Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 03. Mai 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.5. - 10.5. 2018)

Beim Filmforum Bregenz steht diese Woche mit „Django - Ein Leben für die Musik“ ein Spielfilm über den legendären Gitarristen Django Reinhardt auf dem Programm. Der Spielboden Dornbirn schließt dagegen die heurige Kooperation mit dem Linzer Filmfestival Crossing Europe mit einer Aufführung von Tom Lass´ hinreißendem Liebesfilm „Blind & Hässlich“ ab.

Django – Ein Leben für die Musik: Étienne Comar zeichnet in seinem Debüt nicht das Leben des großen Sinti-Gitarristen Django Reinhardt nach, sondern konzentriert sich ganz auf dessen Flucht aus dem von den Nazis besetzten Frankreich im Herbst 1943.
Statt in anekdotisches Abhaken von Lebensstationen abzugleiten, erzählt Comar so schlüssig und geradlinig von diesem zentralen Ereignis in Reinhardts Leben. Wird er am Beginn bei einem Auftritt in Paris noch gefeiert, so fordert ihn bald seine Geliebte mit Hinweis auf Deportationen und Ermordung von Sintis durch das Nazi-Regime zur Flucht in die Schweiz auf. Doch die Schlepper an der Grenze halten den Musiker immer wieder hin.
Comar forciert die Bezüge zur Gegenwart nicht, erzählt aber unübersehbar in der historischen Geschichte auch vom aktuellen Flüchtlingselend, will gleichzeitig aber auch mit der privaten Geschichte in einem Schlussfoto von zahlreichen ermordeten Roma und Sinti an diesen Völkermord erinnern, dem 500.000 Menschen zum Opfer fielen.
Wirklich mitzureissen vermag dieser Film aber nicht. Denn auch die großartige Musik kann nicht über die ausgesprochen biedere Erzählweise, die statt Verdichtung auf eine brave Abfolge der Ereignisse setzt, hinwegtäuschen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 4.5., 22 Uhr

Blind & Hässlich: Tom Lass setzt bei seiner hinreißenden Tragikomödie voll auf Improvisation. Mehr als ein grobes Konzept gab es für diese Liebesgeschichte zwischen einer jungen Frau (Naomi Achternbusch), die vorgibt blind zu sein, und dem psychisch angeschlagenen und suizidgefährdeten Ferdi (Tom Lass) nicht, die Szenen und Dialoge wurden spontan entwickelt.
Durch diese Inszenierungsmethode, die man von den amerikanischen Mumblecore-Filmen kennt, gewinnt „Blind & Hässlich“ eine Frische, eine Natürlichkeit und Offenheit, die man im deutschen Film selten findet. Nebensache ist die eigentliche Geschichte hier, dient vor allem als roter Faden, an dem wie an einer Perlenkette zahlreiche umwerfende Szenen von einem Autoverkauf über einen Besuch beim Augenarzt und Therapiesitzungen Ferdis in seiner WG für betreutes Wohnen sowie mit seiner Psychiaterin bis zu einer Feier mit einem Hausmeister aufgereiht werden.
Wunderbar unbefangen geht Lass auch mit dem Thema Behinderung um, blickt aber mit solcher Liebe auf seine angeschlagenen Protagonisten, dass man sie und diesen herrlich schrägen, aber ungemein warmherzigen und menschlichen Film rasch ins Herz schließen muss.
Spielboden Dornbirn: Di 8.5., 19.30 Uhr