Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 13. Sep 2012 · Film

Große Eröffnung eines Luxuskinos - das Rio in Feldkirch geht neue Wege

Acht Monate war das Feldkircher Kino Namenlos geschlossen. Jetzt wurde es nach einem kompletten Umbau der Innenräume unter dem Namen „Rio“ mit einer großen Feier neu eröffnet. Eigentümer Jörg Thurnher hat nicht nur sichtlich eine beträchtliche Summe investiert, sondern gemeinsam mit dem Neo-Kinobetreiber und Gastronom Reinhard Rauch auch interessante Ideen umgesetzt.

Nur noch wenig erinnert beim Rio - Anekdoten zur Entstehung des Namens reichen von "Rauch im Oscar" über "Rein ins Oscar" bis zu "Restaurant im Oscar" - an das alte Kino Namenlos. Vorbei an einer digitalen Programmanzeige kommt man über den Aufgang, den eine Lichtinstallation über den Köpfen belebt, im ersten Stock zu einem italienischen Restaurant. Nichts ist hier billig, alles wirkt edel.

Lichtinstallationen und rote Plüsch-Sofas

Im zweiten Stock wurde der Kinosaal zu einer Kino-Lounge mit 38 Sitzplätzen umgebaut. Die roten Plüsch-Sofas können innerhalb von 20 Minuten nach der letzten Vorstellung zu einem Raum für Musikdarbietungen umgebaut werden und mit der Bar im Vorraum, die sich hinter einer ebenfalls mit Lichtinstallationen bespielten Glaswand befindet, zu einem größeren Raum verschmolzen werden. Neben den Lichteffekten dominieren stilvoll die Farben Rot und Schwarz die Räumlichkeiten
Im dritten Stock befindet sich schließlich ein großer Kinosaal für rund 100 BesucherInnen. Die Präsentation von Trailern vermittelte hier einen Eindruck von der bestechenden Ton- und Bildqualität. Beide Säle sind mit modernster digitaler Technik ausgestattet, der größere Saal verfügt auch über 3 D.

Promi-Auflauf zur Eröffnung

Dichtes Gedränge herrschte bei der Eröffnung. Nicht nur die Feldkircher Prominenz von Bürgermeister Wilfried Berchtold über Anwalt Gerold Hirn bis zum Künstler Harald Gfader, sondern auch die Kinobetreiber Peter Pienz (Metrokino Bregenz), Michael Wieser (Kino Bludenz und Cinema Dornbirn), Andreas Fenkart (Kino Lustenau) und Wolfgang Steininger (City Kino und Moviemento Linz und Programmverantwortlicher fürs Kino Rio)  sowie das Team des Theaters am Saumarkt ließen sich diesen Anlass, bei dem auch kulinarisch Einiges geboten wurde, nicht entgehen.

Statt Trubel gepflegte Atmosphäre und gehobener Mainstream

So glanzvoll und edel wie der Bau war auch die Eröffnung. Jetzt muss sich freilich zeigen, ob sich das interessante Konzept auch im täglichen Betrieb bewährt. Geboten werden soll vorwiegend gehobener Mainstream, mit dem Eröffnungsprogramm testet man aber auch mal aus, ob man mit „Das Bourne Vermächtnis“ in Konkurrenz zum Cineplexx treten kann. Offen bleibt freilich, ob dieses Luxuskino mit seiner gepflegten Gastronomie und dem Verzicht auf Popcorn und Süßigkeiten ein jugendliches Publikum anlocken wird. Denn während das Publikum im Cineplexx sich vielfach erst vor der Programmanzeige für den einen oder anderen der etwa acht Filme entscheidet, muss man beim Rio schon bewusst ins Kino gehen, kann man doch "nur" zwischen zwei Filmen wählen.
Eher wird sich da wohl ein erwachsenes Publikum wohlfühlen, das das Cineplexx gerade wegen des Trubels meidet. „Das Haus auf Korsika“ wird dieser Zielgruppe zur Eröffnung angeboten, daneben bespielt auch das TaSKino mit anspruchsvollen Filmen in Originalfassung mit Untertiteln das neue Kino. Im Anschluss an die letzten Vorstellungen gibt es jeweils von Donnerstag bis Samstag Musikabende.

Knackpunkte

Mit jeweils gegen 24 Uhr scheint der Beginn dafür freilich recht spät. Zeigen wird sich, ob das vermutlich eher ältere Zielpublikum gerade der TaS-Filme anschließend auch noch Lust auf solche Darbietungen hat – und freilich auch an der Bar und im Restaurant konsumiert. Denn der Ertrag aus dem Kinobetrieb allein wird kaum ausreichen, gut laufen müssen vor allem auch Gastronomie und Bar.
Erweisen wird sich aber auch erst, wie das Publikum die Kino-Sofas annehmen wird. Schön weich sitzt man hier zwar zweifellos, doch dem konzentrierten Sehen, das speziell die TaSKino-Filme fordern werden, scheinen die Dreier-Sitze wenig zuträglich. Zudem ergibt sich das Problem, dass ein Kinosaal mit 38 Sitzen kaum ein zufriedenstellendes Einspielergebnis bringen kann.

Ganz gewiss haben aber Thurnher und Rauch mit ihrem Architekten Mirko Xander das Maximum aus den Räumlichkeiten herausgeholt. Lust auf ein Wiederkommen macht aber nicht nur das Ambiente, sondern auch der Folder, der über das Programm und die Specials der nächsten drei Wochen sowie auch ausführlich über das Angebot des TaSKinos informiert. Zu hoffen bleibt daher, dass die zahlreichen Gäste, die bei der Eröffnung ihre Begeisterung über das neue Kino äußerten, sich auch dann im Rio sehen lassen, wenn es statt "Das Buffet ist eröffnet" "Film ab" heißt.