Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Thorsten Bayer · 20. Dez 2012 · Medien

„Die Zukunft der VN”: Soziale Themen, Gemeinwohlökonomie und Berichterstattung über kleine Unternehmen

Zu Gast bei „PR am Mittag”, einem Format des Vorarlberger PRVA (Public Relations Verband Austria), war Verena Daum-Kuzmanovic. Entsprechend ihres Aufgabenverständnisses als Teamplayerin brachte die neue Chefredakteurin der Vorarlberger Nachrichten „zwei Andis” aus ihrem Kernteam mit ins Dornbirner Restaurant „Zum Verwalter”.

Das waren zum einen Andreas Dünser, Leiter der Politikredaktion und stellvertretender Chefredakteur, zum anderen Andreas Scalet. Zum neuen Jahr wechselt er von der Wirtschaftskammer, bei der er bis 2011 die Kommunikationsabteilung leitete, in die Wirtschaftsredaktion der VN. Vor seiner 18 Jahre währenden Tätigkeit bei der Wirtschaftskammer hatte er bei der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung und bei Wann & Wo gearbeitet. So stellten sich die drei bei einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Thema „Die Zukunft der VN” den Fragen von Kollegen aus der Kommunikationsbranche.

„Jünger, menschlicher, weiblicher”, aber kein Wann & Wo

„Ein fertiges Konzept haben wir noch nicht”, stellte Daum-Kuzmanovic gleich zu Beginn klar. Dafür seien die sechs Wochen in ihrer neuen Funktion aber auch etwas kurz. Wichtig sei ihr in jedem Fall die gemeinsame Entwicklung von neuen Ideen. Wie schon in ihrer vorherigen Funktion als „Wann & Wo”-Herausgeberin liegen ihr besonders soziale Themen am Herzen. In einem großen Interview im „Österreichischen Journalist” hatte sie gegenüber Johann Oberauer folgende Formel geprägt: „Jünger, menschlicher und weiblicher” solle das Flaggschiff des Medienhauses, das sich vor kurzem in „Russmedia” umgetauft hat, werden.

Diese Orientierung könnte den einen oder anderen an Wann & Wo erinnern – eine Zeitung, die sie 15 Jahre lang verantwortet hat. Doch solche Bedenken versucht die 48 Jahre alte Blattmacherin gleich zu zerstreuen: „Wann & Wo hat ein ganz anderes Konzept. Die VN werden keine Bildle- und Party-Zeitung – das ist weit gefehlt!” Stattdessen verstehe sich die Redaktion als Anwalt der Leser. Die Struktur des Blattes werde erhalten bleiben. „Wir stellen die Zeitung nicht auf den Kopf”, sagte Daum-Kuzmanovic.

Neue Ansätze im Wirtschaftsressort

Neben der klassischen Berichterstattung soll die Wirtschaftsredaktion unter der neuen Leitung von Andreas Scalet neue Schwerpunkte setzen und nicht nur nackte Zahlen präsentieren. Gemeinwohlökonomie soll eine größere Rolle spielen: Was leistet die Wirtschaft für die Gemeinschaft? „Schließlich beschäftigt diese Frage immer mehr Bürger”, sagte Scalet. Außerdem wolle sich die Redaktion verstärkt um kleine Unternehmen aus der Region kümmern, bis hin zu Ein-Personen-Unternehmen. Andreas Dünser erklärte, dass die Politik-Redaktion weiterhin auf investigativen Journalismus setze und nannte die Affäre um den Sportservice mit anschließendem Rücktritt von Landesrat Siegi Stemer als ein Beispiel.

„Mehr Tiefe”

„Wir brauchen wieder mehr Tiefe”, hatte die neue Chefredakteurin im oben angeführten Interview formuliert. Und: „In unserer Branche fehlt Mut, es fehlen Visionen, seit Jahrzehnten. Es geht nicht nur um Marketing.” Das sind durchaus bemerkenswerte Aussagen. Schließlich hat Russmedia (bislang) vieles dem ökonomischen Erfolg untergeordnet. Es wäre erfreulich, wenn anspruchsvoller Journalismus nicht nur jenen Abonnenten, die das Kombi-Angebot mit der NZZ nutzen, vorbehalten bliebe.