Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Gunnar Landsgesell · 18. Jun 2015 · Film

Big Game

Ein kleiner Bub in Finnland soll zum Mann werden und einen Hirsch erlegen. Stattdessen stolpert ihm Sam Jackson als US-Präsident vor die Füße, gejagt von einer Gruppe von Attentätern. Eine eigentümliche Buddy-Komödie, in der die Anti-Heroen den Sieg davontragen.

Was hat man von einem Film zu erwarten, in dem ein 13-jähriger Junge den US-amerikanischen Präsidenten in einer rasenden Tiefkühltruhe rettet, als dieser von hundsgemeinen Häschern durch die finnische (!) Bergwelt gejagt wird? Geht es hier um albernen Klamauk (wer lässt sich sowas einfallen?) oder um Ironie, mit der die Grenzen der Buddy-Movies neu ausgereizt werden sollen? Dürfen wir diese Geschichte eines kleinen und eines großen Jungen als eine Tale of Friendship ernst nehmen oder würde uns gerade dann jemand gehörig verarschen? „Big Game“ ist eine Komödie, die irritiert, immerhin. Der Film beginnt mit einer Art männlicher Initiation, inszeniert mit übertriebenem, pathetischen Ernst: Der 13-jährige Oskari (Onni Tommila) wird von seinem Vater in eine Runde von Jägern gebracht, wo er sich als Mann beweisen soll. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet muss Oskari einen ausgewachsenen Hirschen erlegen, doch schon nach ein paar Metern plumpst sein Pfeil auf den Boden. Dem Jungen fehlt es an allem, was Männer auszeichnet: Kraft und Entschlossenheit. Oskaris unrühmliche Jagdperspektive ändert sich, als plötzlich der US-Präsident William Moore (Samuel L. Jackson) vom Himmel fällt. Als Opfer einer Verschwörung soll er im eisigen Bergland durch eine skurrile Mördertruppe gejagt und getötet werden. Moore selbst ist the „big game“, also das „Großwild“, dem dieser Film seinen Titel verdankt. Tatsächlich sind Oskari und Moore ein Duo zweier Angsthasen, die sich wechselseitig Mut zusprechen. Wie sie den Jägern dennoch ein Schnippchen schlagen, das macht dann auch den eigentümlichen Humor dieser Komödie aus. Die heroischen Gesten, die „Big Game“ mit scheinbarem Pathos zitiert, werden beständig von der Tolpatschigkeit der beiden Protagonisten unterlaufen.

Kaurismäki auf Actiontrip


Was nach einer actiongetriebenen und reibungslosen Spaßstafette klingt, präsentiert sich hier aber einigermaßen anders. „Big Game“ wirkt mit seinen surrealen Pointen nicht nur ziemlich sinnfrei, sondern wählt auch ein regelrechtes Slow-Motion-Tempo. Wie hier zwei Burschen am Lagerfeuer ihre Nervenstärke beschwören – der US-Präsident erzählt, wie er einmal während einer Rede die Nerven behielt und einen Pissfleck auf seiner Hose verdeckte – vermag offenbar selbst den übelsten Schurken zermürben. Dass der finnische Autor und Regisseur Jalmari Helander die Filme von Aki Kaurismäki als Einfluss benennen würde, darf man annehmen. Insofern ist „Big Game“ ein Mash-up der ungewöhnlichen Sorte.