soltani brachten Jubelstimmung in den Markus-Sittikus-Saal

Gerd Nachbauer bot dem Vorarlberger Pianisten Aaron Pilsan eine gute Gelegenheit, gemeinsam mit Freunden im Rahmen der Schubertiade die hohe Kunst des kammermusikalischen Musizierens zu pflegen. Im voll besetzten Markus-Sittikus-Saal erlebten die Zuhörenden einen leidenschaftlichen Abend mit Werken von Schubert, Beethoven und Dvorak. Auf bewundernswert hohem Niveau gaben Mariella Haubs (Violine), Timothy Ridout (Viola) und Kian Soltani (Violoncello) im Zusammenspiel mit Aaron Pilsan alles und erhielten dafür viel Applaus.

Das Programm mit Schuberts berühmter Arpeggione-Sonate (hier gespielt mit Bratsche und Klavier) den „Egmont-Variationen“, op. 35 für Klavier von Beethoven und dem fulminanten Klaviertrio op. 65 von Antonin Dvorak beinhaltete eine Fülle an emotionalen Welten, die die Musikerin und die Musiker voller Frische und mit einem überzeugenden Wissen um kompositorische Eigenheiten zelebrierten. Genau diese Balance zwischen Gefühl und Verstand, verbunden mit einer faszinierenden Spieltechnik eröffnete den Musikern große Spielräume für ihre Werkdeutungen.

Ätherische Klangfarbenspiele


Der Bratschist Timothy Ridout und Aaron Pilsan am Klavier wendeten sich zuerst der berühmten Sonate in a-Moll, D 821 „Arpeggione-Sonate“ von Franz Schubert zu. Auffallend war das sensible Zusammenspiel der beiden Partner. Sie stellten die Themen feingliedrig vor und kosteten die musikalische Gedankenwelt dieser stimmungsvollen Sonate voll aus. Besonders die harmonischen Farben kamen im Spiel und in der Tongebung des Bratschisten hervorragend zur Geltung. Gebannt folgte das Publikum den im Pianissimo gespielten Themengestalten, die zugleich in sich ruhend wirkten und eine große Spannung zu den mit federndem Duktus dargebotenen Themen aufbauten. Besonders im Allegretto entfaltete die schelmisch und mit tänzerischer Leichtigkeit gespielte Musik einen mitreißenden Sog. Etwas übertrieben wirkten auf mich die zahlreichen Temposchwankungen und die teilsweise allzu langsamen Tempi. Doch genau diese individuellen Ideen, die Timothy Ridout und Aaron Pilsan ihrer Werkdeutung zugrunde legten, illustrierten die eigenständige Denkart der Musiker und boten Anregungen zum Weiterdenken.

Musikalische Gedanken mit Leben gefüllt


Im Mittelteil spielte Aaron Pilsan die Variationen und Fuge für Klavier, op. 35, die sogenannten „Eroica Variationen“ von Ludwig van Beethoven. Das ausladende und gewichtige Werk stellte er mit einer Aussagekraft in den Raum, die die Aufmerksamkeit vom ersten bis zum letzten Ton auf sich lenkte. Es war eine Freude zu hören, wie Aaron Pilsan das Hauptthema modellierte und dann die Variationen mit schwindelerregenden Temposteigerungen und rhythmischer Raffinesse zum Höhepunkt führte. Transparent formte er die Fuge, um zum Schluss eine schöne inhaltliche Klammer zum Beginn zu setzen.

In dieser Werkdeutung wurde auch erlebbar, was Aaron Pilsans Klavierspiel so faszinierend macht. Er trat in einen direkten Dialog mit den Themengestalten und machte nachvollziehbar, wie und warum er einzelne Gedanken gegeneinander ausspielte und Details humorvoll betonte. Mit einem analytischen Gespür und genauem Wissen über kompositorische Zusammenhänge setzte er Phrasierungsbögen und peilte Zielpunkte an, sodass thematische Beziehungen unmittelbar zur Geltung kamen. So entwickelte sich in einem schönen Gleichgewicht ein Spiel der Elemente zwischen motivischen Einzelheiten, thematischen Schwerpunkten und harmonischen Farben.

Sinfonische Dramatik


Fast sinfonische Züge nahm das abschließende Klaviertrio op. 65 von Antonin Dvorak an. Mariella Haubs an der Violine und Kian Soltani am Violoncello gesellten sich als Partner zu Aaron Pilsan. Gemeinsam betonten sie die wuchtigen Klangballungen und die sich aufbäumenden Gesten des eher düsteren Werkes. Viel Ruhe verliehen sie den lyrischen Themen und steigerten dadurch die dem Werkcharakter innewohnende Dramatik zusätzlich. Lediglich die Stimmbalance zwischen den Streichern und dem Klavier war in einigen Passagen nicht optimal ausgewogen, weil der massive Klavierpart der Violine und dem Violoncello eher wenig dynamischen Spielraum gewährte.

Jubelnden Applaus gab es am Ende dieses erfrischenden Konzertabends. Wenn man bedenkt, dass die Musikerin und die Musiker alle erst um die zwanzig Jahre alt sind und bereits derartig gewichtige, eigenständig durchdachte Werkdeutungen darbieten und zudem eine ausgelassene Stimmung ausstrahlen, wird die Bewunderung noch größer. Da bleibt nur, alles Gute auf dem weiteren Weg zu wünschen.