Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Gunnar Landsgesell · 08. Sep 2016 · Film

The Light Between Oceans

Ein Paar (Fassbender, Vikander) mit unerfülltem Kinderwunsch. Als das Kind doch kommt, liegt es in einem Boot, angeschwemmt vom Meer. Daneben ein toter Mann. Regisseur Derek Cianfrance ist kein glaubhafter Vermittler der Sphären des Glücks, doch mit der unerbittlich wuchernden Dramatik dieser Geschichte findet Cianfrance in seinen Rhythmus.

Ein Leuchtturm am Ende der Welt, eine Insel, schön und unwirtlich, grün bewachsene Berge türmen sich auf. Drinnen im Haus sucht ein Paar sein Glück, doch die Stürme, die draußen fegen, künden von etwas anderem. Janus Rock, Australien, nach dem Ersten Weltkrieg. Der Mann arbeitet hier nun als Leuchtturmwärter, man hat Michael Fassbender (Tom) noch nie so erratisch, so ausdruckslos und versteinert gesehen. Immer wieder setzt Regisseur Derek Cianfrance sein Gesicht flächig, in extremen Close-ups ein, als sollte man in eine Felslandschaft blicken. Seine Frau, das Gegenteil, versatil, angreifbar, emotional, von Alicia Vikander (Isabel) ebenso verkörpert. Rollen, wie man sie sich vorstellt, vor hundert Jahren. Der Plot: Ein Paar möchte Kinder haben und muss zwei begraben. Aber dann kommt doch eines: in einem Boot, vom Meer angeschwemmt, wie ein Geschenk. Neben dem Säugling liegt ein toter Mann.

Am Ende emotional


Den Eindruck, dass sich das Glück damit nicht komplettiert, sondern sich von Beginn an als Orakel präsentiert, verstärkt Cianfrance („The Place Beyond the Pines“) mit einem Bild, das so natur- und schicksalshaft inszeniert ist, als glaubte Cianfrance selbst, seine Akteure wären nur Spielfiguren zürnender Götter. Tom kniet vor den zwei weißen Holzkreuzen ihrer beiden verstorbenen Kinder, umhüllt vom regenschweren Himmel, und reißt eines der beiden Kreuze aus der Erde. Der Leuchtturmwärter wird die angeschwemmte Fracht nicht melden, so will es seine Frau, doch der Gewissenskonflikt ist unvermeidlich. Ein paar Jahre währt die Freude, dann taucht die Mutter (Rachel Weisz) des Kindes auf. Beginn einer vertrackten Dynamik voller unschuldiger Beteiligter, in sich unauflösbar miteinander verstrickt, das eigentliche Movens dieser Geschichte, eigentlich das gesamte Kapital dieser Geschichte. Doch bis dahin ist schon viel Zeit in diesem Film verstrichen.  „The Light Between Oceans“, nach einem Bestseller der Autorin M.L. Stedman entstanden, vermag den Zuseher erst spät, mit den anrollenden dramatischen Ereignissen, zu affizieren. Cianfrances zuvor gemalte Idylle fühlt sich immer irgendwie hohl, geliehen an, man kennt diese Bilder. Doch im Gegensatz zum Beziehungsdrama „Blue Valentine“, in dem der Schmerz immer etwas zu exzesshaft wirkte, holt der Regisseur am Ende doch noch die Emotionalität seiner Akteure aus den Tiefen ihrer selbst. Dank Fassbender und Vikander.