Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 04. Jän 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.1. - 11.1. 2018)

Die Bludenzer LeinwandLounge startet mit dem Künstler-Biopic „Maudie“ ins neue Jahr. Das Takino Schaan zeigt nochmals eine neue, russische Verfilmung von Leo Tolstois „Anna Karenina“.

Maudie: Aisling Walsh zeichnet in ihrem Spielfilm das Leben der körperlich behinderten kanadischen Folk-Art-Künstlerin Maud Lewis (1903 – 1970) und ihrer Beziehung und Ehe zu Everett Lewis nach.
Nie wird der Film, dessen Bilder (Kamera: Guy Godfree) des in Nova Scotia gelegenen Küstendorfs Marshalltown und seiner Umgebung an Gemälde erinnern, den engen Lebensraum von Maud und Everett verlassen. Fest verankert in dieser Landschaft wird dieses Biopic damit, das einerseits vom langsamen Aufstieg Mauds zu Berühmtheit bis hin zu Fernsehinterviews und dem Verkauf eines Bilds an Vizepräsident Nixon, andererseits von der langsamen Öffnung und Annäherung des zunächst rauen und groben Everett erzählt.
Emotional schwere Geschütze fährt Walsh dabei in der Schilderung von Mauds Ausbeutung und Demütigung durch ihre Familie auf und verklärt in dem rund, aber auch sehr konventionell erzählten Film ihre Protagonistin zur makellosen Heiligen.
Vor allem bietet die Irin aber ihren beiden Hauptdarstellern Ethan Hawke und Sally Hawkins eine Plattform, um ihr Können zu demonstrieren. Da versteht es Hawkins den Zuschauer mit ihrem Spiel ebenso zu rühren wie Hawke bravourös die schwierige Aufgabe meistert, hinter der rauen Schale Everetts schließlich doch ein liebendes Herz spürbar zu machen, sodass sich „Maudie“ über diese Charaktere in die Herzen der Zuschauer einschleicht.
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 10.1., 19 Uhr

Anna Karenina – Vronsky´s Story: Zahlreich sind die Verfilmungen von Leo Tolstois 1878 erschienenem Roman. Karen Schachnasarow wählt allerdings eine andere Perspektive: 30 Jahre nach dem Tod Anna Kareninas (Jelisaweta Bojarskaja) lässt er ihren Geliebten Graf Wronski (Maxim Matwejew) in einem Militärlager im russisch-japanischen Krieg  auf Annas Sohn Sergej treffen. Auf Sergejs Bitte erzählt Wronski ihm in Rückblenden die Geschichte seiner Liebe zu Anna.
Schnörkellos inszeniert Schachnasarow, fokussiert ganz auf der Dreiecksbeziehung zwischen Anna, ihrem gefühlskalten, in erster Linie an der Erhaltung der äußeren Fassade interessierten Ehemann (Witali Kischtschenko) und Wrosnki und spart die Parallelhandlungen des Romans aus. Eindringlich arbeitet der 65jährige Regisseur, der Direktor der russischen Filmgesellschaft Mosfilm und Anhänger Wladimir Putins ist, heraus, wie Anna am Ausschluss aus der vornehmen Gesellschaft, zu der ihr Verlangen nach einem selbstbestimmten Leben und individuellem Glück führt, zerbricht, zeigt aber auch, wie Wronski nie über ihren Tod hinweggekommen ist.
Konventionell, aber großzügig ist das inszeniert, bietet nicht nur mit einer Ballszene, bei der sich Anna und Wronski näherkommen, und einem Pferderennen, bei dem Annas Gefühle für den charmanten Offizier ihrem Mann bewusst werden, prächtiges Ausstattungskino alter Schule. Entbehrlich gewesen wären zwar die Zeitlupenaufnahmen beim Pferderennen oder bei Annas verzweifelter Suche nach ihrem Geliebten am Ende, dennoch entwickelt der über zweistündige Film dank starker Schauspieler und opulenter Bilder zumal in seiner ersten Hälfte große emotionale Kraft.
TaKino Schaan: Sa 6.1., 18 Uhr