Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 05. Apr 2015 · Literatur

Aus Liebe zur Literatur! - Zum ersten Mal "Literatur im Schwärzler"

Susanne Denk, Direktorin des Bregenzer Hotels Schwärzler, liest für ihr Leben gerne, und dies war für sie Anlass und Motivation, ein kleines aber feines Literaturfestival zu initiieren. Für "Literatur im Schwärzler"suchte sie Partner und fand in Literatur Vorarlberg und Theater Kosmos nicht nur interessierte, sondern auch höchst kompetente Mitstreiter. Unter dem Motto "Der Gast" (was ja sehr nahe liegt) wurde zum ersten, jedoch sicher nicht zum letzten Mal zu "Literatur im Schwärzler" eingeladen.

Dialog und Austausch

Letzten Freitag, am 3. April fanden sich 12 Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum in Bregenz ein, um im Hotel Schwärzler einzuchecken und sich anschließend bei einem gemeinsamen Abendessen kennenzulernen. Der folgende Samstag stand dann ganz im Zeichen des Dialoges und Austausches. Im Beisein der Veranstalter wurden Texte gegenseitig vorgelesen und ehrlich und offen diskutiert. Philipp Röding: "Es hat wirklich Spaß gemacht, denn es wurde nicht nur wohlwollend Lob ausgesprochen, wie das oft passiert, sondern die Texte wurden konstruktiv kritisiert, und es wurde intensiv darüber diskutiert." Röding stammt aus Stuttgart, ist zur Zeit Artist in Residence am Fleetstreet-Theater in Hamburg und hat seinen ersten Roman, der 2016 im Luftschacht Verlag erscheinen wird, gerade fertiggestellt.

Bunter Haufen

Die eingeladenen Autorinnen und Autoren aus Vorarlberg, dem Osten Österreichs und dem benachbarten Deutschland präsentierten sich als „bunter Haufen“ im Alter zwischen 19 bis 50 Lenzen, darunter solche, die aus Leidenschaft schreiben und von einem anderen Brotberuf leben, sowie solche, die ihre Leidenschaft schon zum Beruf machen konnten, einige die gerade an ihrem ersten Roman schreiben und auch solche, die bereits drei oder vier Bücher am Markt haben.

Wenn man einfach schreiben muss!

Neben der Vorarlbergerin Maya Rinderer, die 2011 mit 16 Jahren mit ihrem ersten Roman "Esther" aufhorchen ließ, gehört Irene Diwiak zu den Jüngsten in der Runde. Die Steirerin schreibt gerade an ihrem ersten Roman, dessen Entwurf mit einem Start-Stipendium des Bundesministeriums gefördert wurde. „Das ist für mich eine große Motivation, auch wirklich dran zu bleiben, auch dann wenn es zwischendurch mal zäh wird.“ Einer, der „einfach schreiben muss“, ist Constantin Göttfert, geboren in Wien und gesegnet mit einem wahren "Musiker- und Dichter-Gen.". Sein zweiter Roman, eine Generationengeschichte über Heimat und Flucht, erschien im letzten Jahr und platzierte sich sofort auf der ORF-Bestenliste.

Literatur und Essen vom Feinsten

Der Samstagabend im Schwärzler gehörte dann der Öffentlichkeit, es wurde zu einem Genussabend geladen. Geboten wurden Literatur und Essen vom Feinsten. Ein sehr schönes Konzept, bei dem das Publikum wählen konnte zwischen der AutorInnen-Lesung bei freiem Eintritt oder zusammen mit anschließendem Schlemmermenü. Alle Gäste wurden im Foyer mit einem feinen Aperitif begrüßt, um anschließend im Saal an den Tischen Platz zu nehmen und bei einem Getränk den Autorinnen und Autoren zu lauschen bzw. sich anschließend den Leckereien hinzugeben.

