Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 06. Apr 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.4. - 13.4. 2017)

Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche in Kooperation mit Bio-Austria die anarchische Komödie „Die letzte Sau“. Im Theater am Saumarkt wird als Kinderkino Michael Steiners Verfilmung des Schweizer Jugendbuchklassikers „Mein Name ist Eugen“ gezeigt.

Die letzte Sau: Schlecht steht es nicht nur um die Landwirtschaft des bayrischen Bauern Huber, sondern auch um die Metzgerei von Willi, der noch mit Liebe Schweine schlachtet, sie achtet, statt sie maschinell zu Tausenden pro Tag hinzumetzeln. Hubers Nachbar setzt dagegen auf industrielle Produktion und baut in Brandenburg eine Mastschweinzucht auf.
Als Willi in seiner Verzweiflung Selbstmord begeht und zudem noch ein Meteorit in Hubers Hof einschlägt, reicht es dem jungen Bauern und er packt seine letzte Sau in seine Beiwagenmaschine. Ziellos scheint zunächst die Fahrt durch Deutschland, doch rasch entwickelt er sich zum Öko-Revoluzzer, der mit seinen Aktionen gegen die Massentierhaltung bald Anhänger und Nachahmer findet.
So wenig wie die alte und einfache Landwirtschaft perfekt sein will, so wenig will es Aron Lehmanns dritter Spielfilm. Der 36-jährige Regisseur setzt auf Echtheit und Herzblut in der Machart, auf Dialekt – und damit originale Sprache – der Protagonisten, statt Verfälschung.
Hier geht es weniger darum wirklich eine Geschichte zu erzählen, sondern diese dient vielmehr als Aufhänger, um Missstände in der heutigen Landwirtschaft aufzudecken und ein Umdenken anzuregen. Spürbar wird das vor allem an Hubers Voice-over, in dem sich der Wut-Bauer immer wieder belehrend und erklärend zu Wort meldet. Stören kann einen dieser Kunstgriff, doch durch den Witz und die Unbekümmertheit, mit denen hier im Stile von Protestfilmen der 1970er Jahre Kritik an aktuellen Verhältnissen geübt wird, reißt "Die letzte Sau" mit und macht dieses anarchische Roadmovie nicht nur sympathisch, sondern überträgt die Wut und rebellische Haltung geschickt auch auf den Zuschauer.
Spielboden Dornbirn: Di 11.4., 19.30 Uhr

Mein Name ist Eugen: Rasant, mit augenzwinkernder Ironie und einem Tonfall, der den einer Lausbubengeschichte genau trifft, hat Michael Steiner sehr frei Klaus Schädelins 1955 erschienenen Roman verfilmt. So hat Steiner auch die Geschichte um vier Berner Jugendliche, die von zu Hause abhauen und sich selbst nach Zürich durchschlagen, von den 1950er in die 1960er Jahre verlegt.
Jeder Leerlauf ist hier verboten, wie eine perfekt geschmierte Kinomaschine wird die Handlung abgespult. Doch das enge Drehbuchkorsett lässt weder den Schauspielern Raum und Zeit, um ihre Rollen zu entwickeln, noch dem Zuschauer, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Die Charaktere werden kaum entwickelt. Auf klischeehafte Typen reduziert sind nicht nur die Eltern, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten angehören, Polizisten oder eine Rockergruppe, sondern weitgehend auch die verschworene Gruppe der vier Jugendlichen, die sich aus zwei Anführern, einem dummen Dicken und einem verwöhnten Muttersöhnchen zusammensetzt.
Von unterschiedlichem Niveau ist auch der Witz, mal wirklich originell, mal vorhersehbar, mal billiger Klamauk und wirklich peinlich, wenn ein Sprachfehler für Lacher herhalten muss. Als mit Verve erzähltes Unterhaltungskino funktioniert somit „Mein Name ist Eugen“ zwar und kann auch Erinnerungen an die eigene Kindheit oder die Lektüre dieses Schweizer Jugendbuchklassikers wecken, doch mehr bietet diese Lausbubengeschichte kaum.
Theater am Saumarkt, Feldkirch: Mi 12.4., 14.30 Uhr