Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 30. Mär 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (31.3. - 6.4. 2017)

Im Heerbrugger Kino Madlen wird diese Woche der griechische Episodenfilm „Worlds Apart“ gezeigt. Im TaKino Schaan steht Spike Jonzes großartige Verfilmung des Bilderbuchs „Wo die wilden Kerle wohnen“ auf dem Programm.

Worlds Apart: Anhand von drei Liebesgeschichten, die am Ende miteinander verknüpft werden, zeichnet Christopher Papakaliatis schlaglichtartig ein Bild des von Krisen geschüttelten Griechenlands von heute: Eine Studentin verliebt sich in einen syrischen Flüchtling, ein Büroangestellter in eine schwedische Unternehmensberaterin, die in seinem Betrieb Umstrukturierungen – respektive also Entlassungen – durchführen soll, und schließlich eine griechische Hausfrau, die sich die Lebensmittel im Supermarkt nicht mehr leisten kann, in einen pensionierten deutschen Historiker.
Die breite Streuung, aber auch die Hoffnung, die „Worlds Apart“ letztlich verbreitet, dürften den großen Erfolg des Films erklären, der in Griechenland mit 700.000 Eintritten mehr Zuschauer als „Star Wars“ in die Kinos lockte. Unübersehbar ist aber, dass Papakaliatis zu viel hineingepackt hat. Da mögen die Schauspieler noch so überzeugend spielen, einfühlsam die schwierige Situation ihrer Figuren vermitteln, so bleibt in der Fülle doch vieles ausgesprochen holzschnittartig, bleibt mehr Behauptung als wirklich ausformuliert zu werden.
Nicht aus den Liebesgeschichten heraus entwickeln sich hier die Einblicke in die Problemfelder, sondern vielmehr sind die Episoden gerade darauf angelegt, um etwas zu beweisen und zu demonstrieren. Konstruiert ist zweifellos jeder Film, doch hier bleibt die Konstruktion immer spürbar.
In sich funktionieren die Episoden aber durchaus, bewegen, ohne in Sentimentalität abzugleiten. So bleibt insgesamt ein durchaus gefällig inszenierter, unterhaltsamer und in der Verknüpfung von individuellen Geschichten und gesellschaftlicher und politischer Situation interessanter Film, doch es bleibt auch das Gefühl zurück, dass hier mehr drinnen gewesen wäre.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 3.4., 20.15 Uhr

Wo die wilden Kerle wohnen: Was macht ein neunjähriger Junge, wenn niemand für ihn Zeit hat und auch auf seine teils aggressiven Versuche Aufmerksamkeit zu erregen niemand reagiert? – Er flüchtet in eine Fantasiewelt.
Gerade mal 18 Bilder und 333 Worte umfasst Maurice Sendaks 1963 erschienenes, klassisches Bilderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“. Kaum vorstellbar, dass man daraus einen abendfüllenden Spielfilm machen kann. Spike Jonze aber gelang es zusammen mit dem Autor Dave Eggers die schmale Vorlage zu einem 26- seitigen Drehbuch zu erweitern, das dem Geist Sendaks treu bleibt.
Wie freilich Sendaks Buch schon bei seinem Erscheinen aufgrund der Gewalttätigkeit teilweise auf Kritik stieß, so muss auch bei Jonzes Verfilmung die Etikettierung als Kinderfilm in Frage gestellt werden. Weil der Amerikaner nicht an einer kitschigen Oberfläche interessiert ist und in der Schilderung der Familiensituation realistisch bleibt, ist sein Film teils bedrückend, gleichzeitig aber auch von einer Lust an anarchischen Aktionen in der Fantasiewelt, die Kinder auf falsche Gedanken bringen könnten.
Jonze erzählt ganz aus der Perspektive des neunjährigen Max. Voll Wärme und Mitgefühl, ungemein sanft und zart ist sein Blick auf dessen Einsamkeit und Sehnsüchte. Spürbar ist in jeder Szene, mit wie viel Liebe und Leidenschaft dieser Film gemacht wurde.
Die Fantasiewelt, in die Max flüchtet, ist aber nicht abgehoben, sondern vielmehr spiegeln sich darin seine realen Probleme. Vom Kind wird Max dabei in diesem melancholisch-fantasievollen Film, zu dessen Atmosphäre die wunderbare Musik von Karen O. entscheidend beiträgt, zum Heranwachsenden und lernt auch die überforderte, alleinerziehende Mutter  verstehen.
Takino Schaan: Mi 5.4., 14.30 Uhr