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Gunnar Landsgesell · 29. Jun 2017 · Film

Girls' Night Out

Female Gross-out-Comedy mit Starbesetzung wie u.a. Scarlett Johansson. Fünf Freundinnen in Miami Beach geraten in Turbulenzen durch einen selbst verschuldeten tödlichen Unfall, der immer neue - leidlich komödiantische - Aktion erfordert.

Erinnert an die Glamour-Drugs&Fun-Ästhetik von "Spring Breakers" (Harmony Korine, 2012), vermischt mit den Zoten von "Hangover" und bleibt dann in einer Schleife von Hitch's "Immer Ärger mit Harry" hängen. "Girls' Night Out" ist eine Komödie, die das Derbe mit dem Weiblichen verbindet und damit nur bedingt überraschen kann. Vier Freundinnen, Jess (Scarlett Johansson), Alice (Jillian Bell), Frankie (Ilana Glazer) und Blair (Zoë Kravitz) kennen sich aus der High School und treffen zehn Jahre später für eine Geburtstagsparty wieder zusammen. Dazu gesellt sich noch die Zufallsbegegnung Pippa (Kate McKinnon), die Jess aus alten Tagen kennt und die zufällig von Australien ebenfalls gerade nach Florida gereist ist. Erste Spannungen und Eifersüchteleien künden von einer nicht ganz unkomplizierten gemeinsamen Zeit. Tatsächlich stellt sich Miami Beach schon bald als Party-Hölle dar. Im noblen Haus, das ihnen ein Bekannter überlassen hat, findet sich ein Raum mit SM-Utensilien und der Stripper, den sie zur frivolen Sektparty für Jess engagieren, kippt unglücklich vom Sessel, als eine der Freundinnen auf ihn springt. Der Rest ist irgendwie Schadensbegrenzung, aus der diese Komödie nur unter Mühe ihre Lacher bezieht. 

Eigentlich beginnt Regisseurin Lucia Aniello "Girls' Night Out" (Original: "Rough Night") mit einigen recht zielgenauen Beobachtungen. Jess, die Ulknudel aus Highschool-Zeiten hat sich in eine Jungpolitikerin verwandelt, die nicht nur ihren Look sondern auch ihre Umgangsformen merkbar verändert hat. Aus der aufgesetzten Seriösität und den neuen Prioritäten im Leben (der "vernachlässigte" Freund bleibt verständnisvoll) lässt sich die Scheinmoral einer politischen Figur ablesen, die einem aus dem richtigen Leben bekannt vorkommt. Doch die Geschichte bleibt nicht lange in der Realität geerdet und eifert schon bald jenen Komödien nach, die vor mehreren Jahren die US-Comedy erneuert haben mögen, aber nun schon etwas abgestanden wirken. Dass hier nun Frauen Anspruch auf Ekel-Humor anmelden, könnte eine neue Qualität einbringen, bleibt aber eine - wenn man so will - neue oder andere Form der Eskalation schuldig. Dass etwa just die Mollige unter den Freundinnen den Todesfall mit dem Stripper verursacht und darauf auch noch mit einer Fressattacke reagiert, bestätigt Genre- Konventionen mehr als dass es zu einer Ironisierung führt. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass das Drehbuch neben Aniello mit Paul W. Downs von einem Mann geschrieben wurde, der mit seinen humoristischen Einfällen den exzellenten Cast in dieser Sketch-Parade zunehmend verloren wirken lässt. Irgendwie entsteht der Eindruck, dass die Nebenhandlungen - zu sehen ist etwa Jess' alarmierter, eifersüchtiger Ehemann (Downs) auf einer skurrilen Autotour nach Florida - die irgendwann eingebunkerte Dramaturgie noch ein Stück weit aufbrechen hätten können. Doch da ist in Miami Beach schon alles zu spät.