Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Gunnar Landsgesell · 28. Jul 2016 · Film

Pets

Max ist der beste Freund von Katie. Nur dass ihr das nicht ganz bewusst ist. "Pets" erzählt in urkomischer Brillanz vom Verhältnis zwischen Hund und Tier, um später seine schöne Beziehung in einem diffus-fantastischen Tierspektakel zu verlieren.

"The Secret Life of Pets" ist von den gleichen Köpfen (Chris Renaud, Yerrow Cheney) ausgebrütet, wie "Minions" und "Despicable Me" und - leider - infizieren sie auch diesen Film mit einem Hang zum Nonsense, dessen Anarchie befreiend sein könnte, aber immer wieder in die dramaturgische Beliebigkeit abdriftet. Dabei lässt sich "Pets" in den ersten Minuten unheimlich präzise an: komisch und von erstaunlicher beobachtender Schärfe. Auch wenn das Verhältnis zwischen Mensch und Haustier schon vielfach aufs Korn genommen wurde, geschah das selten mit jener parodistischen Klarheit wie beim Intro von "Pets": Max (Originalstimme: Louis C.K.), der kleine Terrier, verbreitet sich mit großem Stolz über sein ganz persönliches Liebesverhältnis zu seiner "Besitzerin" Katie (Originalstimme: Ellie Kemper). Die ganz pragmatische Zuneigung Katies zu ihrem Hund wird von diesem mit einer großen Liebe verwechselt, die rührend in wenigen Bildern wirksam wird. Das Warten von Max auf die Rückkehr Katies von der Arbeit ist eine der großen, ernsthaften Lebensaufgaben von Max, bis eine Kränkung eintritt, als Katie einen zweiten, hühnenhaften, wuscheligen Hund mit nach Hause nimmt, den sie ebenfalls von der Straße gerettet hat. Doch die rüde Konkurrenz zwischen Max und Duke und das Dreiecksverhältnis mit Katie verliert der Film schon bald aus den Augen, um ein großes Tierabenteuer zu erzählen, das quasi Hunderte Tiere der Stadt einbindet.

Rasanz schlägt antropomorphe Einsichten

 

Nach und nach verliert "Pets" seine beiden Protagonisten Max und Duke aus den Augen und verschenkt sie an eine scheinbar größere Idee: Die von den Tierbefreiungsaktivisten, dem Anarcho-Schwein und dem rabiaten Kaninchen (erinnert an Monty Pythons Menschenfresser) und deren Crew, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle Tiere, die keine guten Haustiere sein wollen, zu befreien und in Orwell'scher Manier die Tierwelt in ihrem Verhältnis zum Menschen zu revolutionieren. Mit einer gewissen Räudigkeit gezeichnet und von hohem Tempodrang getrieben, treibt es die Tierwelt der Stadt von einer bedrohlichen Episode in die nächste, Max und Duke, inzwischen Freunde, immer irgendwo dabei. Zumindest vor der Beschaulichkeit Disney'scher Tier-Cartoons braucht man hier keine Sorge zu haben. Viel erzählt hat einem "Pets" am Ende nicht, außer dass auch jedes Tier mehrere Gesichter hat. Der Bussard, der von der Katze von seiner Kette befreit wird, die dabei extra über Knochenberge klettert, ohne sich zu wundern, muss sich ebenso disziplinieren wie andere Jäger aus dem Tierreich. Hier gilt es zusammenzustehen, und am Ende werden einige von ihnen belohnt. Das entspricht zwar nicht unbedingt der Veräußerung verborgener Aktivitäten der Tiere, die uns umgeben, aber hält den Action-Faktor hoch. Max und Duke und ihre urkomische anthropomorph geprägte Sicht auf den Menschen bleibt irgendwann auf der Strecke.