Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Gunnar Landsgesell · 04. Mai 2017 · Film

Get Out

Eine junge Frau stellt ihren wohlsituierten Eltern ihren neuen Freund vor. Dass dieser schwarz ist, scheint die Eltern ganz besonders zu freuen. Alles Fassade? "Get Out" ist ein zwischen klammer Komik und Satire angesiedelter Horrorfilm, der einen lange in Unsicherheit wiegt.

Rose (Allison Williams) und Chris (Daniel Kaluuya) sind seit einigen Monaten ein Paar. Nun wollen sie erstmals die Eltern von Rose besuchen. „Hast du es ihnen gesagt?“, fragt Chris. „Was“, erwidert Rose, „soll ich ihnen sagen: Ich möchte euch meinen schwarzen Freund vorstellen?“ Dann lachen beide. Auf einer entlegenen Landstraße springt ihnen ein Hirsch ins Auto. Der zu Hilfe gerufene Polizist scheint sich dann aber mehr für Chris zu interessieren. Ein bedrohlicher Moment. Ein Fall von Rassismus, wie Rose gegenüber dem Beamten vermutet?

Satire mit Horrorfinale


„Get Out“ wird als Horrorfilm angekündigt, wirkt aber eher wie eine unheimliche Komödie mit satirischen Zügen. Der Horror des Films lugt dem Zuseher zwar aus vielen Ecken entgegen, entpuppt sich dann aber jedes Mal als weitere irritierende Szene, die vor allem den eigenen Zweifel nährt. Was geht in diesem Film eigentlich vor sich? Der afro-amerikanische Regisseur Jordan Peele greift in seinem Erstlingsfilm weiße Ängste vor schwarzen Menschen – oder ist es umgekehrt? – auf und verarbeitet diese zu einer irrwitzigen Geschichte. Als Chris und Rose bei deren Eltern ankommen, liegt etwas Sonderbares in der Luft. Vater Dean (Bradley Whitford) führt Chris sogleich zu den Fotos schwarzer Politiker und Sportler, die an der Wand hängen. Er hätte Obama auch ein drittes Mal gewählt, wenn das möglich wäre, sagt Dean. Dass draußen ein schwarzer Gärtner und drinnen eine schwarze Hausangestellte stumm vor sich hinarbeiten, kommt Chris dann doch irgendwie komisch vor. Roses Mutter (Catherine Keener) ist Psychologin, die sich auf Hypnose spezialisiert hat. Dass Chris ein Laster hat und raucht, sollte sich also lösen lassen ...
"Get Out“ ist ein Film, der eigentlich keiner großen Schauspieler bedarf. Die Beziehungen der Beteiligten wirken recht statisch, alle scheinen vor allem einem größeren Zweck unterworfen: der Apotheose dieser durchwegs nerdy zusammengebastelten Geschichte. Doch auch wenn „Get Out“ einer sanften, steten Eskalation gleicht, fügt sich ein Stein hier nicht unbedingt in den anderen. Peele liebt die falschen Töne, die sich im ersten Moment zwar richtig anhören, aber dann doch etwas anderes bedeuten. Das beginnt schon bei der Paarbeziehung zwischen Rose und Chris und führt zu einer Party fort, bei der sich die Gäste auf wohlwollende Weise für Chris interessieren. Auch wenn „Get Out“ einem ein bisschen flach erscheinen mag, weil der Film den ethnic turn zum einzig maßgeblichen dramaturgischen Angelpunkt macht, so ist es andererseits genau das Spiel mit den gesellschaftlichen Bedeutungen von Schwarz und Weiß, das einem zum Horrorplot den unterhaltsamen Mehrwert liefert.