"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 02. Jun 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.6. - 9.6. 2016)

Beim Filmforum Bregenz steht diese Woche die eindrückliche kirgisische Bauerngeschichte „Nomaden des Himmels“ auf dem Programm. Im Andelsbucher Gasthof Jöslar wird die bitterböse Balkankriegs-Komödie „A Perfect Day“ gezeigt.

Nomaden des Himmels - Sutak: Langsam schwenkt die Kamera von den mächtigen Bergen Kirgisistans über ein Hochtal, bis ein Haus ins Blickfeld kommt. Daneben steht aber auch eine Jurte, in der ein alter Mann mit Frau, verwitweter Schwiegertochter und deren Tochter lebt. Traditionelles bäuerliches Leben und Moderne treffen so in Mirlan Abdykalykovs Spielfilmdebüt „Nomaden des Himmels“ schon in der ersten Einstellung mit den unterschiedlichen Behausungen aufeinander.
Verstärkt wird dieser Gegensatz sogleich noch, wenn der Bewohner des Hauses mit einem SUV durch das Tal fährt, während daneben der alte Mann auf einem Pferd reitet. Lebt die Familie von Pferdezucht, so arbeitet der Mann in dieser noch ursprünglichen Gegend als Meteorologe.
Alte Legenden wie die von Sütak, die wegen einer damals unerlaubten Liebe in einen Vogel verzaubert wurde, bestimmen hier immer noch das Leben. Doch auch der Alltag der Familie befindet sich im Umbruch. Denn während der Großvater offen für das Neue ist und den Enkel zum Studium in die Stadt geschickt hat, lehnt seine Frau alle Veränderungen ab. Die Schwiegertochter wiederum, die eine stille und sanfte Liebe mit dem Meteorologen verbindet, ist zerrissen zwischen traditionellen Regeln und ihren Gefühlen.
Unaufgeregt, aber mit genauem Blick für das alltägliche Leben erzählt Abdykalykov diese einfache Geschichte. Er lässt den Einstellungen Zeit zum Atmen und den Gefühlen Zeit sich in den Bildern aufzubauen. In der geduldigen Erzählweise lässt er in den Lebensrhythmus dieser archaischen bäuerlichen Welt eintauchen, deren Beschwerlichkeit und Mühsal er dabei allerdings auch etwas verheimlicht. Ohne Dramatik schildert der 33-jährige Kirgise in starken und ruhigen Bildern den langsamen Einbruch der Moderne und auch die Sehnsucht der Jungen nach dieser Moderne, bleibt zwar ganz im Hochtal, lässt aber in Gesprächen doch die Verlockungen der Stadt und das damit verbundene befreitere Leben hereinschwingen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 3.6., 22 Uhr
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 27.6., 20.15 Uhr


A Perfect Day:
Fernando Leon de Aranoa schickt zwei Freiwillige einer internationalen Hilfsorganisation in den zu Ende gehenden Balkankrieg und rechnet mit Feindbildern und Bürokratie ab, bei denen die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.
Unzimperlich und offen, sich nicht um politische Korrektheit kümmernd, inszeniert der Spanier mit leichter Hand und hält sicher die Balance zwischen scharfem Witz und bewegenden Momenten. Souverän verleiht er seiner kompakten schwarzen Komödie, die man zurecht schon mit Robert Altmans „Mash“ oder David O. Russells „Three Kings“ verglichen hat, zudem mit einem fetzigen Soundtrack, der zwischen Songs von The Velvet Underground, Marilyn Manson, Lou Reeds „There is no Time (for Optimism)“ und Peter Segers „Where have all the Flowers gone“ bis zu Balkan-Rock wechselt, Schwung.
An einer kleinen Episode, deren Handlung sich nur über einen Tag erstreckt, deckt de Aranoa in seinem bestechend geschriebenen Film, der auf dem von ihm selbst adaptierten Roman "Dejarse Llover" der spanischen Schriftstellerin Paula Farias beruht und von starken Schauspielern getragen wird, den Irrsinn dieses Krieges unter Nachbar auf. Vorzüglich harmonieren dabei Benicio del Toro, Tim Robbins und Olga Kurylenko, zeichnen in zurückhaltendem Spiel, aber mit starker physischer Präsenz markante Charaktere mit Eigenheiten und lassen spüren, dass sie mit sichtlichem Spaß bei der Sache sind.
Gasthof Jöslar, Andelsbuch: So 5.6. – 18 Uhr Menü – 20 Uhr: Filmbeginn