Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Walter Gasperi · 03. Jul 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.7. - 9.7. 2015)

Beim Open-Air von "Hard-Movie" läuft dieses Wochenende am Bodenseeufer unter anderem Bennett Millers meisterhaftes Drama "Foxcatcher". Wes Andersons vor Einfallsreichtum nur so sprühende Komödie "Grand Budapest Hotel" gibt es dagegen im Hangar der Firma Wucher in Ludesch zu sehen.

Grand Budapest Hotel: In seinem achten langen Spielfilm entführt der Texaner Wes Anderson den Zuschauer in einen fiktiven osteuropäischen Staat der 1930er Jahre, der sich nicht an der historischen Realität, sondern am Bild orientiert, das im Hollywoodkino der 30er Jahre von Europa gezeichnet wurde. Mehrfach in Rückblenden verpuppt erzählt Anderson von den haarsträubenden Abenteuern des legendären Concierge M. Gustave (Ralph Fiennes).
Der Inbegriff der Höflichkeit war dieser Hotelangestellte, erfüllte auch die sexuellen Wünsche seiner weiblichen Gäste. Als Dank dafür vermachte ihm eine vornehme Dame (Tilda Swinton) bei ihrem Tod das wertvolle Gemälde "Jüngling mit Apfel". Die gierige Familie der Verstorbenen versucht das Testament aber sogleich auch mit kriminellen Mitteln anzufechten. So landet Gustave bald im Gefängnis, während ein psychopathischer Killer sich anschickt Mitwisser des Testaments aus dem Weg zu räumen. Gleichzeitig droht im Hintergrund ein Krieg auszubrechen.
Nur kurz angerissen ist damit die Handlung, denn Anderson ist in seiner Erzähllust nicht zu bremsen. Im Stil der Hollywoodfilme der 30er Jahre hat er "The Grand Budapest Hotel" im fast quadratischen 4:3-Format gedreht, fügt spielerisch ein paar Animationsszenen ein, wechselt am Ende zu Schwarzweiß, erzählt im Zentrum aber in den für ihn typischen kräftigen Farben und überlegt kadrierten Einstellungen.
Doch nicht nur formal sprüht diese Tragikomödie vor Einfallsreichtum sondern auch inhaltlich. Denn was als Hotelgeschichte beginnt, wandelt sich bald zu einem Film über einen Kunstraub, bald zu einem Gefängnisfilm mit einer aberwitzigen absurden Ausbruchsszene, führt auf eine verschneite Bergspitze, auf der sich ein Kloster befindet, und dann wieder in rasender Ski-Schlitten-Verfolgung talwärts.
So sehr man den Einfallsreichtum, die liebevolle Gestaltung, die Zeichnung der skurrilen Typen und die souveräne Erzählweise aber bewundert, emotionalen Zugang findet man bei diesem Tempo zu den Figuren kaum und fühlt sich am Ende dieses zweifellos atemberaubenden filmischen Ritts gerade angesichts der Überfülle vielleicht auch etwas erschlagen.
Firma Wucher Helicopter, Ludesch:
Fr 3.7., 19.30 Uhr


Foxcatcher:
Im Rahmen der „Hard-Movie“ wird dieses Wochenende neben der französischen Erfolgskomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ und Morten Tyldums Drama „The Imitation Game“ auch Bennett Millers meisterhafter „Foxcatcher“ gezeigt. Auch wenn es um die reale Beziehung zwischen dem Olympiasieger im Ringen Mark Schultz und den US-Milliardär John E. du Pont geht, ist dies kein Ringer- oder Sportlerfilm, sondern in erster Linie, ein herausragend gespieltes psychologisches Drama.
Großartig und mit wunderbarer Zurückhaltung spielt der Komiker Steve Carell du Pont. Fast nie lässt er sich aus der Ruhe bringen, spricht monoton und leise, erlaubt aber keine Widerrede und akzeptiert keine Absage. Nicht minder beeindruckend ist Channing Tatum, der sehr körperlich mit langsamem, schaukelndem Gang Mark Schultz als etwas dümmlich wirkenden Mann spielt, der noch nach seinem Weg im Leben sucht, nach Selbstständigkeit strebt und sich dann doch nur aus der Abhängigkeit vom großen Bruder zu der von du Pont begibt.
Nach außen hin passiert im Grunde nicht viel. Die Stärke liegt in der Figurenzeichnung, im genauen, aber beiläufigen Blick aufs Milieu und die Gesten. Still kocht dieser Männerfilm vor sich hin, wunderbar zurückgenommen ist auch der Musikeinsatz. Kein großes Drama wird entwickelt, keine spektakulären Plotpoints gesetzt, doch in der ungemein konzentrierten Inszenierung und im langsam, aber perfekt aufgebauten Drehbuch von Max Frye und Dan Futterman entwickelt „Foxcatcher“ packende Kraft und große Vielschichtigkeit.
Stedepark Hard (beim Dorfbach-Hafen):
Sa 4.7., ab 19.30 Uhr Vorprogramm, Filmbeginn bei Einbruch der Dunkelheit