Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Martina Pfeifer Steiner · 10. Apr 2018 · Literatur

Im Herzland angeschwemmt - „In der Liebe sein - Eine Spiritualität der Gegenwart“ – Buchpräsentation von Jürgen Schäfer in „Wort . Musik . Tanz“ im Pförtnerhaus

„Zams is a sündiges Dorf!“, hatte die Mutter eines Schulfreundes immer geschimpft und deshalb wollte Jürgen Schäfer schon als Jugendlicher diesem Unbehagen, das er immer spürte, wenn mit der Sündenkeule geschwungen wurde, auf den Grund gehen. So machte er sich auf eine lange, lange Wanderung und suchte nach der echten Spiritualität, Schäfer studierte Theologie. „Nur darum geht es: Die tiefste Sehnsucht im Menschen ist lieben zu können und geliebt zu werden. Und das ist auch das Fundament jeder Spiritualität“, er begann zu schreiben. Waren es anfangs eher psycho-hygienische Gründe, veränderte sich Schäfers Schreiben über die Jahre (es waren sechs) hin zur Auseinandersetzung mit den Kernthemen seiner Theologie, Spiritualität und überhaupt mit seinem Leben.

Einige glückliche Fügungen und Erkenntnisse erfüllten sich, bis daraus ein Buch wurde. „Ich schrieb aus dem Herzen, zuerst kam nur Schlacke heraus, wie aus einem Rohr, das lange nicht benutzt wurde, doch dann floss das Wasser immer klarer und reiner.“ Er konnte die bekannte Grafikerin Andrea Gassner als Gegenüber gewinnen, die sich in einen langen, intensiven Gestaltungsprozess mit ihm begab. Dass aber in einem spirituellen Buch viel Raum für eigene Gedanken, Fantasien, Virtuelles bleiben muss und dass dies mit künstlerischen Fotos am besten zu erreichen ist, wurde für Jürgen Schäfer bald deutlich. „Unsere Liebe und Gefühle sind ja im Wesentlichen ein körperliches Phänomen. Da kann auch Sexualität nicht abgespalten werden. Die Liebe zu Gott oder zum Menschen ist immer die eine - und einzige - Liebe.“

Am Pinienstrand

Mit großer Improvisationsgabe ging es weiter. Von den Arbeiten der Feldkircher Fotografin Cornelia Hefel ist Schäfer schon lange begeistert. Er hatte sich ausgedacht, dass die Kulisse des Pinienwalds am Baratti-Strand in der Toskana geeignet wäre, Menschen, Körper in Bewegung, zu zeigen und Gefühle wie Berührung, Anziehung, Konflikt, Lebensfreude, Dankbarkeit als Bilder-Geschichte auszudrücken. Die Fotografin kannte weder die Texte noch die Tänzerin und die junge Familie, die Models sein sollten. Und wieder ließen sich Leute auf ein Wagnis ein, wurden für ein paar Tage in einem schönen „Agriturismo“ einquartiert und konnten nach Herzens-Lust arbeiten. Es gab keine Regie, nur Menschen die sich zu bewegen wussten, kannten sie sich doch von Acra Yoga. Jürgen Schäfer vermittelte ihnen bloß sein Thema der Spiritualität, dem sie sich emotional und frei öffnen konnten.

Es gelang! Jedes der sieben Kapitel fängt mit einer Bildergeschichte an. Mit unterschiedlichen Papierqualitäten wird eine weitere mystische, berührende Dimension hineingebracht. Manche der jeweils zwölf Texte sind poetisch andere theologisch oder philosophisch, alle auch einzeln zu lesen.

Wort Musik Tanz

Des Weiteren gab es ein beinahe witziges Zusammentreffen: Jürgen Schäfer spielt in Fidel Schurigs Theatergruppe mit, die sich Ödön von Horvaths Stück „Himmelwärts“ vorgenommen hat. Himmel – Hölle – Erde wird das Bühnenbild thematisieren und die Buchpräsentation kann ebendort im Pförtnerhaus stattfinden. Und „Von Himmel und Hölle“ lautet ein wichtiges Kapitel in Schäfers Buch: „Jeden Tag entscheiden wir uns für Himmel oder Hölle. Auch meiner dunklen Seiten bewusst zu sein und eben diese Integrationsarbeit gehört zum spirituellen Weg.“ So ist die Veranstaltung ebenso trinitarisch angelegt wie das Bühnenbild. Die Tänzerin Verena Wohlrab, Akteurin aus der Fotostrecke im Buch, wird noch einmal live und direkt auf die Texte reagieren und überirdischer Gesang kommt von Sheela Gathright. Sie stammt aus den South Bronx und hat in ihrer Kindheit nur Armut, Bitterkeit und Elend erfahren. Das Singen war ihre Türe zum Himmel, und Schäfer bewundert an ihr, wie sie jeden Tag mit großer Dankbarkeit lebt. Enno Kremser komplettiert mit seiner Gitarre dieses spirituelle Ereignis. Schäfer zum Abschluss: „und wenn ihr mich fragt, ob das nicht eine naive Weltsicht ist, dann denke ich, es ist naiv auf das Heil in etwas außerhalb von uns zu setzen. Das Einzige was uns heilen kann ist bedingungslose Liebe. Diese Erfahrung ist Hoffnung, Trost, Leben.“

 

„Spiritualität heute ... Wort.Musik.Tanz“
Musik
Sheela Gathright (New York) acoustic soul | Enno Kremser (Köln), Gitarre
Tanz
Verena Wohlrab (Feldkirch)
Buchpräsentation
“In der Liebe sein – Eine Spiritualität der Gegenwart“ von Jürgen Schäfer
Mi, 18.4., 20 Uhr
Pförtnerhaus Feldkirch

Jürgen Schäfer,
„In der Liebe sein – Eine Spiritualität der Gegenwart“, EYE Verlag Literatur der Wenigerheiten, Landeck 2018