"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 08. Okt 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.10. – 15.10. 2015)

Im TaSKino Feldkirch läuft diese Woche Christoph Hohchäuslers Polit- und Wirtschaftsthriller „Die Lügen der Sieger“. Am Spielboden Dornbirn wird in Kooperation mit dem Verein Amazone im Rahmen der gender: impulstage 2015 unter anderem der Dokumentarfilm „Finding Vivian Maier“ gezeigt.

Die Lügen der Sieger: Im Stil von Alan J. Pakulas Watergate-Film „Die Unbestechlichen“ lässt Christoph Hochhäusler in seinem Polit- und Wirtschaftsthriller einen deutschen Journalisten (Florian David Fitz) gemeinsam mit einer Praktikantin (Lilith Stangenberg) über den Umgang der Bundeswehr mit invaliden Soldaten und Giftmüllentsorgung ermitteln. Doch die Wahrheit, die der Aufdecker dabei ans Licht zu bringen meint, erweist sich als trügerisch.
Sorgfältig und konzentriert aufgebaut ist die Handlung. Hochhäusler verzichtet auf Dramatisierung, setzt nicht auf Tempo und Action, sondern bemüht sich die Verschränkungen von Politik, Wirtschaft und Medien realistisch zu durchleuchten. Die gleitende Kamera erzeugt nicht nur einen runden Erzählfluss, sondern immer wieder auch ein Gefühl der Überwachung. Dennoch will trotz visueller Brillanz und atmosphärischer Dichte keine Hochspannung aufkommen, denn zu blass bleiben die Figuren, zu nüchtern-sachlich und zu zurückhaltend ist die Inszenierung. 
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 9.10. bis Di 13.10.

Finding Vivian Meier: John Maloof und Charlie Siskel spüren in ihrem Dokumentarfilm dem Geheimnis der 1926 in New York geborenen Vivian Maier nach, die einerseits als unscheinbares Kindermädchen arbeitete, andererseits aber auch zahllose Alltagsfotografien machte, deren Bedeutung erst nach ihrem Tod 2009 erkannt wurde und sie zu einer der bedeutendsten Street Photographer des 20. Jahrhunderts macht.
Der Aufbau des Films erinnert an „Searching for Sugarman“. Auch hier begeben sich die Regisseure auf eine Spurensuche. Indirekt über Dritte nähern sie sich Vivian Maier, können ihr Geheimnis aber kaum klären. Sehr konventionell ist das zwar gestaltet, Talking Heads dominieren aufgrund der zahlreichen Interviews, doch weckt der Film mit immer wieder eingestreuten Fotografien, die teilweise auch von Experten kommentiert werden und Maiers Arbeit mit der von Größen wie Robert Frank oder Diane Arbus vergleichen, Lust auf dieses großartige fotografische Werk.
Gleichzeitig machen Maloof/Siskel damit aber auch den großen Widerspruch sichtbar, dass hier einerseits eine Frau mit der Kamera ihre Welt dokumentiert hat, sodass die Nachwelt nun einen Eindruck davon hat, andererseits aber von sich selbst kaum Spuren hinterließ.
Maier selbst wäre über diese Berühmtheit wohl kaum erfreut gewesen, lebte sie doch im Verborgenen. Andererseits hat sie aber auch wieder alles aufbewahrt, nichts vernichtet. Als Messie galt sie einigen deshalb oder gab es doch den Wunsch nicht vergessen und posthum entdeckt zu werden. – Die Stärke dieses Dokumentarfilms besteht eben auch gerade darin, dass nicht alles aufgeklärt werden kann, man mit Rätseln aus dem Kino entlassen wird.
Spielboden Dornbirn: Do 15.10., 16.30 Uhr + 18 Uhr