"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Gunnar Landsgesell · 10. Aug 2016 · Film

Jason Bourne

"Jason Bourne", die fünfte. Nach Jeremy Renner befindet sich nun wieder Matt Damon als Aufrührer gegen einen korrupten CIA-Apparat auf der Flucht. Dass die Welt mittlerweile digital vernetzt ist, wirkt sich auch auf filmische Ästhetiken aus. Die Spannung erhöht das nicht automatisch.

Wenn einem die Fluggesellschaft in Thailand eine SIM-Karte schenkt, sollte man dankend ablehnen. Dahinter steckt die Militärjunta des Landes, die Touristen per Handy überwachen will. Das ist zwar kein Detail aus der mittlerweile fünften „Jason Bourne“-Verfilmung, sondern den aktuellen Nachrichten entnommen, doch dem ehemaligen CIA-Agenten ergeht es nicht anders. Während der Whistleblower vor dem Zugriff des Apparats irgendwo an der griechisch-albanischen Grenze abgetaucht und in schmutzige, kleine Boxkämpfe verwickelt ist, sind die Kamerasensoren der Regierung allgegenwärtig. Das sorgt mitunter für paradoxe Effekte. Streng genommen ist es nicht der flüchtige Agent (Matt Damon), der für die Dynamiken dieses Films sorgt, sondern ein unheimlicher Überwachungsapparat, dessen Bilder den Zuseher von einem globalen Schauplatz zum nächsten treiben. Innerhalb weniger Minuten weisen Inserts die Südgrenze Europas, Reykjavik, Langley, Athen und Rom als Handlungsorte aus. Die Digitalisierung der Welt ist auch im Film als eigenes Subgenre angekommen, nicht weit von der Ästhetik und Logik der Gamer-Szene. Black Ops, also streng geheime, illegale Geheimdienstprogramme, zählen auch zum fixen Repertoire von Ego-Shooter-Spielern. Hier aber folgen wir dem Blick eines durchwegs korrupten CIA-Direktors (Tommy Lee Jones), der über die Computerschirme nicht nur die Welt bis in entlegene Berliner Räumlichkeiten einsehen kann, sondern auch – das Mantra dieser Reihe – Jason Bourne derart im Fadenkreuz behält. Dass Bourne in einer ausgedehnten Szene auf einem Motorrad durch die Straßen Athens zu entkommen versucht, wirkt da (samt des polternden Sound Designs) geradezu old school. Doch die Werte dieses Mannes sind für die Ewigkeit gemacht, nicht zuletzt das unterscheidet ihn von den Bösen dieser Welt.

Gamer-Hit: Black Ops

Vor mittlerweile 14 Jahren sorgte das Regie- und Drehbuch-Duo Doug Liman und Tony Gilroy mit „The Bourne Identity“ für frischen Wind im oftmals festgefahrenen Genre des Agententhrillers. Der Mann, dem die Erinnerung an sich und seinen verschwörerischen Auftrag als CIA-Killer abhanden kam, kehrte zwei Jahre später unter der Regie von Paul Greengrass in „The Bourne Supremacy“ immer noch recht frisch zurück. In der fünften Ausgabe, nunmehr wieder mit Greengrass und Damon, der zwischenzeitlich von Jeremy Renner als Titelfigur abgelöst worden war, ist davon nicht mehr viel zu spüren. Die Vorgeschichte ist so beliebig gefasst, dass auch Neueinsteiger jederzeit willkommen sind. In kurzen memory shots, in denen Matt Damon die Ermordung seines filmischen Vaters plagt, wird ohne viel erklären zu müssen, auch der Rachefeldzug Bournes in Erinnerung gebracht. Dass die CIA als Apparat trotz ihrer beachtlichen Liste an Black Ops, die man auf Bildschirmen erspähen kann, nicht durch und durch böse ist, dafür sorgen skrupulöse weibliche Mitarbeiterinnen in der Schaltzentrale von Langley. Alicia Vikander in der Rolle einer CIA-Kollegin Heather beginnt an den Cyberoperations ihres Arbeitgebers zu zweifeln. Aber auch ein nettes Wortduell zwischen Tommy Lee Jones und einem Start-up-Unternehmer, der sich nun plötzlich über „Privacy“ als großes Gut Gedanken macht, bringt noch ein bisschen ideologischen Überbau in diese Geschichte ein. Dass Greengrass, der gerne mit einem Realismus in seinen Inszenierungen arbeitet, (wie in „Captain Philipps“, „Bloody Sunday“), diesen hier nicht anbringen konnte, wirkt wie eine verschenkte Regie-Auswahl. Zu sehr steht „Jason Bourne“ im Zeichen einer behaupteten allgegenwärtigen Sorge um die Freiheiten des Bürgers. „Ich weiß, niemand möchte gerne beobachtet werden“, sagt der gewandelte Start-up-Unternehmer, „aber ich versichere Ihnen, wenn Sie unser Service nutzen, wird Sie niemand beobachten.“ Der Applaus kommt allerdings von einem getäuschten Publikum im Saal.