Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Gunnar Landsgesell · 13. Jän 2017 · Film

La La Land

Was von den Träumen erlebbar wird, machen sich Emma Stone und Ryan Gosling in Los Angeles am Rande Hollywoods aus. Ein Musical, das mit dem Format relativ cool umgeht und Zitat und Gefühl zu verorten weiß.

„What planet are you from? Good luck in the new year – You are fired.“ Schnell ist man in Los Angeles aka Hollywood abgefertigt, wenn man nicht die Rolle spielt, die einem zugedacht wird. Ryan Gosling (als Sebastian), der sich als Jazz-Pianist sieht, hat eben seinen Job am Klavier in einem Abendlokal verloren, wo er den säuselnden Hintergrund liefern soll. Er wird sich weiter mit Engagements wie diesem durchschlagen, bis der Durchbruch gelingt. Nicht anders ergeht es Emma Stone (als Mia), sie pendelt zwischen Vorsprechen und dem schmucklosen Instant-Cafe, in dem sie arbeitet. Am Ende des Weges möchte sie an der anderen Seite der Theke stehen und bei ihrer Bestellung vielleicht auch ein bisschen Bewunderung auslösen. Traum und die Realität, das ist ein wundersames Geflecht, das Regisseur Damien Chazelle zwischen Musikeinlagen und Alltag szenisch feinsäuberlich schlichtet, wobei „La La Land“ einem nie vormacht, dass das eine ohne das andere existieren könnte. Das was Gosling und Stone schließlich in dieser Stadt zusammenführt, ist die Sehnsucht, die aus sich ebenso aus dem Zweifel wie aus der Hoffnung speist. „Auf welchem Planeten leben Sie denn“, die eingangs erwähnte Anrede, ist sozusagen Programm für dieses La La Land.

Fließende Übergänge

Musical sind nicht jedermanns Sache, wenn Sänger plötzlich zu singen beginnen, kann das schnell zu einer Lähmung statt zur Mobilisierung der Sinne beim Publikum führen. Chazelle versteht sich aber darauf, mit Klischees zu arbeiten. Die Tanzeinlagen sind weniger Ausdruck von Bewegung wie dazumal in „Saturday Night Fever“, dafür eher eine Versinnbildlichung von Gefühlen in Verbindung mit dem Raum. Auf einem grauen Motor-Highway, vollgestopft mit Autos, eine etwas andere Perspektive auf die Stadt und deren Bewohner zu bekommen, ist ein gewagter Versuch. Chazelle eröffnet seinen Film damit auf irritierende Weise. Dass der Regisseur, der auch einen unter Sternen schimmernden Bühnenhimmel in blaue Nebel taucht, um sein Paar darin tanzen zu lassen, vor Kitsch nicht zurückscheut, ist offenkundig Programm. Auch so kann sich Liebe anfühlen.
Chazelles Konzept ist dabei ganz anders angelegt als etwa Alain Resnais urkomischer „Musical“-Film „Das Leben ist ein Chanson“, in dem die Schauspieler mitunter mitten im Satz zu singen beginnen und daraus eine komische Note gewinnen. „La La Land“ arbeitet mit fließenden Übergängen, in denen sich der Score (von Justin Hurwitz) mit der Musikalität des Films scheinbar selbstverständlich verbindet. Und „La La Land“ sucht seine Stimmungen in einer kräftigen Farbgebung, die den Subtext spielerisch miterzählen. Das kann der Kaffee sein, der über die weiße Bluse Stones geschüttet wird, und der – wenig vielversprechend – zu einer blauen (Regen?)Jacke für das Vorsprechen führt, weil gerade nichts anderes da ist, um das Malheur zu verdecken. Oder ein knallgelbes Kleid von Stone trifft auf einer Party auf eine rote Jacke von Gosling, deren Look mit dem billigen Sound von dessen Party-Band nicht zufällig zu tun hat.
An zunehmend dünkleren Bildgestaltungen lässt sich die Krise erkennen: „It’s over. I’m done with embarrassing myself. I’m going home“, wird Stone einmal sagen. Da hilft es auch nichts, dass Gosling einwendet: „This is home.“ Chazelle versteht sich auf das Format des Musicals und bringt mit einem gänzlich unzynischen Ryan Gosling und einer bis in den Sarkasmus ausgreifenden Emma Stone einen erstaunlichen Film auf die Leinwand. Ein Musical ist „La La Land“ freilich dennoch.