Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Gunnar Landsgesell · 12. Nov 2015 · Film

Steve Jobs

Eine Annäherung an Apple-Ko-Gründer Steve Jobs in drei hochenergetisch entworfenen Schlaglichtern. Ein typischer Danny Boyle Film, treibend, rasant, immer am Schimmer der Oberflächen interessiert. Michael Fassbender gibt dem PR-Genie Jobs eine stimmige Präsenz.

Anstatt eines klassischen Biopics versucht „Steve Jobs“ gleich auf zweifache Weise einen Blick hinter die Kulissen zu werfen: Was geht hinter der Bühne vor sich, bevor die vollständig der Ikonografie des Apple-Mitbegründers unterworfene Show anhebt? Und welche Persönlichkeit begegnet einem in jenen Momenten größter Anspannung, vor der Produktpräsentation? Lassen sich darin auch gewisse Wahrheiten über den genialen Vermarkter Steve Jobs ablesen? Drehbuchautor Aaron Sorkin („The Social Network“) rückt dem 2011 an Krebs verstorbenen Kalifornier in einem Drei-Stationen-Kammerspiel zu Leibe, das wie in Schlaglichtern ohne innere Verbindung funktioniert: Steve Jobs vor der Präsentation des Heimcomputers Macintosh 1984, zusammengebastelt aus Holz. Steve Jobs nach seinem erzwungenen Ausstieg bei Apple, wieder Backstage, vor der Vorstellung des ersten Computers mit seiner Firma NeXT 1988. Und zehn Jahre später, zurück bei Apple, im Lampenfieber vor der Enthüllung des ersten iMac-Modells. Die Wahl von drei solchen dramaturgisch aufs Äußerste verdichteten Momenten basiert natürlich auf reiner Fiktion, genau daraus beziehen Sorkin und Regisseur Danny Boyle aber auch ihre Freiheiten, ihren Protagonisten charakterlich in all seinen Schattierungen zu zeichnen. Dessen Widersprüchlichkeit, die der Film auch nicht auflösen will, fällt besonders auf. Jobs, der Egomane, der sich mit Cäsar vergleicht, aber Bob Dylan zum Vorbild erklärt; der – anders als sein Freund und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak (Seth Rogan) – keine IT-Ausbildung vorweisen kann, aber diesem dennoch erklärt, wo es langgeht; Jobs, der Mann, der den Technikgeräten menschliche Züge einpflanzen möchte, sich aber zugleich als Autokrat und manischer Arbeiter aufführt.

Hang zur Manie


Nachdem Leonardo DiCaprio und später auch Christian Bale ihre Mitwirkung abgesagt haben, fand sich in Michael Fassbender ein Schauspieler, der mit Jobs zwar wenig Ähnlichkeit besitzt, aber der Idee von der Besessenheit eines Menschen, der sich von seiner sozialen Umwelt immer wieder abkoppelt, durchaus Gestalt zu verleihen vermag. Fassbender beweist einmal mehr seine Fähigkeit, eine Figur mit einer spürbaren inneren Spannung auszustatten. In der Person des Steve Jobs darf Fassbender diese auch nach außen ableiten. In einer Szene stellt er gegenüber seiner Frau Joanna Hoffman (Kate Winslet) auf rüdeste Weise selbst die Vaterschaft seiner eigenen Tochter in Frage. „Steve Jobs“ ist ein Film, der seinem manischen Protagonisten auf gewisse Weise ähnlich ist. Wie von Filmen des Regisseurs Danny Boyle („Trainspotting“, „28 Days Later“, „Slumdog Millionaire“) gewohnt, werden auch hier die Bilder in einem rasanten Tempo vorangetrieben. Wie Jobs ist Boyle auf seine Weise ein Marketing-Genie, er versteht, die Oberflächen schillern zu lassen und sein Publikum in das Charisma seiner Filme fast hypnotisch einzubinden. Mindestens so sehr ist dieser Film aber von den Dialogen geprägt, die hier stakkatoartig vonstatten gehen. Egal, ob Apple-Geschäftsführer John Sculley (Jeff Daniels), Ehefrau Joanna Hoffman oder Jobs Marketingchefin, die Wucht der Gesprächsführung setzt als dramaturgisches Mittel ganz klar den Rahmen für diesen Film. Einer Präferenz, wie der Sohn eines Syrers und einer Amerikanerin, der noch vor der Geburt zur Adoption bestimmt wurde, nun zu bewerten sei, enthält sich der Film wohlweislich.