Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Christina Porod · 14. Mär 2014 · Kleinkunst, Kabarett

Ein beschwingter Abend mit Seegang - Martin Großmann in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard

Martin Großmann präsentierte in seinem Programm „Des Wahnsinns fette Beute“ eine Bühnenfigur, die aus ihrem Leben erzählt. Der Kabarettist heiterte am gestrigen Donnerstagabend das Publikum in der Kulturwerkstatt Kammgarn mit vielen ausgelassenen Szenen auf. Ein Abend an dem herzhaft gelacht werden konnte. Dennoch endete er mit dem Gefühl, dass etwas fehlte, nicht nur wegen der vermissten Zugabe. „Des Wahnsinns fette Beute“ ist eines der fünf Soloprogramme des 44-Jährigen. Geschrieben hat er angeblich 4286.

Vor circa 3 Jahren war er das letzte Mal zu Gast in Hard. Seither habe er 5 kg abgenommen, berichtet Großmann stolz - allerdings erst in den letzten paar Wochen. Wie er das gemacht hat? Ganz einfach: Eigenblutdiät. Dafür bringt der Niederbayer sein Blut zum Metzger und dieser verwurstet es dann zu Blut- und Leberwurst. Dank der Eigenenzyme nimmt man ab.
Gern hätte er sein Gewicht noch weiter gedrosselt, aber leider war das nicht mehr möglich. Die Behörden sind dem dreisten Fleischermeister auf die Schliche gekommen: Der hat das Blut gepanscht, mit Ratten- und Hundeblut. Aus Schmach hat er sich mit einem Schussapparat in den Kopf geschossen und anschließend selbst verwurstet. Ein Reflex wie beim Huhn, klärt der Kabarettist auf. „Das rennt auch ohne Kopf noch weiter.“ „Ist das zu absurd, oder kommen Sie klar damit?“, erkundigt sich Großmann beim Publikum nach dieser Eingangsgeschichte.

Stationen aus seinem Leben


Mit einem Augenzwinkern und viel Temperament schildert er Stationen aus seinem Leben und begegnet dabei Verwandten und Freunden. Von der Erstkommunion, die ihm 982 DM einbrachte (es hätte noch mehr werden können, wäre ihm nicht kurz davor sein Onkel weggestorben), über den ersten Samenerguss bis zu seinem Kabarettisten-Dasein. Martin Großmanns Humor ist dabei nicht nur von der feinen Art. Er ist überwiegend deftig. Ab und an auch zu seicht. Die wiederkehrenden platten Schenkelklopfer sind überflüssig, bisweilen mühsam und hätte er gar nicht nötig. Trotzdem holt er - auch wegen seines Spitzbubencharmes - das Publikum immer wieder zu sich. Aber bestimmte Lücken kann er nicht füllen. So bleibt, trotz der bogenspannenden Lebensgeschichte, das Gefühl, dass etwas fehlt. Der oft aufsteigenden hohen Schmäh-Frequenz folgt immer wieder eine Entschleunigung. Seegang-Stimmung ist angesagt. Immer wieder hoch und nieder.

Viele Lacher verdankt er seinem ausgezeichneten schauspielerischen Können. Da bleibt vor allem die Figur seines Onkels in Erinnerung, der Hartl-Bauer: Eindrucksvoll gezeichnet, inklusive Brotzeit, Bier und Stammtisch-Geschwätz. Scheinbar um Jahrzehnte gealtert, nimmt ihm das Publikum den derben Bauer sofort ab.
Manches wird ausgereizt. So leider auch der eigentlich großartige Hartl-Bauer. In einer knackigeren, verdichteten Darstellung hätte die Figur noch mehr an Profil gewonnen.

Kurioserweise ohne Zugabe endet nach zweistündigem Programm ein über weite Strecken vergnüglicher Abend.