Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 06. Mär 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.3. - 13.3. 2014)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche im Kino Rio den ersten Teil von Lars von Triers „Nymphomaniac“. Am Spielboden Dornbirn schließen Peter Madsen and CIA mit „Blackmail“ dagegen ihre Reihe mit Stummfilmen von Alfred Hitchcock ab.

Nymphomaniac 1: In einem Hinterhof findet der ältere Bildungsbürger Seligman (Stellan Skarsgard) die 50-Jährige Joe (Charlotte Gainsbourg), die offensichtlich zusammengeschlagen wurde: Er nimmt die verletzte Frau mit in seine Wohnung, wo sie ihm in acht Kapiteln ihre von Sex bestimmte Lebensgeschichte erzählt.
Schon im Vorfeld sorgte Lars von Triers zweiteiliges Opus magnum, mit dem er nach „Antichrist“ und „Melancholia“ sein „Triptychon der Depression" abschließt, für Aufregung.
Zahlreiche explizite Sexszenen, mit denen der Däne sichtlich auch provozieren will, fehlen denn auch nicht, dennoch kann man „Nymphomaniac“ keinesfalls als Sexfilm abtun.
Denn einerseits versucht der Däne speziell in den Gesprächen zwischen Joe und ihrem Gastgeber unter Bezugnahme auf Philosophie, Religion und Musiktheorie vielschichtig Fragen nach dem Verhältnis von Sex und Liebe sowie leidenschaftlichem Begehren, Zwang und Freiheit zu ergründen. Andererseits zeigt sich aber auch in der formalen Gestaltung von Triers Meisterschaft.
Fulminant ist schon der Auftakt mit einer langen Schwarzblende, auf die eine nur von leisen Naturgeräuschen begleitete Erkundung eines Hinterhofs folgt,  bis die Stille abrupt und heftig von Musik der Heavy-Metal Band Rammstein unterbrochen wird. Spielerisch stellt der Provokateur Parallelen zwischen den Techniken beim Fliegenfischen und der Kunst der Verführung her, fügt mit Schrifttafeln, Diagrammen, Standfotos oder Archivmaterial Erläuterungen ein und erzählt auch nicht durchgängig chronologisch, sondern lässt Joe in ihren Ausführungen mehrfach in die Kindheit zurückkehren. Weder fehlt es an Witz wie in einer herrlich grotesken Szene, in der eine Mutter mit Kindern, die von ihrem Mann wegen Joe verlassen wurden, die neue Sexpartnerin besucht, noch an Beklemmung in dem in schwarzweiß gehaltenen Kapitel über den Tod von Joes Vaters.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 7.3. bis Do 13.3.


Blackmail: Zum Abschluss der Alfred Hitchcock-Reihe spielen Peter Madsen and CIA zum 1929 gedrehten Thriller "Blackmail". Dieser wurde zwar als Stummfilm begonnen, doch dann beschlossen die Produzenten ihn zum ersten britischen Tonfilm zu machen. Einige Szenen mussten neu mit Ton gedreht werden, andere blieben in der stummen Fassung erhalten. In die Kinos kam der Film dann sowohl in einer Tonfilm- als auch in einer Stummfilmfassung, letztere wurde allerdings viel häufiger eingesetzt, da viele Kinos noch nicht auf Tonfilm umgestellt hatten.
Im Mittelpunkt der Handlung steht eine junge Frau, die in Notwehr einen zudringlichen Maler ermordet. Mit der Lösung des Falls wird ausgerechnet der bei der Polizei arbeitende Freund der Täterin beauftragt. Zudem tritt bald ein Erpresser auf, der die Frau unter Druck setzt.
Neben „The Lodger“ ist „Blackmail“ der zweite typische Hitchcockfilm der Stummfilmzeit. Die Figuren sind differenziert gezeichnet und sind bei weitem nicht makellos, weil ihr Handeln von Liebe, Gier, Überlebenswillen und den Zufälligkeiten des Alltags bestimmt ist. Einfallsreich ist auch die visuelle Gestaltung, wobei besonders die Verfolgungsjagd im und über das Dach des British Museum, für die Hitchcock eine frühe Form der Rückprojektion benutzte, herausragt.
Spielboden Dornbirn: Mi 12.3., 20.30 Uhr