Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Anita Grüneis · 25. Feb 2018 · Kleinkunst, Kabarett

Vince Ebert im TAK - wie seid ihr früher ohne Computer ins Internet gekommen?

Vince Ebert ist anders. Der Diplomphysiker fand vor Jahren seine künstlerische Nische. Er hatte als Consultant bei einer Unternehmensberatung sein humoristisches Potential entdeckt und gemeinsam mit Mediziner Eckhart von Hirschhausen ein Kabarettprogramm entwickelt, das sich spielerisch mit den Fragen der Physik befasste. Damit trat er auf Kleinkunstbühnen auf. Heute tourt er über große Bühnen und erklärt zudem regelmäßig im TV wissenschaftliche Phänomene. Im Schaaner TAK begeisterte er sein Publikum nach „Evolution“ nun mit seinem neuen Programm „Zukunft ist the future“.

„Haben Sie vor 30 Jahren vermisst, ein SMS zu schreiben?“, fragte er arglos in die Runde und doppelte kurz darauf nach: „Noch vor zehn Jahren ist Rudolph Moshammer mit einem Telefonkabel erdrosselt worden. Das wäre heute rein technisch überhaupt nicht mehr möglich.“ Die Zukunft sei eben immer anders, als man denkt. „Sie kommt von hinten angerauscht“, meinte Vince Ebert und beschrieb in der Folge ganz allgemein die Geschichte der Zukunft. So erwähnte er unter anderem, dass 1977 mit dem Raumschiff Voyager eine Botschaft an Außerirdische ins All geschickt wurde. Im Inneren eine goldene Datenplatte mit der Musik von Mozart, der Klänge der Buckelwale und einer Botschaft des damaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim. 500 Millionen Jahren soll die Platte benutzbar sein, ob es dann den Menschen allerdings noch gibt, sei fraglich. Denn die Zukunft ist unberechenbar!

Vince und Val suchen das ideale Paar

Vince Ebert hatte zu seinem Schaaner Gastspiel „Val“ mitgebracht, ein programmierter Side-Kick in Form eines großen Bildschirms, auf dem geschrieben und gewischt werden konnte, der aber auch ein weibliches Innenleben führte und zuweilen recht störrisch war! Val konnte neben Hochdeutsch, zur Gaudi des Publikums, auch Wienerisch, Tirolerisch und Steirisch reden, angeblich war der Programmierer aus Wien. Gemeinsam mit Val beschrieb Vince Ebert das heutige Partnerfinden mit den entsprechenden Dating-Portalen, machte eine Probe aufs Exempel und fand tatsächlich ein Paar im Saal, das aufgrund der Matching points ideal zusammenpasste. Früher sei so etwas viel umständlicher gewesen, meinte Ebert und zitierte seinen Odenwalder Opa: „Je größer der Heuhaufen, desto schlechter findest du die Magd“.

Es wird kein Designerkind geben?

Der zweite Teil des Programms befasste sich mit der Zukunft der Zukunft. Vince Ebert beschrieb den Wunsch nach dem Designer-Kind, führte die Entwicklung der Zellteilung vor und zeigte auf, was schon heute aus den acht Stammzellen konstruiert werden kann, ob das Mäuse mit menschlichen Ohren sind oder ganze Klons. „Zu 99,9 Prozent sind wir identisch, ein Wunschkind zu designen, wird aber eine Utopie bleiben“, davon war der Physiker überzeugt. Allerdings wies er auch darauf hin, dass eine Gesellschaft, die versucht den Lauf der Welt aufzuhalten, nicht zukunftsfähig ist. Er zeigte anhand eines üppig blühenden Kirschbaums auf, dass in der Fülle und der Verschwendung die Möglichkeit zur Erneuerung liegt. Zudem sei die Vorstellungskraft jedes einzelnen Menschen jedem Computer weit überlegen. „Menschen können doch denken! Ich bin immer wieder erstaunt, warum so wenige es machen“, lautete sein Fazit. Zur Zukunft der Zukunft gehört auch die viel zitierte Nachhaltigkeit. Vince Ebert ist kein Freund davon: „Nachhaltiges Leben löst unsere Zukunftsprobleme nicht!“ Um Probleme zu lösen, brauche es auf der Welt mehr Kreativität und Kooperation. „Wer nur über das Verzichten redet, der geht davon aus, das uns nichts mehr einfällt“, meinte er und fügte hinzu, „die Steinzeit ist aber auch nicht zu Ende gegangen, weil es keine Steine mehr gab“.

Die Fehler und der Zufall

Vince Ebert ist ein erfrischender Mutmacher, der die Zukunft durchaus positiv sieht: „Erfolgreiche Unternehmen waren in der Vergangenheit die flexiblen, offenen und kreativen“, stellte er fest, „wer Erfolg haben will, muss auch bereit sein, Fehler zu machen.“ Und dem Zufall eine Chance zu geben, denn viele Neuerungen wurde aus Zufall erfunden. Natürlich fügte Vince Ebert gleich einige Beispiele an: „So wurde Viagra entdeckt, weil männliche Versuchspersonen ein Herzmedikament in der Testphase partout nicht mehr absetzen wollten.“