"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Christina Porod · 27. Feb 2015 · Kleinkunst, Kabarett

Lust(ig) mit Pausen - Werner Brix in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard

„Lust – Lasst uns leben!“ hieß es am gestrigen Donnerstagabend in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard. Der Wiener Kabarettist, Schauspieler und Musiker Werner Brix, geboren 1964, ließ sich in seinem mittlerweile neunten Programm über die Oper, stumpfsinnige Namen, Urlaube zu zweit oder den Gender-Kult aus und schwankte dabei zwischen Lustwandler und Zyniker.

Das Publikum ist eine Reisegruppe, die am Wiener Stephansplatz auf ihre Reiseleiterin wartet. Da diese aber im Lift steckengeblieben ist, soll Brix - Kartenverkäufer von Opern-Packages - den Touristen die Wartezeit verkürzen. Im goldenen Barock-Gehrock und mit Mozart-Perücke preist der stilechte Verkäufer zur Musik von Mozarts „Le nozze di Figaro“ sein Produkt an. Das Setting dafür ist relativ schlicht: Ein Stuhl, ein Tisch, ein Koffer für seine Broschüren.

Geplauder und Gelächter

Seine Lebensbetrachtungen serviert Brix’ Alter Ego aus unterschiedlichen Perspektiven. Denn seine Bühnenfigur changiert beharrlich zwischen zwei Seelen: dem lustvollen Genießer und dem Zyniker. Für den bissigen Spötter bedeutet beispielsweise Opernmusik lediglich „Kehlkopfakrobatik“ oder „auditives Bodybuilding“. Der Klang der poetischen Namen von Komponisten wie Hector Berlioz oder Puccini wecken ebenfalls den Grantler in ihm, weil „ein guter Name ist wichtig für ein gutes Karma und ein gutes Karma ist wichtig für ein gutes Leben“. Die Schwierigkeit einen guten Namen zu finden, mündet in witziges Geplauder und führt zu herzhaftem Gelächter.
Nahtlos sind die Übergänge von einem Monolog zum nächsten. So folgt gleich darauf ein Vortrag über die Bedeutung von Sprache. „Sprache ist der hilflose Versuch Dinge zu benennen und Gefühle zu beschreiben.“

Barocke Zügellosigkeit


Brix versucht auch Lust zu machen, geht im Zuschauerraum herum und witzelt nicht nur über die Passivität der Menschen, sondern auch über deren Angepasstheit: „
Schule heißt schon durchschnittlich zu werden.“ 
Bei Themen wie Hängebrüste, Ukraine-Krieg oder Fremdwährungskredite haben die Menschen die Lust vergessen. Und was verhilft zu mehr Lustgewinn? Er trifft mit dem Publikum eine „Vereinbarung“: „Heute darf hier jeder mit jedem – barocke Zügellosigkeit“. Das Licht in der Kulturwerkstatt Kammgarn geht kurz aus ... Zügellos wird es nicht; im Zuschauerraum nicht, aber auf der Bühne auch nicht. Ab und an schleichen sich nämlich Längen ein, auch wegen der platten Doppeldeutigkeit mancher Pointen. Dies vermag Brix zwar immer wieder aufzulösen, doch die so entstandenen Pausen führen immer mal wieder zu Stimmungsdurchhängern, die einen Blick auf die Uhr zulassen und somit daran hindern vollständig ins Programm einzutauchen.

Guter Schlusspunkt


In der zweiten Hälfte des Programms, jetzt ohne Perücke und Gehrock, analysiert der Kabarettist vermehrt seinen Beziehungsalltag. Dabei kommt er unter anderem zum Schluss, dass Urlaube zu zweit nicht funktionieren und alleine irgendwie auch nicht.
Mit einer lustigen Geschichte am Ende seines Programms kann Werner Brix einen guten Schlusspunkt setzen: Ein romantischer Abend mit seiner Frau vor dem Kamin endet in einem brenzligen Chaos mit Versicherungsmakler.


www.kammgarn.at