"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 08. Mär 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.3. – 15.3. 2018)

Am Spielboden Dornbirn geht an diesem Samstag mit dem Dokumentarfilm „Machines“ das 2nd HUMAN VISION film festival zu Ende. TaSKino Feldkirch und Filmforum Bregenz bieten dagegen mit dem Spielfilm „Die Grundschullehrerin“ Einblick in den Alltag einer leidenschaftlichen Lehrerin.

Machines: Rahul Jain entführt den Zuschauer in seinem Dokumentarfilm in die dunklen, fensterlosen Hallen einer indischen Textilfabrik. Sanft fallen die Stoffbahnen zwar auf den Boden, doch die Arbeitsbedingungen erinnern an die Anfänge des Industriezeitalters: 12-Schichten, für die gerade einmal drei Euro bezahlt werden, sind hier normal, und die Arbeiter, unter denen auch Jugendliche sind, werden immer wieder giftigen Chemikalien ausgesetzt, die zum Färben verwendet werden.
Im Blick auf Mensch und Maschine vermittelt Jain auch eindrücklich, wie die Maschinen das Handeln der Menschen bestimmen, ihn in einen Rhythmus und Bewegungsabläufe pressen und er selbst zu seiner Arbeit und dessen Produkt keinen Bezug mehr hat. Anschauungsunterricht hinsichtlich Karl Marx´ Begriff von „entfremdeter Arbeit“ wird hier geboten.
Rund zehn Minuten beschränkt sich Jain in dem auf jeden Kommentar und Musik verzichtenden Film auf die Beobachtung, dann lässt der indische Regisseur, der in den USA Film studierte, auch die Arbeiter zu Wort kommen. In Interviews klagen sie nicht nur über die Arbeitsbedingungen und den geringen Lohn, sondern auch über die Uneinigkeit der Arbeiter, die verhindert, dass eine Verbesserung der Verhältnisse durchgesetzt werden kann.
Konkrete Fakten liefert „Machines“ freilich kaum, stellt auch keinen Zusammenhang zwischen der Ausbeutung dieser Arbeiter und billiger Kleidung in den reichen Industrieländern her, den der Zuschauer freilich mitdenken kann, aber im Fluss der gewaltigen Bilder, die an die Filme von Michael Glawogger und Nikolaus Geyrhalter erinnern, und dem von den Geräuschen der Maschinen gebildeten Sounddesign prägt sich dieser Dokumentarfilm ein und bleibt haften.
Spielboden Dornbirn: Sa 10.3., 20.15 Uhr


Die Grundschullehrerin:
Hautnah begleitet Hélène Angel die Volksschullehrerin Florence (großartig: Sara Forestier) durch ihren Alltag. Realistisch und ungeschönt bietet die Französin in ihrem vierten Spielfilm Einblick in die vielfältigen Anforderungen, die die wunderbar natürlich gespielten SchülerInnen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Problemen an die Lehrerin stellen. Weil die alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Sohn zudem im Schulgebäude wohnt, über ihren Beruf aber ihr Privatleben vergisst, droht sie durch die permanente Belastung zunehmend auszubrennen.
Eindrücklich und differenziert vermittelt Angel dieses Spannungsfeld von leidenschaftlichem Einsatz für die Kinder und zwingend nötigen Phasen der Distanz und Entspannung. Bewegend vermittelt sie dabei auch das Glück, das schon kleine Fortschritte der Schützlinge für die Lehrerin bedeuten, und zeigt auch, welche Rolle die Schule als eine Insel des Friedens speziell für sozial verwahrloste Kinder bei ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben spielen kann und soll.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Di 13.3., 20.30 Uhr; Mi 14.3., 18 Uhr; Do 15.3., 20.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 15.3., 20 Uhr; Sa 17.3., 22 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 16.5., 19 Uhr