Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 24. Jul 2014 · Film

Drachenzähmen leicht gemacht 2

Actiongeladen und düsterer als das erste Kinoabenteuer um den jungen Wikinger Hicks präsentiert sich dieses Sequel. Kaum Platz für Charme und Witz bleibt aber bei dieser DreamWorks-Produktion und die Identitätssuche des jugendlichen Helden geht im Kampfgetümmel weitgehend unter.

Seit mit Pixars „Toy Story“ im Jahre 1995 der erste ganz am Computer animierte Film auf den Markt kam, begeisterten diese Produktionen immer wieder Publikum und Kritik. Ihre Qualität liegt nicht zuletzt darin, dass mit viel Liebe zum Detail immer wieder neue phantastische Welten und Figuren erfunden werden von den Spielzeugfiguren in „Toy Story“ über die Unterwasserwelt in „Findet Nemo“ und den Monstern in „Monster AG“ bis zu den Ratten in „Ratatouille“ und der Märchenwelt von „Shrek“.

Spektakuläre Flugszenen in 3D

Dieser Überraschungseffekt fällt bei einem Sequel zwangsläufig weg, noch mehr Wert müsste folglich auf die Entwicklung der Handlung und die Figurenzeichnung gelegt werden. Doch gerade daran mangelt es „Drachenzähmen leicht gemacht 2“, der fünf Jahre nach dem ersten Film spielt. Schwungvoll ist zwar der Beginn mit einem Drachenrennen um das Wikingerdorf Berk, doch der Drang nach Spektakel und Action drängt die Figuren in den Hintergrund.
Zu wenig Platz gesteht Dean DeBlois der Identitätssuche des mutterlos aufgewachsenen Hicks zu, der die Häuptlingsrolle seines Vaters Haudrauf übernehmen soll, aber lieber mit seinem Freund, dem Drachen Ohnezahn, die Welt erkundet und selbst nach seinem Platz und Weg im Leben sucht.
Viel spektakuläre, aber auch selbstzweckhafte Flugszenen bieten diese Streifzüge, die Hicks schließlich in eine Drachenschutzzone mit einer überraschenden Begegnung und dann zur Konfrontation mit dem finsteren Drago Blutfaust führt, der mit Hilfe eines riesigen Alpha-Drachen alle anderen Drachen in seine Mach bekommen und das Wikingerdorf Berk zerstören will.

Brachiales Kriegsszenario

Kurz wird da zwar eine Familiengeschichte entwickelt, am Rande im Drachenresort die Vielfalt und Buntheit dieser bedrohten Species angedeutet, verspielt und knallbunt wird es, wenn die Wikinger auf Babydrachen durch eine Eiswelt fliegen, doch erdrückt werden diese Momente durch ein düsteres und brachiales Kriegsszenario, das kaum in einen Kinderfilm passt. Lippenbekenntnis bleibt angesichts dieser Schlachtenorgie das sich wiederholende Plädoyer Hicks für Versöhnung, das im Kontrast zur Einstellung seines kämpferischen – Nomen est omen – Vaters Haudrauf steht. Nicht weiter entwickelt wird hier auch der Aufeinanderprall eines martialischen väterlichen und eines fürsorglich-liebevollen mütterlichen Prinzips.

Spektakel und Action statt Herz und Charme

An der technischen Umsetzung gibt es freilich nichts zu kritisieren. Perfekt genutzt wird in den am Computer simulierten Kamerafahrten auch das 3D, um den Zuschauer diese Kämpfe und Flüge hautnah miterleben zu lassen, temporeich jagt der Film von einer Szene zur nächsten, kann damit aber die Schwächen der Geschichte nicht übertünchen: Spektakel und Action sind DeBlois und seinem Team so wichtig, dass für Emotionen und Charme kaum Platz mehr bleibt.