12 unterschiedliche Geschichten

Die Lesung überzeugte auf ganzer Linie, die 70 Minuten Lesezeit erwiesen sich als spannend, äußerst kurzweilig und unterhaltsam. Die AutorInnen, die das ganze Wochenende Gäste des Hauses waren, hatten den Auftrag bekommen, einen Text zu schreiben, in dem drei vorgegebene Begriffe, "Salz", "Notbeleuchtung" und "Ich spare nämlich auf ein Pferd.", vorkommen mussten. Die Texte sollten, gelesen, jeweils ca. 5 Minuten dauern. Und so wurde das Publikum mit 12 ganz unterschiedlichen Geschichten beschenkt, mit witzigen, poetischen, phantasievollen, klaren, spannenden, verwirrenden, aktuellen Stories, geschrieben in 12 differenten Stilen. Und auch im Vortrag präsentierten sich die Autorinnen und Autoren höchst unterschiedlich. So fesselte die Vorarlberger Autorin Gabriele Bösch mit einer poetischen Beschreibung der Vielfalt und Schönheit ihres Gartens, während Irene Diwiak uns die Tristess eines jungen, geschwängerten und von zuhause weggelaufenen Mädchens erleben lässt. Paul Ferstel, 1981 in Leoben geboren, entführt uns in die bittere Realität eines einsamen Bauern, Constantin Göttfert schrieb eine "irre Geschichte" über einen kopflosen Reiter, und der Feldkircher Bastian Kresser amüsierte das Publikum mit einem Geburtstagsfest mit glutenfreien Muffins und verwöhnten Einzelkindern. Eine sehr berührende Geschichte über distanziertes Zusammenleben in Mehrfamilienhäusern hat Max Lang aus Bregenz geschrieben und sie passendend mit "Der Stummfilm" betitelt. Martina Mittelberger, die in Bludenz geborene Vermesserin, Autorin, Reisende der Lüfte und ferner Länder, erzählt mit Genauigkeit und Humor vom Besuch bei ihrem kranken Vater. Kurz vor dem Ende der Welt empfängt der in Stuttgart geborene und in Vorarlberg aufgewachsene, jetzt in Wien lebende Fabian Oppolzer resümierend einen Gast auf einer Almhütte, während uns der Lauteracher Schriftsteller André Pilz mit seiner Geschichte nach Mexiko entführt, zu Ramiro und seinem deutschen Freund. Den Spruch des Abends kreierte Benjamin Quaderer aus Feldkirch in seiner mit herrlich trockenem Humor gewürzten Geschichte: "Literatur tut nicht weh, hilft aber auch niemandem." Maya Rinderer beschreibt mit Akribie und sehr liebevoll einen Besuch bei ihrer an Heuschnupfen leidenden Großmutter. Zum Abschluss der spannenden Lesereise folgten die interessierten Zuhörer Philipp Röding in einen Supermarkt, beobachteten ein Paar beim Einkaufen, amüsierten sich über deren Streitgespräch und landeten zum Schluss noch in Flug 4U9525.

Literarisches Betthupferl

Schon vor, aber auch nach der Lesung saßen die Autorinnen verteilt an den Tischen mitten unter den Gästen, freuten sich über das Feedback und beantworteten bereitwillig alle Fragen. Das Hotel Schwärzler wird die 12 Geschichten in einem kleinen Buch, gestaltet von Edgar Leissing, abdrucken, und die Hotelgäste werden das literarische "Betthupferl" in Zukunft auf ihrem Kopfkissen vorfinden.

Am Ostersonntag waren die Autoren beim Osterbrunch anwesend und tauschten sowohl untereinander als auch mit den Hotelgästen ihre Gedanken über Literatur aus.

Dank der liebevollen Patronanz von Gastgeberin Susanne Denk, die schon bei der Premiere die Latte hoch legte, diese aber auch mühelos meisterte, sowie der kompetenten Unterstützung durch ihre Partner, dürfen sowohl KünstlerInnen als auch ein literaturinteressiertes Publikum sich schon heute auf Ostern 2016 freuen: dann wird nämlich das 2. Literaturfestival dieser Art im Hotel Schwärzler stattfinden.