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Christina Porod · 26. Feb 2016 · Kleinkunst, Kabarett

„Außergewöhnliche Belastungen“ mit viel Leichtigkeit - Stefan Waghubinger in der Kulturwerkstatt Kammgarn

Von der ersten Sekunde an klebte das Publikum der Harder Kulturwerkstatt Kammgarn an den Lippen von Stefan Waghubinger und unterhielt sich im Laufe des gestrigen Donnerstagabends köstlich über seine fantasievollen Ausführungen. Da ging’s nicht nur um die Vergangenheit, die Zukunft und die Zukunft die bereits vergangen ist („Du hast mehr Zukunft hinter dir, als du jemals vor dir hattest.“), sondern um vieles was einem im Leben so passiert. Der Kabarettist ist ein gnadenloser Beobachter, dessen Pointen so nebenbei daherschleichen. „Außergewöhnliche Belastungen“ überraschte und begeisterte.

Der in Oberösterreich geborene Stefan Waghubinger lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Deshalb betreibt er, laut eigener Angabe, österreichisches Jammern und Nörgeln inzwischen mit deutscher Gründlichkeit. Der studierte Theologe zeichnet seit 1997 Cartoons und schreibt Kinderbücher. Seit 2004 ist er zudem Theaterpädagoge. Sein erstes Kabarettprogramm „Langsam werd ich ungemütlich“ brachte Waghubinger erst 2009 auf die Bühne und heimste dafür zahlreiche Preise ein. 2014 präsentierte er dann sein zweites und aktuelles Programm „Außergewöhnliche Belastungen“.

Realistisch überzeichnet


Zur Geschichte: Eigentlich sollte Stefan Waghubinger seine Steuererklärung machen. An dieser arbeitet er aber keine Sekunde, denn eine Steuererklärung wünscht er sich höchstens als Henkersmahlzeit: „Wenn ich vor der Steuer sitze, denke ich mir schließlich jedes Mal: Lieber sterb ich!“ Deshalb macht der 49-Jährige etwas anderes. Er plaudert realistisch überzeichnet über vieles, das ihm im Kopf herumschwirrt: Über schlecht getroffene, aber gut gemeinte Weihnachtsgeschenke, die einem nur das Selbstbild zerstören, über inhumane Ameisen, die im Dunklen Läuse halten, um sie zu melken oder über die Frau, die ihn verlassen hat und laut der Mutter trotzdem ruhig einmal am Tag vorbeikommen könnte, um eine warme Mahlzeit zu kochen. Beim Nachdenken über Sternbilder kommt Waghubinger zu folgendem Schluss: „Man sieht ein paar Punkte und macht sich ein ganzes Bild; so ist der Mensch eben.“ Wie der Mensch so ist, erklärt er auch beim Thema Political Correctness. Diese Correctness benötigt man nämlich „damit man seine Meinung nicht falsch ausspricht“. „Außergewöhnliche Belastungen“ eben.

Erfrischend unbekümmert


Der Kitt, der Waghubingers Betrachtungen über den Menschen und die Welt zusammenhält, ist seine sprachliche Brillanz, die erfrischend unbekümmert daherkommt und stets verwoben ist mit einem Humor, der sich so daherschleicht. Immer wieder bringt der Wahl-Stuttgarter so nahezu mühelos sein Publikum zum Lachen. Er hat einfach das richtige Gespür für subtilen Humor, nicht derb, nicht plump und eben gerade dadurch nachhaltig. Seine Überlegungen sind fantasievoll, immer vergnüglich und manchmal sogar ein bisschen philosophisch.

Am Schluss gibt’s für seine mit viel Leichtigkeit dargebotenen Gedankengänge kräftigen Applaus.

 

www.kammgarn.at