"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 03. Dez 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.12. - 10.12. 2015)

Am Spielboden Dornbirn läuft diese Woche der britisch-neuseeländische Western „Slow West“. Im Metrokino Bregenz zeigt das Filmforum das österreichische Teenagerdrama „Chucks“.

Slow West: Im amerikanischen Westen der 1870er Jahre schließt sich ein schottischer Teenager auf der Suche nach seiner großen Liebe einem wortkargen Outlaw an, der ihn durch diese Welt der Gewalt führt.
Der Brite John Maclean, der als Musiker und Gründer der Indie-Band „The Beta Band“ bekannt wurde und im Bereich des Films bislang nur einige Musikvideos gedreht hat, setzt nicht auf Spannungsaufbau und Emotionalisierung. Vielmehr reiht er locker in einem kühl-distanzierten Erzählton, der an Monty Hellmans „Das Schießen“ oder „Der Ritt im Wirbelwind“ erinnert, Episoden aneinander und macht den Zuschauer bewusst zum distanzierten Begleiter. Den Mythos vom Western als einer glorreichen Zeit und von großen Helden dekonstruiert er in der lakonischen Inszenierung und im permanenten Ausbruch von Gewalt, feiert aber andererseits auch den Western im Katalog klassischer Motive, die hier durchlaufen werden.
In der Begegnungen mit Immigranten unterschiedlichster Nationalitäten erzählt „Slow West“ auch von der multikulturellen Grundlage der USA, gleichzeitig aber auch von der Gewalt, auf der diese Großmacht gründet. Im Kontrast dazu stehen aber wieder die prächtigen in warme Farben und Licht getauchten Bilder, die majestätische Natur mit weiter Prärie im Vordergrund, verschneiten Bergen im Hintergrund, mit rotbraunen Sandsteinfelsen, lichten Wäldern und weiten gelben Kornfeldern. So schwingt bei diesem ungewöhnlichen Genrefilm in der Kontrastierung von Schönheit der Landschaft und Grausamkeit und Gier der Menschen immer auch eine gehörige Portion Melancholie mit.
Spielboden Dornbirn:
Fr 4.12., 20 Uhr


Chucks:
Mit ihren langen feuerroten Haaren sticht die 16-Jährige Michaela (Anna Posch), die alle nur Mae nennen, überall heraus. Nah folgt die Kamera von Wolfgang Thaler ihr, in jeder Szene ist dieser Teenager präsent. Nichts will sie seit dem Krebstod ihres Bruders, dessen „Chuck Converse“-Turnschuhe sie zur Erinnerung trägt, mit ihrer Mutter zu tun haben, lebt lieber mit ihren Kumpels in einem Abbruchhaus, pöbelt Passanten an und besprayt Wände. Als sie deswegen zu einer Sozialstrafe verurteilt wird, lernt sie im Aids-Hilfe-Haus den etwas älteren, an Aids und Hepatitis C leidenden Fotografen Paul (Markus Subramaniam) kennen.
Nach der Liebe im Alter in „Anfang 80“ erzählen Sabine Hiebler und Gerhard Ertl in „Chucks“ nach dem gleichnamigen Roman von Cornelia Travnicek von Liebe und Tod im Jugendalter. Ganz auf die von Anna Posch mit großem Engagement und sehr lebensecht gespielte Mae zugeschnitten ist der Film, der in einem Wiener Milieu abseits von Postkartenansichten spielt. Intensiv und bewegend vermittelt sie die Wut und Verletztheit dieses Teenagers, aber auch ihre langsame Wandlung. Starker Gegenpol dazu ist Markus Subramaniam in der Rolle des besonnenen und ruhigen Paul. Nebenfiguren gewinnen dagegen kaum Profil.
Einfühlsam ist der Blick des Regieduos und überzeugend wandelt sich mit Mae auch der Ton dieser Coming-of-Age-Geschichte, die nach rauem und aufgekratztem Beginn sanfter und gefühlvoller wird. Vorzüglich unterstützt wird die Stimmung durch zahlreiche Songs von angesagten Musikern und Bands wie Soap & Skin, Clara Luzia und Bilderbuch. Die Handlung allerdings ist reichlich schematisch angelegt und schon beim ersten Blickkontakt zwischen Mae und Paul ist vorhersehbar, wie es weiter gehen wird.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 9.12., 20 Uhr + Fr 11.12., 22 Uhr