"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Gunnar Landsgesell · 30. Nov 2017 · Film

Coco

Wenn die Toten aufspielen - Die neue Pixar-Produktion "Coco" entpuppt sich als farbenprächtige, smarte Adaption eines düster klingenden Themas. Ein Junge, Miguel, der gerne Musiker werden möchte, gerät unversehens in das Jenseits, wo er seine Familiengeschichte wie einen Krimi aufrollt.

Reichlich ungewöhnlich für einen Animationsfilm, der an ein jugendliches Publikum gerichtet ist, führt die neue Pixar-Produktion ins Reich der Toten. Am „Dia de los Muertes“ (unserem Allerseelen) treffen sich in Mexiko die Angehörigen der Verstorbenen, um ausgiebig zu feiern und der Toten zu gedenken. Und es dauert nicht lange, bis „Coco“ ebenfalls über die große Brücke führt, um es sich unter einer illustren Runde von Skeletten erzählerisch gemütlich einzurichten. „Coco“ handelt von Miguel, einem Buben, dessen Familie seit Menschengedenken dem Schustergewerbe nachging. Doch Miguel möchte, besonders gegen die Widerstände seiner Großmutter, Musiker werden. Auf dem Stadtplatz steht ein Denkmal, das den großen Sänger Ernesto de la Cruz ehrt. Er ist Miguels Urgroßvater, doch in der Familie hat man ihn aus der kollektiven Erinnerung getilgt. Als Miguel an einem Musikwettbewerb teilnehmen möchte, stiehlt er die Gitarre aus der Gruft De la Cruz’ und gerät unversehens unter eine Versammlung von Toten. Es ist der Dia de los Muertes.

Mariachi-Klänge und Totengedenken 

„Coco“ ist eine Produktion, die vor Energie und Ideenreichtum sprüht. Ein farbenprächtiger Zauber, eine liebevoll entworfene Welt, in der die Traditionen Mexikos aufgegriffen werden, um sie aus einem anderen Blick neu zu erzählen. Wenn die Toten wie in „Coco“ zu leibhaftigen, wenn auch etwas knöchernen Menschen werden, dann wirken die Menschen drüben in der richtigen Welt bald schon profan mit ihren irdischen Sorgen. Eine leuchtende, sich ständig erneuernde Brücke aus Blättern, die magisch beide Welten verbindet, und eine Stadt der gewundenen Wolkenkratzer prägt sich ein. Reizvoll ist, wie das Regie- und Autorenduo, Lee Unkrich und Adrian Molina, beides sinnhaft in Beziehung setzt und zu einer lustvollen Fabel voller Situationskomik ausgestaltet. Kein düsteres Totenreich, das einen das Fürchten lehrt, sondern das pure Leben samt Mariachi-Musik. Eine der dramatischen Pointen dieses Films ist, dass die Toten solange in ihrer Welt feiern können, solange die Lebenden sie noch nicht vergessen haben. Erst dann ist wirklich Schluss. „Coco“ scheint sie tatkräftig zu unterstützen, diese Figuren und deren Geschichte bleiben freudig im Gedächtnis.