Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 22. Mai 2017 · Musik

Ansteckende Freude mit barocken Spielarten – Herbert Walser-Breuß und Bernhard Lampert an Barocktrompeten sowie der Organist Johannes Hämmerle begeisterten mit einem exquisiten Konzert

Drei ausgewiesene Spezialisten der historischen Aufführungspraxis musizierten im Rahmen der Rankweiler Basilika Konzerte. Herbert Walser-Breuß und Bernhard Lampert sowie Johannes Hämmerle präsentierten ein hervorragend zusammengestelltes Programm mit Werken aus der Barockzeit. Der Werkauswahl war als Leitgedanke der musikalische Begriff „con discretione“ zugrundegelegt. Diesen verstanden die Musiker im Sinne eines geschmackvollen Vortrags, der die verschiedenen Schattierungen und Empfindungen der Musik treffend, ideenreich und vielfältig zum Ausdruck brachte.

Der Klang der Barocktrompete verströmt eine ganz eigene Atmosphäre. Er klingt weich, obertonreich, schlank und wirkt in sich sehr belebt. Die Grenzen zwischen einem satten, abgerundeten Klang und einem ‚launisch’ überdrehten, eher rauen Klangbild liegen eng beieinander. Diese Charaktereigenschaften loteten die Musiker in allen Werkdeutungen hervorragend aus. Die vornehmlich von italienischen Komponisten stammenden Werke für Trompeten und Orgel brachten die rhetorische Anlage der für diese Zeit typischen musikalischen Stilmittel und vielfältige Affekte gut zum Ausdruck. Dazwischen gelagert erklangen Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, die einen anregenden inhaltlichen Faden durch den Jahreskreis zwischen Ostern und Pfingsten spannten. Im erfrischenden Spiel der Musiker entwickelte sich ein mitteilsamer Austausch. 

Mitteilsamer Sprachcharakter der Musik


Sogleich beim einleitenden „Capriccio für 2 Trompeten und B.C. von Johann Jakob Löwe von Eisenach kamen die speziellen Qualitäten von Herbert Walser-Breuß und Bernhard Lampert zum Tragen. Das aufstrebende Motiv spiegelte das freudige Miteinander wider, da durch zahlreiche akzentuierende Imitationen und einen klar disponierten Orgelpart unterstrichen wurde. Die barocke Rhetorik und die feinsinnige Tongebung der Barockinstrumente kamen vor allem in der „Sonata Prima per trombetta sola“ von Giovanni Bonaventura Viviani zur Geltung. Musikalisch ausgedeutete Raumwirkungen zwischen links und rechts, nah und fern sowie Echos ergaben ein anregendes Hörerlebnis. Die Lust am Tänzerischen sowie der Dialog in überraschenden melodischen Wendungen, kontrapunktische Passagen sowie Abschnitte, die wiederum den Raumklang einbezogen, prägten die spannende Werkdeutung der „Sonata à 7 con due trombe“ von Petronio Franceschini. In andere Gefühlswelten tauchte das Werk „...à due“ von Girolamo Fantini ein, in dem die beiden Trompeter in ein inspirierendes Spiel mit Anklängen an die Volksmusik und pastorale Stimmungen führten. Rhythmisch ‚vertrackt’ wirkte Vincenzo Albricis „Sonata con due trombe“.

Mit zwei Hörnern musizierten Bernhard Lampert und Herbert Walser-Breuß das „Concerto für 2 Hörner, Streicher und B.C.“ von Georg Philipp Telemann. Doch diese Werkdeutung wirkte in der halligen Basilika etwas diffus. Lediglich das Finale mit den typischen Rufmotiven lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.

Starke Partner


Herbert Walser-Breuß und Bernhard Lampert spielten virtuos und gut intoniert. Mit ihrer Spielart kristallisierten sie die Eigenheiten jedes einzelnen Werkes dem Leitgedanken der Programmzusammenstellung mit individueller Aussagekraft heraus. Einen starken Partner hatten sie mit dem Organisten Johannes Hämmerle. Er agierte präzise, trat in den Hintergrund, wenn es die Solostimmen erforderten, und war sehr präsent, wenn er in den Klangvordergrund treten konnte.

Mit den Choralsatz „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ (BWV 655) sowie der gleichnamigen Choralbearbeitung (BWV 709), dem Werk „Wir glauben all’ an einen Gott“ (BWV 680), der „Fantasia super: Christ lag in Todes Banden“ (BWV 695), und der „Fantasia super: Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ (BWV 651) für Orgelsolo spannte Johannes Hämmerle einen geistreichen Spannungsbogen. Über die vielfarbige Registrierung, das starke Bassfundament, die transparenten Linienführungen und die plastisch ausgedeuteten Themen gäbe es viel zu berichten. Besonders in Erinnerung blieben unter anderem die dramatisch nach unten sinkenden, chromatischen Passagen, die die Tonsymbolik voll zum Ausdruck brachten, im Werk aus den Clavierübungen (BWV 680), die suchenden Gesten und die abschließende Steigerung hin zum Choral in der Fantasia (BWV 695) sowie der in einem ständigen Steigerungsprozess entwickelte Duktus in der Fantasia BWV 651.

Die zahlreichen Konzertbesucherinnen und –besucher dankten für die inspirierenden musikalischen Darbietungen mit begeistertem Applaus.