Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 05. Jän 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (6.1. - 12.1. 2017)

Filmforum Bregenz, TaSKino Feldkirch und Kino Madlen in Heerbrugg zeigen in dieser bzw. der nächsten Woche Jim Jarmuschs „Paterson“. Beim FKC Dornbirn steht der Dokumentarfilm „Hieronymus Bosch – Garten der Lüste“ auf dem Programm, in dem José Luis López-Linares dem Geheimnis von Boschs berühmtem Gemälde nachspürt.

Paterson: In seinem zwölften Spielfilm begleitet Jim Jarmusch einen dichtenden Busfahrer in Paterson, New Jersey, durch eine ganz normale, alltägliche und ereignislose Woche seines Lebens.
Wiederholung und Variation sind die zentralen Stilprinzipien, aus denen dieser wunderbar entspannte und sanfte Film seinen Reiz bezieht und mit denen er die Augen des Zuschauers schärft. Gemessen an dem, was man sonst im Kino sieht, passiert hier absolut nichts. Leergefegt von jeder dramatischen Handlung wirkt „Paterson“ geradezu – und ist doch überreich an Details.
Das reicht von der Vorliebe der Frau des Busfahrers für schwarz-weiße Muster, bis zu den zahlreichen Doppelungen, die sich durch den fein gesponnenen Film ziehen. Da spielt der Film nämlich nicht nur in Paterson, sondern auch der Busfahrer heißt Paterson und liest zudem noch mit Vorliebe William Carlos Williams fünfbändigen Gedichtband „Paterson“.
Eine Ode an das Alltägliche und das Glück im Kleinen ist dieser Film, dessen meisterhaft feinfühlige Machart sich auch im unaufdringlichen, aber wunderbar sphärischen Soundtrack von Sqürl zeigt. So bescheiden wie Paterson, in dem man das Alter Ego von Jarmusch sehen kann, ist diese unaufgeregte Perle. Niemandem muss die 63-jährige Indie-Ikone mehr etwas beweisen, braucht keine große Geschichte, sondern zaubert aus dem Banalen, das schließlich das Leben ausmacht, einen wunderbaren Film.
Und neben der Ode an das Leben und die Kunst ist dies freilich auch eine Liebeserklärung an die Stadt Paterson, in der die Kamera von Frederick Elmes die Handlung ganz selbstverständlich verankert. Nicht fehlen darf dabei freilich auch die Hauptattraktion von Paterson: der sich mitten in der Stadt ergießende Wasserfall des Passaic River.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 6.1., 22 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mi 11.1. bis Mo 16.1.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 16.1., 20.15 Uhr

Hieronymus Bosch - Garten der Lüste: Anlässlich von Hieronymus Boschs 500. Geburtstags entstand dieser Dokumentarfilm über eines der geheimnisvollsten Gemälde der Kunstgeschichte, das für vielfältigste Interpretationen offen ist. Ausgehend von faszinierten Betrachtern versucht José Luis López-Linares durch Kommentare von Schriftstellern wie Orhan Pamuk, Salman Rushdie, Cees Nooteboom, Musiker wie Ludovico Einaudi, Kunsthistoriker und Künstler die Aussage von Boschs Meisterwerk zu ergründen.
Faszinierend ist der Film, wenn er auf das Unterbild blickt, mit Infrarot einen hinter dem Vordergrund stehenden Entwurf sichtbar macht und die Frage aufwirft, wieso Bosch schließlich sein Bild doch anders als geplant ausführte. Doch insgesamt werden zu sehr Einzelszenen aus dem Triptychon herausgelöst, fehlt der Überblick und der Zuschauer wird mit Deklamationen und Interpretationen zugeschüttet, bekommt in der Fülle eine Ahnung von diesem Kunstwerk, aber letztlich bleibt wenig. Denn vieles wird angeschnitten, aber nichts ausgeführt, sodass sich die Einzelteile – ganz im Gegensatz zu Boschs Bild – nicht zu einem Gesamteindruck fügen. Trotz eines vielfältigen und einfallsreichen Soundtracks, durch den der Film phasenweise einen Sog entwickelt, bleibt das Gefühl, dass hier ein Regisseur seinen Stoff letztlich nicht in den Griff bekommen hat.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 11.1., 18 Uhr + Do 12.1., 19.30 Uhr