Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Gunnar Landsgesell · 11. Mai 2017 · Film

King Arthur: Legend of the Sword

King Arthur reloaded, mit einer Prise Fantasy und Ironie und viel technisch aufgepimpten Bilderwerk. Wer Angst vor großen mythischen Stoffen hat, keine Sorge: Guy Ritchie ist kein Mann, der sich damit besonders lang aufhalten würde.

Große Geschichten und Mythen fallen seit einiger Zeit im Kino dadurch auf, dass sie von der Last ihrer Inhalte befreit und zerschlagen werden. Die Reduktion öffnet Räume, bestenfalls für ein sinnliches Kino. Vor einigen Jahren hatte sich der französische Regisseur Arnaud des Pallières gerühmt, Kleists komplexe Unrechts-Reflexion „Michael Kohlhaas“ von unnötigem Ballast befreit zu haben. Mads Mikkelsen ritt, durchaus beeindruckend, dann ziemlich einsam über die grasigen Hügel dieser ausgeräumten Geschichte. Die Neuinszenierung der König Artus Sage unter der Regie von Ex-Madonna-Ehemann Guy Ritchie muss man sich ähnlich vorstellen. Nur dass der immer coole Ritchie die eingesparte Dramaturgie durch eine Kaskade aufgepumpter CGI-Bilder ersetzte. Wo John Boorman in seiner bereits selbst zur Legende gewordenen Verfilmung „Excalibur“ (1981) noch ein vertracktes, irrlichterndes Drama über die bröckelnde Einheit eines Königsreiches zauberte, schöpft Ritchie aus der Vulgarität eines technisierten Kinos, das „300“ in seinen standardisierten Effekt-Registern kaum von „Gladiator“ unterscheiden lässt. In „King Arthur“ trampeln riesige Elefanten in das Kampfgeschehen und wetteifern mit dem Größenwahn des Production Designs aus Burg-, Fels- und Heerscharen-Landschaften, die allesamt dunkel, mächtig und beeindruckend erscheinen bis zur Beliebigkeit. Vortigern, der üble Tyrann, der hier von King Arthur gestürzt werden will und von Jude Law verkörpert wird, wirkt wie ein römischer Vasall, der nahtlos in der Gladiatorenarena weiterkämpfen könnte. Das ist nicht schlimm, es ist nur ein alter Stoff, der hier mit den Mitteln der Fantasy und einer Prise Ironie ein bisschen aufgefrischt wurde. Dazu stampft ein gewaltiger dunkler Sound, der fast die Geister beschwört, von denen bereits die Achtziger-Jahre-Industrial-Band Ministry besessen waren.

Ein bisschen "Snatch"-Feeling


Fast könnte man den Inhalt vergessen, um den es in Ritchies „King Arthur“ geht. Wie gesagt, ein wenig abgeschlackt ist die Version hier schon. Im frühen Mittelalter verliert der kleine Artus seinen Vater, als der mächtige Magier Mordred das heimische Camelot angreift. Der erwähnte Vortigern drängt sich auf den Thron, während der wahre Königssohn in den Slums von London aufwächst, kurz geschorene Haare, behütet von drei Prostitutierten, und bestens eingearbeitet in das Gewerbe der Kleinkriminalität. Szenen, die gefallen, sie erinnern an die frühen Filme Ritchies („Snatch“, u.a.), die von der Frische des Ganovenmilieus und einer gewissen Rotzigkeit lebten. Freilich kommt auch Guy Ritchie nicht am Schwert vorbei, das aus dem Fels gezogen werden will. Nur so wissen alle im Land, wer der wahre Inhaber des Thrones ist. Charlie Hunnam zieht die Klinge aus dem Stein und wird mit einigen anderen Rittern in einen Krieg um den Thron gezogen, den er nie gesucht hatte. Für die Darstellung seiner späteren Gattin wurde die spanische Schauspielerin Àstrid Bergès-Frisbey ausgewählt, sie hat als Lady Guinevere einige ermutigende Auftritte zu absolvieren. Die großen Rätsel aus Boormans Verfilmung, die zermürbende Suche nach der Einheit des Landes, sind hier als überflüssiger Ballast freilich längst entsorgt.