"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 08. Jun 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.6. - 15.6. 2017)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche die smarte argentinische Satire „El ciudadano ilustre – Ein ehrenwerter Bürger“. Im Schlosskino Balzers ist Brian Cox in „Churchill“ zu sehen.

El ciudadano ilustre - Ein ehrenwerter Bürger: Nach über 40 Jahren Aufenthalt im Ausland kehrt der (fiktive) erste argentinische Literatur-Nobelpreisträger Daniel Mantovani erstmals in sein Heimatdorf zurück, um eine Auszeichnung als Ehrenbürger zu erhalten. Die anfängliche Freundlichkeit der Bevölkerung schlägt aber bald ins Gegenteil um, denn der Ruhm des Autors wecken Neid und Aggressionen.
Ganz auf den von Oscar Martínez gespielten Protagonisten fokussieren Gastón Duprat & Mariano Cohn. In jeder Szene ist der bei den Filmfestspielen von Venedig als bester Darsteller ausgezeichnete Schauspieler präsent. In langen distanzierten Einstellungen, die den Zuschauer in die Beobachterposition versetzen, folgen Duprat/Cohn in dem bewusst einfach erzählten Film seinen Wegen. Mit genauem Blick und bissigem Witz decken sie so nicht nur die Arroganz des gefeierten Autors, sondern mehr noch die unterschiedlichen Reaktionen der treffend gezeichneten und perfekt besetzten Dorfbewohner auf, gleichzeitig reflektieren sie aber auch elegant über Wahrheit und Fiktion.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Do 15.6., 20.30 Uhr; Fr 16.6., 22 Uhr; Sa 17.6., 22 Uhr; Mo 19.6., 18 Uhr


Churchill:
Jonathan Teplitzky zeichnet nicht das ganze Leben Winston Churchills nach, sondern konzentriert sich auf fünf Tage vor der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944. Immer noch lastet schwer auf dem britischen Premierminister, dass er für die Katastrophe der Landung bei Gallipolli, bei der im Ersten Weltkrieg 100.000 britische Soldaten ums Leben kamen, verantwortlich war. Weil er eine Wiederholung eines solchen Ereignisses unbedingt verhindern will, stellt er sich gegen die leitenden Miliärs Dwight D. Eisenhower und Bernard Montgomery, muss aber erkennen, dass längst nicht mehr er das Sagen hat.
Dialoglastig und teilweise theaterhaft ist dieses historische Porträt, das Churchill einerseits als Choleriker, andererseits als dem Whisky stark zugeneigt und zunehmend in eine Depression fallend zeichnet. Inszenatorisch setzt Teplitzky einerseits wenig Akzente, betont andererseits vieles zu sehr. Überflüssig, weil angesichts des bekannten Ausgangs nicht spannungssteigernd, ist beispielweise der Countdown Richtung D-Day mit Tagesinserts.
Allzu offensiv wird auch der britische Premierminister als einsamer Mann inszeniert, wenn man ihn immer wieder in Totalen alleine am Strand, auf einer Wiese oder vor dem riesigen Fenster eines Sitzungssaals sieht. Pathetisch wird es, wenn Churchill vor dem Bett kniend und händeringend Gott bittet, durch schlechtes Wetter die Invasion zu verhindern, kitschig, wenn ihn seine Sekretärin mit der Erzählung über ihren als Soldat dienenden Geliebten zum Umdenken und entschlossenen Handeln bringt.
Denn demontieren Teplitzky und seine Drehbuchautorin Alex von Tunzelmann zunächst auch lange die von Brian Cox etwas übertrieben gespielte Titelfigur, so sind es letztlich doch gerade diese Schwächen, die ihn am Ende noch strahlender erscheinen lassen. Geschickt ist zweifellos dieser Aufbau des Films, denn erst durch die Überwindung der eigenen Dämonen und seiner Zerrissenheit kann Churchill Größe gewinnen.
Schlosskino Balzers: Fr 9.6. + Sa 10.6. – jeweils 18.15 Uhr; So 11.6. + Mo 12.6. – jeweils 20.30 Uhr