Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Christina Porod · 05. Aug 2013 · Kleinkunst, Kabarett

„Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein, nur ein bisschen Glück“ – Nadja Maleh beim FOEN-X13 in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard

Vor ausverkauftem Haus verriet Nadja Maleh am gestrigen Sonntagabend die 10 Spielregeln des Glücks und versetzte ihr Publikum dabei in ein Casino. Ein Potpourri aus mal mehr und mal weniger unterhaltsamen Alter Egos schmiegte die Kabarettistin dabei geschickt ein - aber immer mit überzeugender Wandlungsfähigkeit. „Ich freue mich, dass ich hier bin. Vor allem für Sie freue ich mich, dass ich hier bin.“ So startete die eloquente Wienerin, mit Wurzeln in Tirol und Syrien, in ihr 3. Soloprogramm „Jackpot“. Ein vielversprechender Einstieg, der bewiesen werden will.

Die 10 Spielregeln des Glücks ziehen sich als roter Faden durchs Programm und dazwischen gibt’s noch jede Menge Musik und das von leisen Tönen bis hin zu Heavy Metal Klängen. Auf der Bühne herrscht Schlichtheit, nicht aber bei Nadja Malehs illustren, zugespitzten Bühnenfiguren, die sie in schnellen Wechseln auf die Bühne stellt, wie die Inderin Mandala, die Russin Olga, die Sächsin Ramöna oder Frau Brigitte, die BeziehungscoachIn mit großem Binnen-I, die den Hauptgrund für alle Scheidungen kennt, nämlich die Hochzeit. Auch ein großer Mann taucht auf: Max Mustermann, der Besitzer unzähliger Kreditkarten, der weiß woher der männliche Werteverfall kommt: Schuld daran ist keine geringere als Biene Maja mit ihrem faulen Freund Willie. Aber auch Heidi und ihr Ziegenpeter, ein stinkender Lausbub mit Leseschwäche sind daran beteiligt. Und nicht zuletzt Pippi Langstrumpf, bei der die Mädchen lernen, dass der beste Mann ein dressiertes Afferl ist.

Der blitzschnelle Wechsel von Mimik, Gestik und das Switchen zwischen den verschiedenen Dialekten sind Malehs größte Stärke. Mit eindringlicher Bühnenpräsenz, Witz und Temperament spielt und singt sie drauflos. Doch es braucht ein wenig Zeit, bis ihr Programm so richtig in Schwung kommt.

... und dann kommt Meli

 

Zu Beginn plätschert das Programm etwas farblos vor sich hin, aber dann wird’s bunt, denn dann kommt sie, Tante Melanie. Eine naive Kindergartentante mit Sprachfehler, die den lauen Einstieg vergessen lässt. Für prächtige Stimmung sorgt Tante Meli mit Liedern, über einige „böse“ Männer der österreichischen Kriminalgeschichte: „Franz Fuchs, du hast die Hand gestohlen" und "Fritzl klein ging allein in den tiefen Keller rein" oder „Ein Meindl steht im Walde.“ Warum sie die Kinder vor den Muskelmanen, den „gefährlichsten Menschen mit dem stinkenden Essen“ warnen soll, versteht Meli nicht. Und weil sie auch nach mehrmaligen Anläufen das Wort Muslime nicht herausbringt, singt sie schließlich das Lied der 10 kleinen Islameser: "Vier kleine Islameser gingen zur Polizei, um nach dem Weg zu fragen, da waren's nur noch drei."
Herrlich komisch geht’s dann gleich weiter. Nadja Maleh mimt die Inderin Mandala, die allein mit ihrem schrullig ansteckenden Lacher schon überzeugt und nicht zuletzt mit Weisheiten wie, „jeder will in den Himmel, aber niemand will sterben“.

Das kleine Heimatstück, angesiedelt in einem Tiroler Provinznest, ist das Glanzstück nach der Pause. Drei Personen treffen sich bei der Greißlerin Vroni, darunter der Dorfpfarrer Ander, die Jackpotgewinnerin Burgl und ihr Angebeteter, der Trunkenbold Vitus. Hier zeigt die 41-Jährige nochmals ihr gesamtes Können und reißt mit ihrer Persiflage auf die Neidgesellschaft das Publikum mit.

Nach zwei Stunden Spielzeit freut sich das Publikum, dass Nadja Maleh da war und bedankt sich mit gebührendem Applaus, für ein überwiegend ansprechendes Programm.

 

Weiter Programmpunkte beim FOEN-X13 sind:

Do, 8.8. SEPTETO SANTIAGUERO
Mi, 14.8. DELTA SAINTS
Do, 15.8. TRIS
Sa, 17.8. CAMILLOCROMO
Jeweils ab 21 Uhr

Mehr Infos unter: www.kammgarn.at