Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Christina Porod · 07. Nov 2014 · Kleinkunst, Kabarett

Die Geschichten einer Reise - Das Klapp-Theater auf der Suche nach den „broken Stars“

Die Bühne der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard wurde am gestrigen Donnerstagabend von Martin Prochaska und Thomas Nied vom Klapp-Theater belebt. Das Figuren-Musik-Kabarett begab sich unter dem Titel „Boulevard der broken Stars" auf eine musikalische Reise und auf die Suche nach den gefallenen Stars.

Das Klapp-Theater, das sind der Puppenspieler und Figurenbauer Martin Prochaska und der Musiker Thomas Nied, und das bereits seit 25 Jahren. In ihrem Programm für Erwachsene „Boulevard der broken Stars" geht es auf eine Reise und somit auf die Suche nach den „broken Stars“. Der Professor, eine der selbstkonstruierten Puppen von Martin Prochaska, ist dabei die zentrale Figur. Die Handpuppe fungiert als Erzähler der einzelnen Geschichten. Der etwas schrullige Professor schildert in teils skurrilen Berichten von den spannenden Begegnungen auf einem Trip von New York bis nach Schweden. Dabei treffen die Zuschauer auf etliche Figuren. In New York steigt beispielsweise ein Skelett aus seinem Sarg und legt dann einen geschmeidigen Rock´n Roll aufs Parkett. In Marseille wagt Renate B. aus Castrop-Rauxel ein heißes Tango-Tänzchen mit einer verhängnisvollen Bekanntschaft namens Messer-Jack. Weitere „broken Stars“ sind ein Bluesmusiker aus New Orleans, zwei tanzende irische Streithammel, die in einem Pub aufeinandertreffen oder der Russe Igor. Sie alle sind auf ihre individuelle Weise gefallene Stars. Dazwischen mischt sich noch so ein armer Tropf: eine Wanze. Hans Dieter, so ihr Name, ist Single und findet einfach keine Partnerin. Thomas Nied, der kurz in die Rolle des Opernsängers Tomaso Tomatini schlüpft, hilft dem verzweifelten Insekt und bringt ihm ein Lied bei. Mit „Komm doch süße Kleine, sei die meine, sag nicht nein“ gelingt es Hans Dieter tatsächlich eine Wänzin anzulocken. Ein kleiner, komischer Liebestanz nimmt seinen Lauf.
Als Zugabe trifft Thomas Nied auf seinen Band-Kollegen aus Jugendtagen: Erwin Schleicher alias Sticky Finger. Gemeinsam rocken sie die Bühne mit 60er und 70er-Jahre Sound wie „Smoke on the water“ der Rockband Deep Purple oder „Gimme Some Lovin'“ der Spencer Davis Group - Sticky Finger auf seinem Schlagzeug und Thomas Nied auf seiner Gitarre.

Für die Inszenierung sind drei Schauplätze aufgebaut. Auf der einen Seite hat der Professor sein Erzählplätzchen, die gegenüberliegende Seite belegen Thomas Nied und seine Instrumente. Dazwischen tanzen die Marionetten auf einem erhöhten Podium, um die vorab geschilderten Geschichten dem Publikum in liebevoll arrangierten Szenen zu veranschaulichen.

Beeindruckendes Figurenspiel


Martin Prochaska lässt seine Puppen Rollschuhfahren, Schlagzeugspielen, Stepp- und Tangotanzen. Dabei überzeugt nicht nur das Erscheinungsbild der verschiedenen selbstgefertigten Marionetten, vielmehr erstaunen die feingliedrigen und bisweilen geschmeidigen Bewegungen, die diese realisieren können. Virtuos agiert Prochaska auf dem Podium mit seinen ausdrucksstarken Figuren, denen er eben auch durch sein präzises Figurenspiel ein unverwechselbares Profil verleiht.

Musik verschmilzt mit Geschichten


Die Geschichten werden mit Livemusik begleitet. Die zum Teil selbstkomponierten Stücke sind wesentlicher Bestandteil des Spiels. Thomas Nied bietet im „Orchestergraben“ mehr als nur den Soundtrack zu den einzelnen Geschichten. Musik und Gesang sind immer wesentliche und stimmige Zutaten, die mit den jeweiligen Erzählungen eine Harmonie herstellen. So entwickelt sich nicht nur eine Reise zu den einzelnen Figuren, sondern auch eine musikalische Reise von Rock´n Roll zu Blues und Tango mit Gesang, Gitarre, Panflöte oder Mundharmonika.

Qualität und Phantasie


Das Klapp-Theater sorgt mit seiner Darbietung weniger für ausgelassenes Gelächter, denn für leisen Humor. Das Duo überzeugt mit Qualität und Phantasie - in musikalischer und spielerischer Hinsicht.

 

www.kammgarn.at
www.klapp-theater.de