Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 19. Jän 2017 · Film

Verborgene Schönheit

Ein Agenturbesitzer (Will Smith) ist in eine Lebenskrise geschlittert, doch durch märchenhafte Interventionen holen seine Kollegen ihn da wieder heraus. "Collateral Beauty" ist wie ein Lebensberatungskurs, in dem alles nach Rezept heilen soll. Ohne Kitsch geht das nicht.

Agentur-Besitzer Howard (Will Smith) leidet, seit seine Tochter vor zwei Jahren gestorben ist. Nicht mehr in der Lage, die Geschäfte zu führen, baut er große Gebilde aus Dominosteinen im Büro und hält Reden an seine Kollegen, in denen er esoterische Botschaften über die Liebe, die Zeit und den Tod als alles verbindende Werte verkündet. Die Kollegen Whit (Edward Norton), Claire (Kate Winslet) und Simon (Michael Peña) sorgen sich um den Freund mindestens so sehr wie um ihre wirtschaftliche Existenz und engagieren drei Theaterschauspieler (u.a. Helen Mirren, Keira Knightley), die Howard in Gestalt von Liebe, Zeit und Tod begegnen, um ihn als gute Geister der Weihnachtszeit wieder in diese Welt zurückzuholen.
Das Problem von „Verborgene Schönheit“ (Originaltitel: „Collateral Beauty“) liegt in seiner Konstruiertheit. Da gibt es die Metaphern: Will Smith glaubt, dass alles in der Welt unauflöslich zusammenhängt und baut als Sinnbild Dominofiguren, wo ein Stein alle andere zu Fall bringt. Da gibt es die persönlichen Krisen, die rund um diese „philosophische“ Problematik gruppiert werden: Smith, der sich von der Welt abgekoppelt hat; Norton, dessen Tochter nicht mehr mit ihm spricht; Winslet, die fürchtet, zu alt für die Geburt eines Kindes zu werden; Pena, der todkrank ist. Liebe, Zeit und Tod haben nicht nur Smith, sondern diesen ganzen Film metaphorisch im Griff.
Wie in einem Märchen sollen dem Zuseher die Probleme in Denkfiguren begegnen anstatt aus Fleisch und Blut. Dazu passt, dass es Schauspieler sind, die dafür engagiert werden, Smith in einen neuen Diskurs über seine – und, das ist ziemlich sicher – auch unsere Gefühle einzubinden. Die Theatralik dieses Ansatzes hat bald die Grenze zum Gefühlskitsch überschritten, ohne dass sich der Effekt echter Rührung einstellt.
„Verborgene Schönheit“ ist einer dieser Filme, die vor allem einem Thema gerecht zu werden versuchen und am Ende so über-designed wirken, dass zwischen den Akteuren kein Platz mehr für Bewegung vorhanden ist. Jeder vollführt seine Rolle und gibt akkurat die Stichworte für den Einsatz des nächsten. Regisseur David Frankel („The Devil trägt Prada“, „Marley & Ich“) hat sich aber nicht nur der Lösung von Will Smiths Gefühlsstau verschrieben, sondern auch der Verkündung einer grundlegenden Botschaft, die unser aller Leben betrifft: Sollten wir uns nicht wieder mehr auf die Schönheit des Lebens besinnen, die uns oftmals verborgen bleibt? In diesem Film bleibt sie ein Mysterium.