Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 24. Feb 2016 · Musik

Alles fügte sich zu einem gelungenem Ganzen – Die Württembergische Philharmonie Reutlingen und Kian Soltani machten das dritte Abokonzert von DornbirnKlassik zu einem herausragenden Ereignis

Der Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes ist vor genau vierhundert Jahren erschienen. Dieses Ereignis feierte die Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Ola Rudner mit einem exklusiven Konzert. Alle dargebotenen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Strauss widmeten sich dem Ritter von der traurigen Gestalt. Und sogar mit einer österreichischen Erstaufführung wartete das Orchester auf. Helmut Schmidingers neue Komposition „hoc scripserunt“ war ein voller Erfolg. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte der charismatische Cellist Kian Soltani.

Eingeleitet wurde der anregende Konzertabend mit Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zur Oper „Hochzeit des Camacho“. Die stürmische Spielweise der Württembergischen Philharmonie Reutlingen bildete einen guten Auftakt und führte ideal in die Welt des Ritters Don Quijote ein. Die Phrasierungsbögen wirkten zwar etwas kurzatmig, aber der Spirit des gemeinsamen Musizierens stellte sich bald ein und die Kontraste zwischen den wirbelnden Streicherfiguren und den majestätischen Blechbläserthemen bildeten sich dynamisch heraus.

Erregung und Stillstand auf engstem Raum


Mit Spannung wurde die österreichische Erstaufführung des Werkes „hoc scripserunt“ erwartet, denn Helmut Schmidinger hat es dem Cellisten Kian Soltani auf den Leib geschrieben. Der aus Oberösterreich stammende Komponist fand einen erfrischenden Zugang zum Themenkreis des Don Quijote. In fünf Abschnitten verfasste er musikalische Sonette, was übersetzt so viel bedeutet wie „Klanggedicht“. Indirekt nahm er Bezug auf bereits bestehende Werke, unter anderem von Mendelssohn Bartholdy, Richard Strauss und Maurice Ravel, ohne jedoch ins Zitathafte zu verfallen. Der Violoncellopart nahm eine vielschichtige solistische Rolle ein, einesteils in einem guten Austausch mit dem Orchester, andernteils in einer virtuosen Vorreiterrolle mit sinnlichen solistischen Passagen. Besondere Aufmerksamkeit zogen jene Passagen auf sich, in denen das Violoncello den Orchesterpart kommentierte oder den musikalischen Fluss aus Liegetönen heraus weiterentwickelte.

Faszinierende Tonnuancen


Kian Soltani füllte seinen Part bravourös und mit einer facettenreichen Tongebung aus, die ebenso spannungsgeladen wie feinsinnig war. Mit dem Ohr nah bei den Orchestermusikern entwickelte Kian Soltani die Musik in ein gut nachvollziehbares Geben und Nehmen. Der Orchesterpart war eher flächig angelegt und entfaltete durch die subtil eingesetzten Spieltechniken eine farbige, durchlässig instrumentierte Musik, bei der rhythmische Figurationen latent für eine unterschwellige Spannung sorgten. Begeistert reagierte das Publikum auf die gelungene Werkpräsentation.

Ola Rudner dirigierte die Württembergische Philharmonie Reutlingen mit klarer Gestik und mit einem guten Kontakt zum Solisten und zu den Musikern. So entwickelte sich ein ausgewogener Gesamtklang und es war spürbar, dass das Orchester mit großem Willen und viel Lust zur Gestaltung die Werkdeutungen präsentierte.

In diesem Geist erklang auch Richard Strauss „Don Quixote“, op. 35. Die fantastischen Variationen der ‚musikalisierten’ Erlebnisse des Ritters, seines Freundes und des Gauls Rosinante boten eine kurzweilige Unterhaltung mit zahlreichen bestechenden Passagen. Wesentlichen Anteil daran hatte auch hier Kian Soltani, der am Violoncello die Hauptfigur verkörperte. An seiner Seite spielte der Bratschist Benjamin Hartung den zweiten Solopart.

Dichte Konzertatmosphäre


Gebannt folgten die Zuhörenden den Musikdarbietungen. Selten habe ich das Publikum im Kulturhaus Dornbirn so ruhig und konzentriert erlebt. Im Laufe des Abends entwickelte sich eine energiegeladene, erfrischende Konzertatmosphäre.