Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Gunnar Landsgesell · 26. Feb 2015 · Film

Heute bin ich Samba

"Heute bin ich Samba" fügt sich in jene Reihe locker erzählter, neuer französischer Komödien, die gesellschaftspolitisch aufgeladene Themen wie Migration oder Rassismus als Folie für eine nicht ganz so kontroversielle, jedenfalls heitere Inszenierung benutzen.

Ein schwarzer und ein weißer Buddy müssen im Film nicht immer ein US-amerikanisches Polizistenduo sein. Samba (Omar Sy) und Wilson (Tahar Rahim) sind zwei Flüchtlinge, die sich mit allerlei Finten durch diese französische Komödie schlagen. Die Buddy-Formel erweist sich auch für zwei Illegalisierte als brauchbar: Samba und Wilson ziehen sich gegenseitig auf, haben Spaß, meistern Probleme und bestehen einige Abenteuer. Als Einwanderer aus dem Senegal wartet Samba nach zehn Jahren französischen „Jobs“ als Tellerwäscher, Bauarbeiter und Fensterputzer immer noch auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Als er in Schubhaft kommt, lernt er dort Alice (Charlotte Gainsbourgh) kennen. Alice, eine ehemalige Konzernmitarbeiterin, ist nach einem Burnout aus dem Tritt gekommen. Jetzt versucht sie ausgerechnet bei einer NGO wieder zu einer Routine zu finden, die Rechtsbetreuung für Flüchtlinge anbietet. Wie das Leben so spielt: Samba, Wilson und Alice sind ein Trio amical.

Wohl fühlen als Devise


„Heute bin ich Samba“ fügt sich in jene Reihe locker erzählter, neuer französischer Komödien, die gesellschaftspolitisch aufgeladene Themen wie Migration oder Rassismus als Folie für eine nicht ganz so kontroversielle Inszenierung benutzen. Dazu fallen einem etwa „Monsieur Claude und seine Töchter“ ein, oder auch die in Frankreich angesiedelte US-Produktion „Madame Mallory“. Auch in Samba werden Schieflagen des Lebens, hier die Abschiebe-Problematik von Asylwerbern, durch allerlei tröstliche bis komische Einsprengsel abgefedert. Die Frau bei der Jobbörse sieht schon mal über falsche IDs hinweg, weil die Leute ja auch von etwas leben müssen. Und auch im Umfeld der Flüchtlinge findet sich immer jemand, der die eigene Sprache spricht, Erfahrungen teilt, Unterstützung bietet. Aus einer Kontroverse zwischen dem Flüchtling und seiner Betreuerin hingegen entsteht kein dramatischer Bruch, sondern noch mehr persönliche Nähe. Mit Charlotte Gainsbourgh, die hier zur Abwechslung eine dem Leben zugewandte Rolle spielt, zieht schließlich auch ein zaghafter romantic Appeal in die Handlung ein. Dass Gainsbourgh mit ihrer physischen Präsenz die Zurichtungen des Lebens wesentlich stärker zu vermitteln vermag als ihr filmisches Pendant, der mittlerweile zum Hollywood-Schauspieler avancierte Omar Sy – das ist bei aller Sorge um das Publikum wohl ein unbeabsichtigter Nebeneffekt. Tanzeinlagen als Fensterputzer hoch oben an der Glasfassade im Pariser Businessviertel La Défence, ganz in der Ästhetik von Music-Clips, durchbrechen hingegen bewusst die Dramaturgie und sollen den Feelgood-Charakter hochhalten. In seinem Bemühen um Entertainment muss „Samba“ aber letztlich zu abstrakt, zu geschichtslos und beliebig wirken. „Selma“ über Martin Luther King auf diese Weise zu verfilmen, wäre unpassend. Zu ernst, zu dramatisch, zu tödlich ist der Stoff. Das gleiche gilt eigentlich auch für den Stoff von „Samba“. Das Regie-Duo Olivier Nakache und Eric Toledano („Ziemlich beste Freunde“) ist von der Realität als Erzählmodus offenbar nicht überzeugt.