Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)

Kritiken

Beim ersten Durchlauf des neuen Mose-Albums „rand“ (Galileo Music) glaubt man bald einmal, im Kino zu sitzen – aber nicht im falschen Film, sondern im absolut richtigen. In jenem imaginären nämlich, den man immer schon sehen wollte, der aber noch nicht gedreht wurde. Wenigstens gibt es jetzt schon einmal den passenden Soundtrack dazu – bilderreich, spannend, melancholisch, zwischen Road Movie, Film noir und Spaghetti-Western, stets für Überraschungen gut. „rand“ schließt perfekt an das vor zwei Jahren erschienene Album „puls“ und an „mose film musik“ aus dem Jahr 2018 an, bestätigt Mose-Gitarrist und -Mastermind Thomas Kuschny.

Anthony Hopkins in der Rolle des britischen Humanisten Nicholas Winton, der kurz vor Kriegsausbruch Hunderte jüdische Kinder aus Prag rettete. Während sich in den zahlreichen Rückblenden die Ereignisse überstürzen, verlässt sich das Biopic auf seinen alten Star in der Gegenwart, dem es nicht gelingt, mit der Vergangenheit abzuschließen.

„Und wieder soll ein Krieg den Frieden bringen“, monierte der Liedermacher Konstantin Wecker im Schaaner SAL und meinte zugleich: „Wir müssen an unseren Utopien einer herrschaftsfreien und gewaltfreien Gesellschaft festhalten.“ Einen Abend lang wetterte der überzeugte Pazifist und Anarchist mit seinem Programm „Utopia 2.0“ gegen die Mächtigen dieser Welt, bot im Gegenzug seine Utopien an wie zum Beispiel: „Lasst uns mit den Herzen denken“, oder „lasst uns traurig sein, wo wir männlich sein sollten“, und plädierte für ein „liebevolleres Miteinander“. Das Publikum im ausverkauften Schaaner SAL feierte ihn mit Standing Ovations.

Wie leben und arbeiten Vorarlbergs Kulturschaffende? In unserem „Kulturstimmen"-Podcast kommen die Künstler:innen selbst zu Wort und berichten von ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen. In dieser Ausgabe die Künstlerin Bianca Lugmayr zu Gast bei Raffaela Rudigier.

Neu bei uns: eine Übersicht über aktuelle Ausschreibungen, die für Kunstschaffende aus und in Vorarlberg und dem Bodenseeraum interessant sein könnten.

Musikbegeisterten Menschen im Land ist es eine besondere Freude, wenn sie ein neues Ensemble am Beginn seiner Karriere begleiten dürfen. So sind die Konzerte des V.Töne Holzbläserquintetts mit Laura Moosbrugger (Flöte), Anna Eberle (Oboe), Paul Moosbrugger (Klarinette), Johanna Bilgeri (Fagott) und Anton Doppelbauer (Horn) stets vollkommen ausgebucht. So war es auch bei ihrem Auftritt im Rahmen von Kultur in Kennelbach im schönen Musikzimmer der Villa Grünau. Die fünf Musiker:innen waren mit ihrer exzellenten Werkauswahl in der trockenen Akustik sehr gefordert. Doch die mitreißende Musizierweise des Quintetts versetzte die Zuhörenden rasch in Staunen und Jubelstimmung.

Unsere Jobbörse bietet allen kulturinteressierten Jobsuchenden einen Überblick über Stellenangebote in Vorarlberg, Liechtenstein, Süddeutschland und der Ostschweiz und hilft Kulturinstitutionen in dieser Region, engagierte Mitarbeiter:innen zu finden.

Wir leben auf tragikomische Weise aneinander vorbei: In seinem Roman „Drauflos“ lässt Autor Daniel Nachbaur eine Vielzahl konträrer Lebenswelten aufeinander los, die sich dann doch – ungeahnt und auf Umwegen – irgendwie tangieren. Dabei strapaziert der Vorarlberger Schriftsteller die literarische Gattung des Romans mit einem chaotischen Mix an Episoden und episodenhaften Lebensbestrebungen. Am Ende ist es der ewige Plot des Lebens als Protagonist, der den Roman zum Roman macht.

Kinothek Lustenau und Spielboden Dornbirn zeigen diese Woche „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“, der ganz auf seinen Hauptdarsteller Voodoo Jürgens zugeschnitten ist. Im Skino Schaan steht dagegen im Rahmen der Reihe „The Ones We Love“ mit Ridley Scotts „Blade Runner“ ein Klassiker der Filmgeschichte auf dem Programm.

„Bücher/Schlachten“ ist ein sinnreiches Fabulieren über die letzten 70 Jahre der Verlagsbranche, mit Blick darüber hinaus. Der Autor Jens Dittmar hat in seinem neuen Buch die strenge Form des Versepos genutzt, um gegen den Ordnungsverlust der Postmoderne zu Felde zu ziehen. In diesem eng gesteckten Korsett holt der Liechtensteiner Schriftsteller literarisch-philosophisch weit aus – von der Stunde null bis ins Hier und Jetzt im schwindelerregenden Ritt.

