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Gunnar Landsgesell · 23. Okt 2014 · Film

Hin und weg

Eine letzte Radtour mit Freunden nach Belgien, dort will Hannes, unheilbar krank, Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Keine Angst vor dem Tod, zumindest in diesem Film, könnte man sagen. "Hin und weg" bemüht sich um eine Heiterkeit, in der die eigentliche Problematik fast verloren geht.

Unheilbar krank, das ist kein breitenwirksamer Ansatz für einen Film. „Hin und weg“ versucht sich dennoch darin, vom nahenden Tod im Modus einer (letzten) schönen Zeit zu erzählen. Hannes (Florian David Fitz) ist Teil einer Gruppe von Freunden, die jedes Jahr auf Radurlaub fahren. Neben seiner Freundin Kiki (Julia Koschitz) und seinem introvertierten Bruder zählt noch Michael (Jürgen Vogel), ein Exzentriker mit Hang zur Peinlichkeit und ein freundlich-naives Paar dazu. Als Hannes erklärt, warum er für dieses Jahr das benachbarte Belgien als Reiseziel vorgeschlagen hat, sind seine Freunde fassungslos. Er sei unheilbar krank und möchte deshalb Sterbehilfe in Belgien in Anspruch nehmen. Sein Wunsch ist, dass er seine letzte Fahrt mit seinen Freunden unternimmt. Wie solch eine Radtour aussehen kann, das kann sich in diesem Moment niemand vorstellen. Der Film zeigt es schließlich auf seine Weise.

Belgien sehen und...

„Hin und weg“ ist eine ambivalenten Angelegenheit. Die Autoren (Drehbuch: Ariane Schröder, Regie: Christian Zübert) scheuen sich zwar, ihrem Publikum mit dem Thema von Sterbehilfe und Tod emotional zu nahe zu treten, zugleich aber wirken die Ausflüge ins Heitere dieser Radtour auch nicht immer überzeugend. Von banalen Einsprengseln wie einem Travestie-Auftritt in der Disko von Vogel über Lagerfeuer und Fallschirmsprünge bis zu komödiantisch gehaltenen Beziehungsproblemen spannt sich die episodische Handlung, während sich die Fragen, die sich um die Hauptfigur Hannes stellen, immer weiter verlieren. Der erfüllt seine Rolle, vor allem tapfer zu sein, Fitz findet dabei zu einer schönen Ausgewogenheit. Sicherlich, irgendwie spiegelt sich im Ansatz des Films auch die Unsicherheit und das Bemühen der Figuren wieder, die Situation zu überspielen. Dementsprechend verhalten wirkt aber selbst die stille Einsamkeit von Kiki, Hannes Freundin. Auch wenn Regisseur Zübert das Motiv der „letzten Reise“ bewußt nicht auf seine metaphorischen Möglichkeiten hin ausloten möchte, wäre eine etwas tiefergreifende Auseinandersetzung zwischen den Figuren auch nicht falsch gewesen. So prägt eine ostentative Leichtigkeit den Tonfall und erinnert unfreiwillig an die Binsenweisheit, dass vieles im Leben im Angesicht des Todes doch eher banal ist. Stimmig ist allerdings der Rhythmus, zu dem „Hin und weg“ findet: von seinem lauten, nicht immer geschmackssicheren Beginn findet dieser Film schließlich zu einer Ruhe, die zwar nicht nachdenklich macht, aber doch doch noch ein Verständnis signalisiert.