Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 23. Feb 2017 · Film

Bob, der Streuner

Eine Katze als Hoffnungsträger für einen Straßenmusiker, den ein Methadon-Programm gerade so vor dem Abgrund hält. Eine schöne Geschichte, zwischen tierischer Rührung und sozialkritischem Drama ganz in britischer Tradition angesiedelt.

Als James (Luke Treadaway) zu Weihnachten überraschend bei der Familie seines Vaters auftaucht, geht bald schon die Blumenvase zu Bruch, und danach fällt der reich geschmückte Christbaum. Schuld ist Bob, der rothaarige Kater, der sich im Wohnzimmer umtreibt, während James ihn einzufangen versucht. Kurz darauf stehen James und Bob vor der Wohnungstüre und es liegt nicht daran, dass die kleinen Töchter des Hauses an Katzenallergie leiden. „Bob, der Streuner“ wartet mit zwei sehr speziellen Protagonisten auf: James ist ein Straßenmusiker in London, der drogenabhängig und ziemlich am Boden ist. Sein Essen holt er sich aus den Mülltonnen der Stadt. Als er einem Wohnprogramm zugewiesen wird, läuft ihm eine Katze zu. Doch Bob ist kein Streuner wie James, er bleibt an dem jungen Mann regelrecht kleben. Als James Bob aussetzen will, springt ihm dieser in den roten Doppeldeckerbus nach und begleitet ihn fortan auf seinen Touren als Straßenmusikant. Bob wird zum Glücksbringer, James fasst neuen Mut.

 Bestseller-Verfilmung

„Bob, der Streuner“ basiert auf dem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 2013, in dem James Bowen seinen Lebensbericht verfasst hat. Untertitel: Die Katze, die mein Leben veränderte. In 25 Sprachen übersetzt erreichte „A Streetcat named Bob“ die Nummer 1 in zahlreichen Bestsellerlisten. Der kanadische Regie-Veteran Roger Spottiswoode hat den Stoff an der Schnittstelle angesiedelt, wo sich rührend-drollige Hunde- und Katzenkomödien mit dem kühleren Blick sozialkritischer Dramen treffen. Spottiswoode weiß seine Bilder mit großer Routine zu setzen, er hatte bereits mit „Scott & Huutsch“ (1989) Tom Hanks und eine Bordeaux-Dogge als komisches Duo in Szene gesetzt, oder auch Arnold Schwarzenegger als Klon seiner selbst in dem Science-Fiction-Film „The 6th Day“ (2000). „Bob, der Streuner“ versteht sich darauf, eine gewisse Kühle zu verstrahlen. Da gibt es die verregneten Straßen Londons, die zerrissenen Hosen und die strähnigen Haare von Luke Treadaway, der als Darsteller des James nicht besonders optimistisch die Straßen Londons durchwandert. Seine Liedtexte klingen nicht unbedingt wie Gassenhauer: „When you ’re all alone and the days role by like thunder / Take the records back, every song we sing on thunder like a heart attack / Put your black dress on and pass away...“ In diese Szenerie weiß Spottiswoode ziemlich geschickt seinen heroischen Kater zu verpflanzen, der in diesem Umfeld einiges als sozialer Vermittlung zum Publikum zu leisten hat, zugleich aber nicht Gefahr läuft, allzu drollig zu werden. Im Gegenteil: Spottiswoode setzt den Blick der Katze mit einer quirligen Handkamera um, die einer Maus ebenso wendig folgt wie sie skeptisch auf das – nunmehr zahlreiche – Publikum auf der Straße blickt. Irgendwie passt diese Geschichte schön zu britischen Filmen wie jenen von Ken Loach und Mike Leigh, die aus dem Elend Hoffnung schöpfen. Und es darf statt eines Falken ja auch eine Katze sein, die das bewirkt.