Der japanische Filmemacher Koreeda Hirakazu gilt mit Filmen wie „Shoplifters“ als Meistererzähler familiärer Beziehungen. Auch in seinem jüngsten Sozialdrama „Monster" (dt.: „Die Unschuld“) beweist er sich als einer der größten Humanisten des zeitgenössischen Kinos.

Unter den ältesten Konzertreihen des Landes nehmen die Bludescher Orgelkonzerte einen prominenten Platz ein, rangieren nach den Festspielen und der Propstei St. Gerold in ihrer Tradition an dritter Stelle. Und da Tradition nach einem alten Sinnspruch nicht die Anbetung der Asche sein sollte, sondern die Weitergabe des Feuers, findet sich das auch hier in der stets neu auflodernden Flamme einer innovativen, weit gespannten Programmkonzeption. Dafür stehen der international tätige Höchster Organist Prof. Bruno Oberhammer als Gründer und ideenreicher Kurator bis heute, unterstützt von Obmann Mag. Karlheinz Worsch mit dem Organisationsteam.

Im Rahmen eines Konzertes gemeinsam mit dem Collegium Instrumentale Dornbirn unter der Leitung von Guntram Simma sollten im Festsaal der Stella Musikhochschule die mit Hilfe von André Vitek instrumentierten Teile dem Publikum vorgestellt werden.

Das Galakonzert der Musikakademie im Schaaner SAL begann und endete virtuos. Und dazwischen? Ebenfalls nur höchste Virtuosität. Doch was heißt hier „nur“! Die neun Künstlerinnen und Künstler aus sechs Nationen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren brachten den prallvollen Saal mit ihrer musikalischen Leidenschaft zum Glühen. Das Publikum dankte mit großem Applaus.

Nach dem begeisternden Auftakt, den Angelin Preljocaj, der Direktor des Centre Choréographique National (CNN) d’Aix-en-Provence, mit seiner Compagnie dem „Bregenzer Frühling“ beschert hatte, war am zweiten Abend dieser Saison sein Kollege Fouad Boussouf von Le Phare, dem CNN Le Havre in der Normandie mit einer österreichischen Erstaufführung zu Gast. Zu seinem 2023 uraufgeführten Stück „Fêu“ ließ sich der ursprünglich vom Breakdance herkommende Choreograph und Tänzer von den starken Frauenfiguren seiner Kindheit in Marokko, von seiner Mutter und von seinen Tanten, inspirieren, aber auch von den unterschiedlichen Benefits und Gefahren des Feuers, dem als Urgewalt eine zentrale Bedeutung für die Menschheit zukommt. Eine Stunde lang bewegten sich zehn exzellente Tänzerinnen in verschiedensten Variationen im Kreis rund um ein imaginäres Feuer – und sie wurden selber zum Feuer. Ein eindrucksvolles Wechselspiel aus Wildheit, Konzentration, Ausgelassenheit, Erschöpfung und Ekstase.

„Der Rose Pilgerfahrt“ von Robert Schumann ist sowohl ein Märchen als auch ein Oratorium. Clau Scherrer hat dieses Paradoxon in seinem kurzen aber informativen Einführungsvortrag dem Publikum sehr plausibel erläutert.

„Im Prinzip bin ich gefährlicher als vor der Haft, weil ich ja das Denken gelernt hab und das Wort als Waffe verwenden kann.“ Das sagt der Serienmörder Jack Unterweger am Tag seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis gegenüber dem ORF – und tritt den Beweis für seine Gefährlichkeit an. Neun Frauen wird er in der kurzen Zeit seiner Freiheit ermorden.

Musik in der Pforte eröffnete die neue Saison mit einem ausdrucksstarken Konzert, das noch lange nachklingen wird. Darin vereinigt war alles, was man sich von herausragender Kammermusik wünschen darf. Eine Uraufführung eines Werkes von Laura Winkler, herausragende Musiker:innen, die ständig den musikalischen Dialog miteinander suchten, drei aufstrebende junge Musiker aus dem Bochabela String Orchestra sowie der international renommierte Klarinettist Mathias Schorn. Am meisten faszinierte die Kunst des sprachlich-musikalischen Rezitierens und die Bühnenpräsenz von Cornelius Obonya.

Zum 15-Jahr-Jubiläum und zum Abschluss ihrer Regietätigkeit hat Barbara Herold mit Gabriele Kögl, Grischka Voss und Gertraud Klemm drei zentrale feministische Autorinnenstimmen in Österreich mit Kurzstücken zum Thema Schwangerschaftsabbruch beauftragt.

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche mit „Olfas Töchter – Les filles d'Olfa“ einen ungewöhnlichen Mix aus Dokumentar- und Spielfilm, der Folgen der Gewaltübertragung in einer patriarchalen Gesellschaft aufzeigt. Ein packender, agitatorischer Thriller, der nicht nur von Aktivismus im Kampf gegen den Klimawandel erzählt, sondern auch dazu aufruft, steht dagegen am Spielboden Dornbirn mit „How to Blow Up a Pipeline“ auf dem Programm.