Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Thorsten Bayer · 20. Mai 2016 · Kleinkunst, Kabarett

Wenn die Toskana mitten im Millennium Park liegt – die neue, begeisternde Show der Geschwister Pfister

„Wie wär´s, wie wär´s?“, fragen Ursli (Christoph Marti) und Toni Pfister (Tobias Bonn), die in ihrem neuen Programm das Fräulein (Andreja) Schneider mit auf ihre Reise nach Italien nehmen. Musikalisch großartig unterstützt werden sie vom Jo Roloff Trio. Am Donnerstagabend feierte die Show im „Freudenhaus“, das heuer in Lustenau zu finden ist, Premiere. Für die Samstags-Vorstellung gibt es noch Karten.

Seit über zwanzig Jahren gibt es die Geschwister Pfister. Zwei der vier Gründungsmitglieder sind heute noch dabei: Christoph Marti und Tobias Bonn, die im wahren Leben verpartnert sind. Ursprünglich waren die Pfister-Figuren als vier Waisenkinder aus Zermatt angelegt. Nach dem Ausstieg von Lilo und Willi Pfister (Lilian Neef / Max Gertsch) blieb die Idee einer Bühnen-Familie erhalten: Fräulein Schneider heiratete Toni Pfister. So leben die drei in ihrem neuen Programm die vor allem in den 50er-Jahren verbreitete Italien-Sehnsucht der Deutschen aus und machen sich im VW Käfer auf den Weg in das Land, wo die Zitronen blühen.

Sehnsüchtig gen Süden

Ihre Reise begleiten sie mit Schlagern aus den fünfziger bis siebziger Jahren, die sie allesamt mit viel Inbrunst vortragen – sei es etwa „Schuld war nur der Bossa Nova“, „Sag mir quando, sag mir wann“ oder Peter Maffays Schmonzette „Es war Sommer“. Die Rahmenhandlung – die Reise über den Brenner an den Gardasee und weiter nach Rom – tritt immer weiter in den Hintergrund, und das soll auch so sein. Spätestens in der zweiten Hälfte, als die Pfisters in der „Villa Kriemhild“ von Ralph Siegel angekommen sind, zündet die großartige Nummernrevue der Wahlberliner. In Luigis Trattoria, laut Ralph Siegel der Geheimtipp des Ortes, geben sich die Schlagersternchen die Klinke in die Hand und legen einen fulminanten Auftritt nach dem anderen hin.
So sind unter anderen die Kessler-Zwillinge, Karel Gott sowie Cindy und Bert zu erleben. „Weiße Rosen aus Athen“ empfängt der Pianist und musikalische Leiter Johannes Roloff aus der Hand von Nana Mouskouri persönlich. Bassist Jürgen Schäfer ist auch am Mikro für die tiefen Töne zuständig, Immo Hofmann für Drums und Percussion. Knallbunte Kostüme und verwegene Frisuren ergänzen die beeindruckenden stimmlichen Leistungen der Pfisters. Und allein der neckisch-lüsterne Blick, den Ursli immer wieder ins Publikum wirft, ist schon das Eintrittsgeld wert.

Kitsch bis zum Abwinken

„Die lassen wirklich nichts aus“, höre ich immer wieder meinen Nachbarn sagen. Recht hat er. Hemmungslos geben sich die Künstler in ihrem 2013 uraufgeführten Programm dem Schmalz und Kitsch hin, wobei ihnen das bemerkenswerte Kunststück gelingt, die Songs und parodierten Künstler nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Sie greifen viele Elemente auf, setzen sie neu zusammen und rücken sie in ein neues Licht – und zwar „mit der ihnen eigenen Mischung aus liebevoller Zugewandtheit und haifischähnlicher Boshaftigkeit“, wie der Tagesspiegel treffend bemerkte. Ihre Lieder treiben noch lange nach dem letzten Vorhang als Ohrwürmer ihr Unwesen: „Ich war sechzehn, und sie einunddreißig ...“

 

Die Show am heutigen Freitagabend ist bereits ausverkauft, für Samstag gibt es noch Tickets. Das Programm startet um 20.30 Uhr, Einlass ist um 19.30 Uhr. http://freudenhaus.or.at 

Die Geschwister Pfister erklären in einem Zwei-Minuten-Video das aktuelle Programm: https://www.youtube.com/watch?v=FwUpfZIGZh8